Verbindungstechnik

Reach und RoHS genauso wichtig wie Druckfestigkeit und Dichtheit

Parker hat jahrzehntelange Erfahrung mit hydraulischer Verbindungstechnik und gleichzeitig einen systematischen Compliance‑Ansatz verfolgt – damit funktioniert die Verbindung heute und morgen sowohl technisch als auch gesetzeskonform.

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Parker Ermeto-Original DIN Rohrverschraubungen: Verbindungstechnik mit Fokus auf Reach und RoHS.
Parker Ermeto-Original DIN Rohrverschraubungen: Verbindungstechnik mit Fokus auf Reach und RoHS.

Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und regulatorische Compliance prägen die Hydraulik in Europa zunehmend. Neben technisch mechanischen Anforderungen wie dynamischer Druckbelastbarkeit, Leckagefreiheit und Korrosionsbeständigkeit entscheiden heute Konformität mit Reach und RoHS über Marktzugang, Auditsicherheit und die Reputation von OEMs und Handel.

Parker Hannifin verbindet jahrzehntelange Erfahrung in der Fluidtechnik mit einem systematischen Compliance Ansatz: Ermeto-Original-(EO-)DIN-Rohrverschraubungen sind nicht nur technisch ausgereift, sondern werden auch mit Blick auf Chemikalien und stoffrechtliche Anforderungen entwickelt, dokumentiert und supportet. Welche Bedeutung haben also Reach und RoHS im Kontext von EO und wie können Technik und Konformität Hand in Hand gehen?

Abkürzungen, Inhalte und Relevanz

Reach steht für ‚Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals‘ und ist die EU-Chemikalienverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1907/2006). Sie regelt die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Stoffen. Für EO-Verschraubungen als ‚Artikel ohne beabsichtigte Stofffreisetzung‘ sind insbesondere zwei Bereiche relevant: die SVHC-Kandidatenliste (‚Substances of Very High Concern‘) mit Informationspflichten nach Artikel 33 und die Anhang-XVII-Beschränkungen für bestimmte Stoffverwendungen (zum Beispiel Chrom(VI) in Oberflächen­prozessen).

RoHS steht für ‚Restriction of Hazardous Substances‘ und ist eine EU-Richtlinie für Elektro- und Elektronikgeräte, die auch auf einige Gruppen elektrischer Werkzeuge und Maschinen erstreckt wurde (Richtlinie 2011/65/EU, ergänzt durch (EU) 2015/863). Sie beschränkt das Vorkommen ausgewählter gefährlicher Stoffe: Blei (Pb, auch als Legierungsbestandteil), Quecksilber (Hg), Cadmium (Cd), sechswertiges Chrom (Cr(VI)), polybromierte Biphenyle (PBB), polybromierte Diphenylether (PBDE) sowie die Phthalate DEHP, BBP, DBP und DIBP. Rohrverschraubungen selbst fallen in der Regel nicht unter die Gruppe der Elektro- und Elektronikgeräte. OEM und Handel, die Geräte oder Maschinen herstellen, die in den Geltungsbereich der RoHS-Richtlinie fallen, verlangen dennoch häufig für alle Bauteile – zum Beispiel auch für Rohrverschraubungen – RoHS-Konformitätsnachweise. Kurz gesagt: Reach und RoHS sind keine ‚Zertifizierungen‘ im klassischen Sinn, sondern rechtliche Rahmenwerke mit klaren Pflichten. Parker unterstützt Kunden mit Compliance-Erklärungen, zukunftsorientierter Materialspezifikation und fortlaufender Beobachtung der Richtlinien-Änderungen und hilft damit der Konstruktion, dem Einkauf und der Qualitätssicherung eine belastbare Compliance Dokumentation zu führen.

EO-Verschraubungen technisch gedacht

EO-DIN-Rohrverschraubungen sind als metrische Rohrverbindungssysteme nach DIN EN ISO 8434 1 ausgelegt und bedienen die Serien LL, L und S für unterschiedliche Druckbereiche. Die Programmvielfalt umfasst Rohr-zu-Rohr-Verbinder, Rohr-zu-Port-Anschlüsse, Schottverschraubungs- und richtungseinstellbare Banjo-Varianten, Messverschraubungen und Adapter für gängige Portnormen (zum Beispiel ISO 6149 und ISO 1179). Die Werkstoffbasis reicht von Reach-/RoHS-konformen Kohlenstoffstählen mit moderner, Reach-/RoHS-konformer Oberfläche bis zu Edelstahlvarianten wie 316L/316Ti für korrosive Umgebungen. Elastomer-Dichtelemente werden medien- und temperaturgerecht gewählt (zum Beispiel NBR, FKM, EPDM, HNBR).

Wesentlich für den Bereich Compliance: Werkstoff, Oberflächen und Dichtwerkstoffe sind so ausgewählt und spezifiziert, dass Reach- und RoHS-Anforderungen erfüllt werden. Parker ToughShield Plus zum Beispiel ist eine moderne, RoHS-konforme Oberfläche ohne Chrom-(VI-) Passivierung. Gleichzeitig achtet Parker auf die Reach-Konformität und eine fortlaufende Bewertung der eingesetzten Materialien.

 

Dichttechnologien im Überblick – und ihr Bezug zu Reach/RoHS

EO deckt drei komplementäre Technologien ab, die sich funktional unterscheiden, aber alle auf Reach-/RoHS-Konformität ausgelegt sind:

EO/EO PSR: Klassische Schneidring-Technologie ..
EO/EO PSR: Klassische Schneidring-Technologie mit...
  • EO/EO PSR: Klassische Schneidring-Technologie mit metallischer Dichtung. EO PSR (‚Progressive Stop Ring‘) ist eine konstruktive Weiterentwicklung mit definierter Stop-Funktion, die die Einschnitt­tiefe kontrolliert und Montagefehler reduziert. Werkstoffe, Oberflächen und Schmierungen werden so ausgewählt, dass keine RoHS-kritischen Stoffe eingesetzt und Reach-Beschränkungen eingehalten werden.
  • EO-2: Soft-Seal-Technologie mit integriertem elastomerem Dichtelement in der Funktionsmutter. Sie reduziert Montagestreuung und dichtet auch kleinste Leckpfade ab. Bei der Dichtungs-Compound-Auswahl achtet Parker auf Medien und Temperaturbeständigkeit sowie die Vermeidung RoHS-kritischer Phthalate. Gleichzeitig wird die Kompatibilität mit Reach-Vorgaben laufend bewertet.
  • EO-2 Form: Rohrumformung ergänzt das EO-2-Funktionsprofil. Das Rohrende wird definiert umgeformt; die Verbindung nutzt die bewährte Elastomerdichtung des EO-2-Systems. Die prozesssichere, ausreißsichere Umformung unterstützt OEMs und Handel bei der Auslegung von Rohrleitungen mit besonderen sicherheitstechnischen Anforderungen. Die Konformität von Material und Oberfläche ist auch hier gegeben.
...metallischer Dichtung.
...metallischer Dichtung.

 

In der Praxis heißt das: Unabhängig von der gewählten Dichttechnologie erhält der OEM eine Verbindungslösung, die konstruktiv und materialseitig auf Reach-/RoHS-Konformität ausgelegt ist – mit der nötigen Dokumentation für Lieferantenaudits und Marktzulassungen.

 

Warum Reach/RoHS für EO-Verschraubungen und OEM und Handel so relevant sind

Reach und RoHS sind für EO-Verschraubungen und OEM und Handel aus mehreren Gründen hoch relevant. Sie sichern den Marktzugang und die Auditsicherheit, denn öffentliche Ausschreibungen und internationale Projekte verlangen belastbare Reach-/RoHS-Nachweise; ohne diese drohen Verzögerungen, Rückfragen und im Extremfall der Ausschluss aus Ausschreibungen. Zudem dienen sie als messbare Compliance-Anker in Nachhaltigkeitsberichten: Nachweislich konforme Verbindungstechnik stärkt die Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden und Investoren. Gleichzeitig minimieren sie Risiken, da SVHC-Änderungen (Reach) und Erweiterungen der RoHS-Stoffliste ganze Baugruppen betreffen können; mit einem Anbieter, der proaktiv informiert und Alternativen freigibt, sinken Produktions- und Haftungsrisiken. Schließlich fördern sie die Serienqualität, weil dokumentierte Material- und Prozessfreigaben – etwa die Tough-Shield™-Plus-Oberfläche, spezielle Dichtungswerkstoffe und definierte Umformprozesse bei EO-2 Form – Werks­audits und PPAP-ähnliche Abläufe in der Serienfreigabe deutlich vereinfachen.

Was für EO-Verschraubungen gilt

Reach: EO-Verschraubungen sind Artikel ohne beabsichtigte Stofffreisetzung. Parker überwacht die SVHC-Kandidatenliste fortlaufend und stellt gemäß Artikel 33 Informationen bereit, falls ein SVHC in einer relevanten Konzentration von über 0,1-Masse-% enthalten sein sollte. Beispielsweise hat Parker bereits 2021 die DIN / ISO- und SAE Rohrverschraubungen, Rückschlagventile und Drehgelenke aus Stahl auf bleifreie Automatenstähle umgestellt. Stahl Flansche und Stahl Rohre sind bei Parker ebenfalls bleifrei. Darüber hinaus erfolgt die Auswahl von Oberflächen und Prozessen Reach-konform im Einklang mit den Beschränkungen nach Anhang XVII, beispielsweise ohne Chrom-(VI-)Passivierung; Material- und Prozessänderungen werden dabei dokumentiert und transparent kommuniziert.

RoHS: RoHS richtet sich an Elektro- und Elektronikgeräte sowie an bestimmte Gruppen elektrischer Werkzeuge und Maschinen. Viele OEMs und Handel verlangen RoHS-Konformitätsnachweise für mechanische Komponenten in EEE-Baugruppen. Parker stellt dafür RoHS-Konformitätserklärungen bereit, die die Beschränkung der Stoffe Pb, Hg, Cd, Cr(VI), PBB, PBDE sowie DEHP, BBP, DBP und DIBP adressieren.

ToughShield Plus zum Beispiel ist eine RoHS-konforme Oberfläche ohne Chrom-(VI-) Passivierung, und die Auswahl elastomerischer Dichtstoffe berücksichtigt die RoHS-kritischen Phthalate.

Technik trifft Compliance bei der Auswahl

Die Wahl zwischen EO PSR, EO-2 und EO-2 Form richtet sich nach mechanischen Anforderungen und Prozesszielen – und wird von Compliance-Überlegungen flankiert. EO PSR ist die bewährte Standard-Verschraubung in der Fluidtechnik. EO PSR verbessert die Montageprozesssicherheit. EO-2 punktet in leckagekritischen, kompakten anspruchsvollen Maschinenumgebungen. EO-2 Form maximiert Reproduzierbarkeit in der Serie und erfüllt sicherheitstechnische Sonderanforderungen.

Werkstoff und Dichtstoffauswahl erfolgt medien- und temperaturgerecht, mit Blick auf REACH/RoHS. Kohlenstoffstahl mit ToughShield Plus bietet robusten Korrosionsschutz bei RoHS-konformer Passivierung; Edelstahl deckt korrosive Szenarien ab.

Technik und Konformität aus einer Hand

Ermeto-DIN-Verschraubungen verbinden robuste Hy­drauliktechnik mit gelebter Compliance. EO PSR, EO 2 und EO 2 FORM decken das tech­nische Spektrum von Hochdruck und Schwerlast bis in die Serienfertigung ab; ToughShield Plus und Edelstahlvarianten sichern die Materialseite. Und es bleibt nicht bei bestehenden Regelungen: Bei RoHS stehen Änderungen vor der Tür – voraussichtlich noch vor dem Jahresende 2025 werden neue Fristen in den EU-Amtsblättern veröffentlicht, die für Elektrogeräte-Hersteller und auch für die Hersteller elektrischer Werkzeuge und Maschinen bindend sind. Konkret geht es darum, dass einige Ausnahmegenehmigungen für bleihaltige Werkstoffe auslaufen. Parker beschäftigt sich bereits weit im Voraus mit diesen anstehenden Änderungen, um weiterhin konforme Produkte bieten zu können.

Mit klaren Reach Informationen und RoHS Konformitätserklärungen liefert das Unternehmen die notwendige regulatorische Basis – revisionssicher, auditfähig und praxisnah. Für OEMs und Handel bedeutet das einige Vorteile: schnellere Freigaben, weniger Risiko, mehr Wettbewerbsfähigkeit. Kurz: Verbindungstechnik, die heute funktioniert und morgen Bestand hat – technisch und regulatorisch.

Quelle: Parker

FAQ – REACH, RoHS und Verbindungstechnik

Was ist der Unterschied zwischen REACH und RoHS?

REACH ist eine EU-Verordnung zur Registrierung, Bewertung und Beschränkung von Chemikalien und betrifft nahezu alle Produkte, auch mechanische. RoHS ist eine Richtlinie für Elektro- und Elektronikgeräte, die den Einsatz bestimmter gefährlicher Stoffe verbietet. Beide Regelwerke verfolgen das Ziel, Mensch und Umwelt vor Schadstoffen zu schützen.

Gelten REACH und RoHS auch für mechanische Verbindungselemente wie Rohrverschraubungen?

Ja – REACH gilt grundsätzlich für alle Artikel, auch ohne beabsichtigte Stofffreisetzung, z. B. EO-Verschraubungen. RoHS gilt zwar nicht direkt für mechanische Komponenten, wird aber häufig von OEMs als Anforderung für die gesamte Baugruppe verlangt.

Welche Stoffe sind bei RoHS besonders kritisch?

Unter anderem Blei (Pb), Quecksilber (Hg), Cadmium (Cd), sechswertiges Chrom (Cr(VI)) sowie bromierte Flammschutzmittel (PBB, PBDE) und Phthalate (DEHP, BBP, DBP, DIBP) sind beschränkt. Diese dürfen definierte Grenzwerte in Materialien nicht überschreiten.

Was bedeutet SVHC in Bezug auf REACH?

SVHC steht für „Substances of Very High Concern“. Diese besonders besorgniserregenden Stoffe unterliegen Informationspflichten (Art. 33 REACH), sobald sie in Artikeln in einer Konzentration über 0,1 Masse-% enthalten sind.

Wie unterstützt Parker Hannifin OEMs und Händler bei der Compliance?

Parker bietet RoHS- und REACH-Konformitätserklärungen, verwendet konforme Werkstoffe (z. B. bleifreier Automatenstahl, Cr(VI)-freie Oberflächen), und informiert proaktiv über Änderungen in der Gesetzgebung. Damit lassen sich Audits und Marktzulassungen deutlich vereinfachen.

Welche Vorteile bietet ToughShield Plus im Vergleich zu herkömmlichen Oberflächen?

ToughShield Plus ist eine korrosionsbeständige Oberfläche, die ohne Chrom(VI) auskommt und damit RoHS-konform ist. Sie bietet hervorragenden Schutz und erfüllt gleichzeitig regulatorische Anforderungen.

Welche EO-Technologien sind verfügbar und wie unterscheiden sie sich?

  • EO/EO PSR: Klassische Schneidringtechnologie mit definierter Stopfunktion.
  • EO-2: Mit elastomerem Dichtelement in der Mutter – besonders leckagesicher.
  • EO-2 Form: Umgeformtes Rohrende mit elastomerer Dichtung – ideal für Serienfertigung mit hohen Anforderungen.

Gibt es bald Änderungen bei REACH oder RoHS?

Ja – bei RoHS stehen Änderungen bevor: Einige Ausnahmegenehmigungen, etwa für bleihaltige Werkstoffe, laufen voraussichtlich Ende 2025 aus. Hersteller sollten bereits jetzt prüfen, ob ihre Produkte langfristig konform bleiben.

Warum lohnt sich REACH-/RoHS-konforme Verbindungstechnik für OEMs?

Sie erleichtert internationale Lieferfähigkeit, reduziert das Risiko bei Gesetzesänderungen, verbessert Auditfähigkeit und erhöht die Glaubwürdigkeit in Nachhaltigkeitsberichten.