Die 2019-er Version des Fendt Rogator hat eine Gestängehöhenführung von 36 Metern.

Beim Fendt Rogator 300 wurde die maximale Arbeitsbreite der gezogenen Feldspritze mit neuer Gestängehöhenführung auf 36 Metern erweitert. - (Bild: Fendt)

Das Streben nach Effizienz in Kosten und Ertrag macht auch vor den globalen Kornkammern nicht Halt. Klimatische Instabilität, wirtschaftlicher Druck auf den Nahrungsmittelmärkten und die Subventionspolitik sind wesentliche Faktoren, die das (Über)Leben der Landwirte heute beeinflussen. Den Hilfsmitteln der Bauern und Agrarökonomen kommt daher eine immer wichtigere Bedeutung zu: Agrartechnik muss heute hochpräzise gesteuert werden. Sie muss verlässliche (Feld-)Daten ausspucken, die den Landwirt den Einsatz von Saatgut und Düngemittel genau aussteuern lassen.

Ein gutes Pferd springt immer nur so hoch, wie es muss. In diesem Sinne spielen die fluidtechnischen Komponenten der Mobilhydraulik eine entscheidende Rolle. Das hat die Agritechnica 2019 im Entwicklungsumfeld des Precision Farming eindrucksvoll bewiesen.

Sämaschine von Horsch

Im Bereich Saatgutablage präsentierte Horsch Innovationen für die Sämaschine Pronto DC. Mit dem neuen TurboDisc 3 Doppelscheibenschar wird bei unterschiedlichen Anforderungen und Böden das Saatgut präzise abgelegt. Bei grobem Saatbett sorgt das PowerDisc Parallelogramm-Schar für eine sichere Einbringung. Großdimensionierte, mit Öl gefüllte und Gleitring abgedichtete Doppelrollenkugellager sorgen für geringen Verschleiß der Scheiben und zusammen mit deren Design für hohe Stabilität. Einsparungen bei Saatgut, Dünger und Mikrogranulat werden durch die GPS-gestützte Teilbreitenabschaltung, genannt SectionControl, erzielt. Beim Verteilerturm RowControl können dank innovativer Saat- und Luftführung einzelne Reihen abgeschaltet und durch freie Kombination von Spurabstand und -breite Überlappungen oder Leerstellen verhindert werden. Die Einstellung, Bedienung und Überwachung der Sätechnik wird dem Landwirt mit dem I-Manager Isobus-Bedienkonzept erleichtert. Ziel der soft- und hardwarebasierten Plattform ist es, eine möglichst hohe Anzahl an Sektionen und Komponenten für die Dosierung sowie ein voll diagnosefähiges System für die Sätechnik bereitzustellen. Da die Betriebszeit von Maschinen allgemein ein kritischer Faktor ist, werden Kunde, Maschine und Hersteller für die vorausschauende Wartung per WLAN-basiertem SmartCan vernetzt. Über die MobileControl App auf dem Smartphone kann der Kunde an Maschinen mit SmartCan Modul einzelne Funktionen wie beispielsweise Abdrehen, Düsentests oder einen Reihentest fahren. Über die kabellose Verbindung lassen sich zukünftig Maschinendaten mit Farm Management Systemen austauschen, Ferndiagnosen bei Fehlermeldungen oder auch Software-Updates durchführen. Das System wird an den agrirouter, die universelle und herstellerübergreifende Datenaustauschplattform für Landwirte, angebunden.

Mähholmentlastung und Schnitthöhe hydraulisch regeln

Krone zeigte eine Reihe neuer gezogener Mähwerke aus der EasyCut-Serie mit größerem Vorgewendeaushub, verbesserter Querpendelung und Arbeitsbreiten bis zu 3,6 Meter. Der Rollenaufbereiter mit 25 cm dicken, profilierten Walzen sichert den Gutfluss auch bei blattreichen Erntegütern oder steinigen Böden. Durch die Optimierung der Abstände zwischen den Mähscheiben des SmartCut Mähholms wird bei schwierigen Erntebedingungen und voluminösen Futtermengen eine höhere Flächenleistung mit sauberem Schnitt erreicht. Zur Erhöhung der Stabilität und Langlebigkeit ist der Mähholm lebensdauergeschmiert und rundum verschweißt. Die Hydraulik zur Mähholmentlastung kann direkt aus der Kabine gesteuert werden. Optional lässt sich auch die Schnitthöhe hydraulisch regeln. Die neue, kompakte Rundballenpresse Comprima Plus sorgt mit kontinuierlichem Futterfluss über die gesamte Kanalbreite bis in die Randbereiche und präzisem Zwangsschnitt für erhöhte Leistung und festen Ballenkanten. Die Ballendichte kann für unterschiedliche Erntematerialien über die elektrische Pressdruckverstellung vom Traktorsitz aus geregelt werden. Über das Tractor-Implement-Management-System (TIM) laufen Funktionen wie die Steuerung der Heckklappe vollautomatisch ab. Ausfallzeiten durch Wartungsarbeiten an der Ballenpresse werden durch die serienmäßig verbaute automatische Öl- und Fettschmierung minimiert. Weitere Optimierungen bringt das optional verfügbare Isobus-Terminal CCI 800, auf dessen farbigem MultiTouch-Display drei Funktionen angezeigt werden. Durch die Kompatibilität mit SectionControl werden bereits bearbeitete Flächen erkannt und Mäheinheiten oder Kreisel automatisch angehoben.

Schüttlermähdrescher von Claas

Bei Schüttlermähdreschern brachte Claas mit Lexion 6000 und 5000 zwei neue Maschinen mit erhöhter Dresch- und Abscheideleistung dank komplett neuem Dreschwerk mit auf die Agritechnica. Ein besonderes Merkmal des APS Synflow Walker sind die geringen Umschlingungswinkel durch die 755, beziehungsweise 600 Millimeter großen Durchmesser von Dresch- und Abscheidetrommel. Im Zusammenspiel mit der Synchronisation der zwischen 160 und 920 Umdrehungen pro Minute liegenden Trommeldrehzahlen entsteht so ein gradliniger und schonender Gutfluss. Gleichzeitig wird der Kraftstoffverbrauch reduziert. Die Verstellung aller Dreschkorbsegmente erfolgt parallel und hydraulisch im Bediensystem Cebis. Das ermöglicht eine schnelle Anpassung an Fruchtarten und Einsatzbedingungen. Durchsatz und Druschqualität werden selbständig von der Cemos Automatic über die Regelung der Maschineneinstellung optimiert. Die neue lasergesteuerte Lenkung führt die Maschine entlang der Bestandskante. Der im Kabinendach integrierte Scanner erkennt dabei automatisch den Erntevorsatz.

Hydropneumatische Einzelradfederung bei Fendt

Neben verschiedensten Innovationen stellte Fendt im Bereich der Pflanzenschutztechnik die automatische Düsensteuerung OptiNozzle vor. Auf Basis der vom Fahrer definierten Ausbringmenge, dem angestrebten Grad der Abdriftreduktion und erforderlichem Druck für das optimale Tropfenspektrum wählt das System automatisch die passende Düse oder Düsenkombination. Dadurch wird nicht nur die Geschwindigkeit während des Aufbringvorgangs erhöht, sondern selbst bei wechselnden Geschwindigkeiten oder Ausbringmengen die gewünschte Abdriftminderungsklasse erzielt. Die gezogene Feldspritze Fendt Rogator 300 errechnet beispielsweise die optimale Geschwindigkeit passend zu Düsenparametern, angestrebter Abdriftreduktion und Ausbringmenge. Über die TIM-Funktion kann das Gerät so einen Fendt Vario Traktor automatisch steuern. Die Applikationsgenauigkeit kann ab einer Spurbreite von 1,8 m mit der neuen hydropneumatische Einzelradfederung für die Rogator 300, insbesondere bei Kurvenfahrten, schwierigen Straßenverhältnissen und Hanglagen, noch weiter erhöht werden. Die automatische Niveauregulierung Stability Control stellt unabhängig vom Beladungszustand mit stets kompletten Federweg eine stabile Lage sicher. Zusätzlich gleicht die Einzelradaufhängung parallele Höhenunterschiede am Hang von bis zu 7 Grad beziehungsweise 12 Prozent aus.

Smart Farming mit FendtOne

Smart Farming auf Knopfdruck bietet Fendts neue, einheitliche Bedienplattform FendtOne, die erstmalig im 700 Vario Traktor vorgestellt wird. Ob Spurführungsfunktion, Planung von Arbeitsaufgaben oder Management von Felddaten – alles lässt sich vom Büro oder einem mobilen Endgerät einstellen und per Mobilfunk direkt in die Traktorkabine übertragen. Mit dem Task Manager können etwa Pflanzenschutzanwendungen mit mehreren Mitteln auf einer Fläche schnell erstellt werden. Mit Guide Sync lassen sich zukünftig die Daten zu Feldgrenzen, Spurlinien oder Hindernissen auf allen registrierten Maschinen synchronisieren. Flächen werden dadurch hocheffizient ausgenutzt und der Kraftstoffverbrauch durch Abstimmung über den gesamten Maschinenbestand reduziert. FendtOne unterstützt den Anwender auch bei der Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben zur Dokumentation, selbst bei der Verwaltung von gemischten Flotten, da es sich um ein offenes und herstellerunabhängiges System mit Anbindung zur Datenaustauschplattform agrirouter handelt.

App für präzise Landwirtschaft

Auch Elektronikspezialist Reichardt integriert mit der Command-App Smart Farming in die tägliche Arbeit der Landwirte. Dabei kommuniziert die Anwendung von einem mobilen Endgerät aus per WLAN mit dem Fahrzeug Isobus-kompatibel. Die App beinhaltet drei Features für Precision Farming. Für die visuelle Spurführung werden GNSS-Positionsdaten verwendet, RTK Korrekturdaten sind ebenfalls möglich. Feld- und Vorgewendegrenzen sowie Ausschlussflächen und Hindernisse können aufgezeichnet werden. Über ein Upgrade zu dem automatischen Lenksystem stehen Leistungen wie Felderkennung sowie Kontur-, Fahrgassen-, Beet- und Asynchron-Modus zur Verfügung. Exaktes, automatisches Wenden der Maschine im Vorgewende in die nächste Spur optimiert Zeit, Boden- und Umweltbelastung. Integriert sind ebenfalls vier ISO-BUS-Features. Arbeitsschritte lassen sich situationsbedingt starten und Arbeitszeiten, Ausbringmengen und Kulturarbeiten direkt an den Endgeräten dokumentieren. SectionControl, die automatische An- und Abschaltung von Teilbreiten an Sähmaschinen und Pflanzenschutzspritzen, erhöht die Effizienz und schont die Umwelt. Ergänzt wird dies durch die variable Ausbringung von Betriebsmitteln. Durch die Speicherung der Daten auf dem mobilen Endgerät ist keine dauerhafte Onlineverbindung für die Arbeit mit der App notwendig.

Zukunftstechnologien zu smarter Landwirtschaft

Im Rahmen des Förderprogramms „Europäischer Fonds für regionale Entwicklung – EFRE“ wird das Forschungsprojekt Etarob vom Team des Maskor-Instituts der FH Aachen als Unternehmen gegründet. Ziel ist, den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft radikal zu reduzieren. Dazu unterscheidet der hybridelektrisch getriebene Feldroboter autonom anhand der Struktur Pflanzen von Unkraut und beseitigt letzteres sofort per Elektroschock. Alternativ kann punktuell gedüngt werden. Unkraut im Weinberg soll es dank einer Zusammenarbeit mit der Firma Zasso bald an den Kragen gehen. Den Einsatz als Erntehelfer können sich die Entwickler ebenfalls vorstellen.

Vollelektrisch, jedoch mechanisch, jätet Dino. Der autonom fahrende Roboter von Naio Technologies aus Frankreich wird per GPS RTK Leitsystem gesteuert. Ausgestattet wahlweise mit Pflugmesser, spitzen oder gezahnten Eggen arbeitet der Roboter innerhalb oder zwischen den Gemüsereihen bis zu acht Stunden. Sein Kamerasystem erfasst dabei die Pflanzen und erlaubt so die bis auf zwei Zentimeter genaue Justierung des Werkzeugs.

Die solarbetriebene Variante eines Unkrautroboters stammt aus der Schweiz. Dank Solarpanels arbeitet der elektrisch betriebene Roboter von Ecorobotix bis zu 12 Stunden autonom. Unkraut wird von einer Kamera mit einer Genauigkeit von gut 85 Prozent erkannt und über Roboterarme mit hochpräzisen Düsen mit Herbizid bespritzt. Das führt zu einer 90 prozentigen Reduzierung des einzusetzenden Mittels. Konfiguriert und kontrolliert wird per Smartphone.

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