Das 12. Bamberger Hydraulikfrühstück: Andreas Laubsch begrüßt die Teilnehmer.

Das 12. Bamberger Hydraulikfrühstück: Andreas Laubsch begrüßt die Teilnehmer. (Bild: Sonderleittner)

Das 12. Bamberger Hydraulikfrühstück

Rauh Hydraulik hatte wieder eingeladen und es hat sich auch dieses Mal wieder gelohnt: Networking und Wissenstransfer auf lockere, angenehme Art. Die Hausmesse, die Rauh Hydraulik erneut im Kulturboden Hallstadt veranstaltete, war ein echter Branchentreff: Man kennt sich mittlerweile und es finden interessante Gespräche statt.

Zur Begrüßung stellte Andreas Laubsch die neue Reorder-App von Rauh Hydraulik vor und gab dann in einem Vortrag sein Wissen zur Prüfung von Hydraulik-Schlauchleitungen weiter. Zwei weitere Vorträge von Christian Wirl von Wika zum Thema Messtechnik in Wasserstoffanwendungen und von Kristina Lorenz zu erfogreicher Kommunikation folgten und boten eine Menge Information.


Daraufhin gab es eine Diskussionsrunde mit Dominic Händel, Geschäftsstellenleiter der AMR Hydraulik Zwickau, Udo Saffer, Marketing- und Seminarleiter bei Rauh Hydraulik, und Andreas Laubsch, die FLUID in diesem Beitrag zusammengefasst hat.   

Die Bedeutung der Hydraulik in Industrie und Maschinenbau ist unbestritten. Doch trotz ihrer Relevanz existiert bis heute kein offizieller Lehrberuf für diesen Bereich. Um diese Lücke zu schließen, wurde die Qualifikation des ‚Systemhydraulikers‘ ins Leben gerufen. Diese Weiterbildung wird in Kooperation mit der TÜV Thüringen Akademie durchgeführt.  Zu diesem Thema gab es bei der Veranstaltung eine Diskussionsrunde mit Dominic Händel, Geschäftsstellenleiter der AMR Hydraulik Zwickau, Udo Saffer, Marketing- und Seminarleiter bei Rauh Hydraulik und Andreas Laubsch, die FLUID hier zusammengefasst widergibt.

Andreas Laubsch, Rauh Hydraulik
Zitat

„Seit 2010 hat sich das Hydraulikfrühstück als wichtiger Treffpunkt der Branche etabliert.“

Andreas Laubsch, Rauh Hydraulik

(Bild: Sonderleittner)

Hintergründe und die Notwendigkeit der Ausbildung

Udo Saffer, Marketing- und Seminarleiter bei Rauh Hydraulik, erklärt, dass die Hydraulik in nahezu allen Branchen eine tragende Rolle spielt: von Maschinenbau über Fahrzeugbau bis zur industriellen Fertigung. Dennoch gibt es für diesen Bereich keine standardisierte Ausbildung. Auch in Maschinenbaustudiengängen nimmt die Hydraulik nur eine untergeordnete Rolle ein.

Dominic Händel, Geschäftsstellenleiter der AMR Hydraulik Zwickau, bestätigt dies und hebt hervor, dass die Ausbildung zum Industriemechaniker oder Anlagenmechaniker das Thema Hydraulik oft nur oberflächlich behandelt. Die Folge: Ein enormes Wissensdefizit in einem sicherheitskritischen Bereich. Das Fehlen fundierter Kenntnisse kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Fehlbedienungen führen nicht nur zu hohen Reparaturkosten, sondern stellen auch ein Sicherheitsrisiko für Mitarbeiter dar. Unternehmen sind daher gefordert, fachspezifische Weiterbildungen anzubieten.

Struktur der Systemhydrauliker-Ausbildung

Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurde der zertifizierte Lehrgang ‚Systemhydrauliker TÜV‘ entwickelt. Die Ausbildung erstreckt sich über sechs Module, die von Grundlagen der Hydraulik über Ventil- und Pumpentechnik bis hin zur sicheren Handhabung von Hydrauliksystemen reichen. Besonders hervorzuheben ist Modul sechs, das sich intensiv mit Arbeitssicherheit befasst und von der TÜV Thüringen Akademie durchgeführt  wird. Jedes Modul wird mit einer schriftlichen Prüfung abgeschlossen. Nach Bestehen aller Module erfolgt die abschließende Zertifizierung durch den TÜV.

Bedeutung für die Industrie

Dominic Händel betont die Relevanz dieser Weiterbildung für die Maschinenbauindustrie. Trotz der allgegenwärtigen Nutzung von Hydraulik ist das Know-how in vielen Betrieben unzureichend. Instandhalter und Servicetechniker, die mit hydraulischen Systemen arbeiten, benötigen vertiefte Fachkenntnisse, um Störungen zu analysieren, Fehler zu vermeiden und Systeme effizient zu warten. Die Ausbildung zum Systemhydrauliker stellt hier eine bedeutende Ergänzung zur bisherigen Fachausbildung dar.

Der steigende Bedarf zeigt sich auch in der Praxis: Viele Unternehmen bieten bereits interne Fortbildungen an, um ihre Mitarbeiter gezielt auf die Herausforderungen der Hydraulik vorzubereiten. So auch bei der AMR Hydraulik, wo parallel zur IHK Ausbildung interne Schulungen zur Systemstörungsanalyse durchgeführt werden.

Verschiedene Teilnehmer waren vertreten.
Neben PH waren auch Stauff, Voss Fluid, Hadrian, Alkitronic, AMR Hydraulik, ZEC, TefMeFlex, NewPig, Lorenz Seminare, Wika und Parker, für den Rauh Hydraulik Druckspeicher-Servicecenter ist, vertreten. (Bild: Sonderleittner)

Vorteile der Systemhydrauliker-Qualifikation

Die Ausbildung richtet sich in erster Linie an Fachkräfte der Instandhaltung und Wartung von Hydraulikanlagen. Unternehmen können von diesem Konzept profitieren, indem sie ihre Mitarbeiter gezielt weiterbilden und so die Betriebssicherheit erhöhen. Die praxisorientierte Struktur der Weiterbildung stellt sicher, dass die vermittelten Inhalte direkt im Arbeitsalltag angewendet werden können: Nutzen ab Stunde eins.

Ein weiterer Pluspunkt: Die Schulungen sind flexibel gestaltbar. Die Module können entweder im Schulungszentrum in Trosdorf oder direkt in den Unternehmen durchgeführt werden. Dies erleichtert Betrieben die Organisation, da Inhouse-Schulungen oft leichter in den Arbeitsalltag zu integrieren sind.

Fehlbedienungen und ihre Folgen

Ein zentrales Thema der Weiterbildung ist die Fehlervermeidung im Umgang mit Hydrauliksystemen. Fehlbedienungen können erhebliche wirtschaftliche und sicherheitstechnische Folgen haben. Im Interview wurden konkrete Beispiele genannt, bei denen falsche Handhabung zu kostspieligen Schäden führte. In einem Fall führte das Schließen eines Kugelhahns bei laufender Anlage zur Zerstörung einer Rohrleitung. In einem anderen Fall platzte ein Schlauch, weil er unsachgemäß verpresst wurde. Die erste Reaktion in solchen Fällen ist oft die Behauptung eines Materialfehlers, obwohl die eigentliche Ursache meist eine fehlerhafte Anwendung ist. Durch fundierte Ausbildung kann solchen Problemen effektiv vorgebeugt werden.

Das ‚K.K.-Prinzip‘ (‚keine Ahnung, keine Angst‘), das leider immer noch weit verbreitet ist, muss durch eine systematische Schulung ersetzt werden, um Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten.

Zwangloses Netzwerken auf der Hausmesse.
Zwangloses Netzwerken auf der Hausmesse. (Bild: Sonderleittner)

Verantwortung der Unternehmen

Die Betriebssicherheitsverordnung wurde in den letzten Jahren angepasst, um die Verantwortung für Arbeitssicherheit stärker bei den Arbeitgebern zu verankern. Diese sind verpflichtet, Fachpersonal für sicherheitskritische Bereiche auszubilden. Hier kommt die Qualifikation zum Systemhydrauliker ins Spiel: Sie bietet Unternehmen eine strukturierte Möglichkeit, ihre Instandhalter gezielt zu schulen und so Risiken zu minimieren.

Fazit

Die Ausbildung zum Systemhydrauliker stellt einen wichtigen Schritt dar, um die Sicherheits- und Qualitätsstandards in der Industrie zu erhöhen. Unternehmen profitieren von gut ausgebildeten Fachkräften, die in der Lage sind, Fehlerquellen zu identifizieren, Störungen effizient zu beheben und damit die Betriebssicherheit zu erhöhen. Die steigende Nachfrage nach Schulungen zeigt, dass das Bewusstsein für dieses Thema gewachsen ist. Letztlich ist die Investition in Weiterbildung auch ein wirtschaftlicher Faktor. Maschinenstillstände und Reparaturen kosten Unternehmen erhebliche Summen. Durch gezielte Qualifizierung der Mitarbeiter lassen sich Kosten senken und Arbeitsunfälle und Produktionsausfälle vermeiden. Die Systemhydrauliker-Qualifikation könnte daher langfristig eine feste Größe in der technischen Ausbildung werden.

Quelle: Rauh Hydraulik GmbH

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