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Der Vollernter fährt über die Reben und schüttelt die Trauben ab. Automatische Linienführung hält das Fahrzeug dabei auf Spur. (Bild: IFM)

Nicht zu Unrecht kennt der Volksmund das Sprichwort „In vino veritas“ – im Wein liegt die Wahrheit. Eine Wahrheit über Wein ist zum Beispiel die, dass zunächst Trauben geerntet werden müssen, damit es überhaupt Wein geben kann. Und durch den technischen Fortschritt ist die springende Frage: Automatisch oder per Hand?

Das romantische Bild der Traubenernte, das in Filmen gerne gezeigt wird und sicherlich den einen oder anderen Hollywoodstar zu einem eigenen Weingut verleitet hat, entspricht nicht ganz der Realität. Das verdeutlichen Zahlen wie diese: Das Trinkvolumen der Deutschen beträgt pro Kopf 20 Liter im Jahr. Die Ernte bedeutet viel Arbeit in kurzer Zeit für die rund 80.000 Winzer in Deutschland, die auf etwa 102.000 Hektar Wein anbauen. Viele von ihnen benutzen moderne Erntemaschinen, sogenannte Traubenvollernter. Eine solche Maschine kann variabel eingesetzt werden. In drei bis fünf Stunden ist ein Hektar abgeerntet. Bei einer Traubenlese von Hand müssten im Vergleich dazu rund 40 bis 60 Arbeiter eingesetzt werden, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.

So arbeiten automatische Traubenvollernter

Ein Hersteller von Traubenvollerntern ist die französische Firma Grégoire. Optional können diese Maschinen mit einem System zur automatischen Linienführung ausgestattet werden: dem Easy Pilot. Es weist eine Genauigkeit von drei Zentimeter auf, und das, ganz ohne die Verwendung von Satelliten-Signalen.

Die Erfassung der Rebzeile erfolgt durch einen O3M-Sensor von IFM. Dieser misst die Entfernung Punkt für Punkt anhand der nächsten Oberfläche sowie mit Hilfe eines Wellensenders, der die generelle Beschaffenheit der Reben erfasst und darstellt. Fehler durch seitliche Weinranken oder hohe Gräser sind laut Hersteller ausgeschlossen.

Während der Vollernter über die Reben fährt, bildet er einen Tunnel unter dem Führerhaus. In diesem Tunnel befinden sich Glasfiberstäbe, die Vibrationen erzeugen. Die Rebreihe wird im Tunnel sozusagen gerüttelt, wodurch die Trauben abfallen. Die Früchte landen auf einem Förderband und werden in einem Auffangbehälter gesammelt. Ein Ventilator bläst unerwünschte Elemente wie Blätter und Ästchen weg.

Oben mittig an der Fahrerkabine des Traubenvollernters befindet sich ein weiterer Sensor. Er ist auf den Boden gerichtet und bestimmt die Höhe und Dicke der Anbindungen. Nach der Signalverarbeitung wird eine Führungsspur erzeugt, welche die Rebzeile als Modell darstellt. Auf dieser Grundlage wird die optimale Fahrroute berechnet.

Wenn sich die Maschine in der Rebzeile befindet, startet der Fahrer die Linienführung über einen Bildschirm in der Fahrerkabine. Danach muss er nur noch die Arbeitsgeschwindigkeit und die Überwachung der Werkzeuge sozusagen im Auge behalten. Den Rest erledigt das System. Am Ende der Rebzeile melden ein visuelles und ein akustisches Signal dem Fahrer, dass er kurz selbst Hand anlegen muss, um den Traubenvollernter zu wenden und in die nächste Rebzeile zu steuern.

Früher wurde der Zeitpunkt der Weinlese von der Regierung festgelegt. Heute entscheiden die Winzer selbst. Wenn es nach dem Traubenvollernter von Gregoire geht, können Weintrauben jederzeit geerntet werden – auch bei Nacht. do

 

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