
Wegen der sinkenden Zahl von Studierenden wollte man schon in den 90er-Jahren Frauen für den MINT-Bereich gewinnen. (Bild: Vera - stock.adobe.com)
Bereits seit dem Wintersemester 18/19 bietet die Hochschule Ruhr West (HRW) den Frauenstudiengang Maschinenbau an. Dort studieren die Studentinnen in den ersten vier von insgesamt sieben Semestern unter sich, parallel zu einem gemischten Maschinenbaustudiengang. Im fünften Semester werden die Kurse zusammengeführt. Das Studium lehrt die identischen Inhalte wie im koedukativen Studiengang und wird mit dem Bachelor of Science abgeschlossen.
Weitere MINT-Frauenstudiengänge in Deutschland
Mit diesem Konzept ist die Hochschule in Mühlheim an der Ruhr nicht allein – die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin bietet einen Frauenstudiengang in Informatik und Wirtschaft an und die Hochschule Bremen einen internationalen Frauenstudiengang Informatik.
Für diese Angebote spielt der Nachwuchskräftemangel eine wichtige Rolle: Es gibt nur relativ wenige Frauen, die Fächer wie Informatik oder Ingenieurwesen studieren und Frauenstudiengänge werden als eine Möglichkeit betrachtet, Frauen für MINT-Studiengänge zu gewinnen. Nach wie vor schrecken viele Frauen vor naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen zurück, weil sie nicht eine von wenigen Frauen unter zahlreichen Männern sein möchten.

Was ist am Frauenstudiengang der HRW inhaltlich anders?
Didaktische Untersuchungen zeigen: Wenn Menschen sich bestimmte Lerninhalte nicht zutrauen, sind ihre Leistungen auch tatsächlich schlechter, als es ihrem intellektuellen Potenzial entspricht. Wenn Frauen also meinen und auch in ihrem Umfeld darin unterstützt werden, dass sie für naturwissenschaftlich-technische Studiengänge und Berufe nicht geeignet sind, dann bringen sie tatsächlich schlechtere Leistungen als sie bringen könnten.
Viele Frauen bringen in naturwissenschaftlich-technischen Dingen nicht das gleiche Vorwissen mit wie ihre männlichen Kommilitonen und viele unterschätzen ihre eigenen technischen Kompetenzen. Im Frauenstudiengang soll diese Barriere überwunden werden. Deshalb betonen einige Frauenstudiengänge, dass sie wirklich ‚bei Null‘ anfangen und Fragen nicht als dumm abstempeln.
Der Frauenstudiengang zeichnet sich deshalb durch ein vorurteilsfreies Studium, Erweiterungen der Soft Skills durch spezielle Workshops im Rahmen eines Begleitprogramms, kleine Lerngruppen und eine offene Lernatmosphäre aus.
Das integrierte Begleitprogramm fokussiert die Persönlichkeitsentwicklung der Studentinnen. Dazu gehören das Erlernen von Präsentations-, Verhandlungs- und Selbstbehauptungstechniken, um die Studentinnen bestmöglich auf ihr Leben in einem immer noch männerdominierten Beruf vorzubereiten.
Zusätzlich bieten interne und externe Vernetzungsveranstaltungen die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen zu sammeln und sich auszutauschen.
Frauen im Ingenieurwesen
Im Jahr 2019 waren in der EU über 6,3 Millionen Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen in Wissenschaft und Technik beschäftigt – das sind rund 41 Prozent der Gesamtbeschäftigten dieser Branchen. Wie Statista auf Basis der Daten von Eurostat zeigt, variiert der Anteil innerhalb Europas. In Ländern wie Norwegen (55 Prozent), Litauen (55 Prozent) und Dänemark (52 Prozent) ist die Mehrheit weiblich, während der Anteil in Deutschland beispielsweise nur ein Drittel beträgt. Damit liegt die Bundesrepublik im Jahr 2019 deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Innerhalb Deutschlands ist auffällig, dass in den neuen Bundesländern verhältnismäßig deutlich mehr Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen arbeiten als in Westdeutschland. Den geringsten Anteil registriert Eurostat in Baden-Württemberg – hier machen Frauen etwa 28 Prozent der Beschäftigten in Wissenschaft und Technik aus.
Amerikanische Frauenuniversitäten dienten als Vorbild
Aktuell gibt es rund 60 aktive Frauenuniversitäten in Nordamerika und sie stehen heute so gut da wie selten in ihrer langen Geschichte. In den allgemeinen Bewertungsverfahren schneiden sie überdurchschnittlich gut ab. Die Absolventinnen der Women‘s Colleges präsentieren sich als überdurchschnittlich erfolgreich im Beruf und sie schneiden im Vergleich zu den Absolventinnen der ‚gemischten‘ Hochschulen auch besser ab, was den Verdienst im Beruf angeht. In Deutschland konnte man jedoch wegen der fehlenden Akzeptanz weder eine Frauenuniversität noch einen Frauenfachbereich gründen. So kam es zu der Entwicklung von Frauenstudiengängen.
Mehr Studentinnen im Maschinenbau an der HRW
Der Frauenstudiengang an der Hochschule Ruhr West zeigt Erfolge: Die Statistiken der Einschreibungen zeigen, dass sich neben den Immatrikulationen in der monoedukativen Variante ebenso viele junge Frauen auch im koedukativen Studiengang immatrikulieren. So konnte der Frauenanteil im Maschinenbau durch den Frauenstudiengang verdoppelt werden. Eine erfreuliche Entwicklung.
Quelle: HRW Hochschule Ruhr West

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