Das Hydraulikfrühstück, dieses Jahr im Hallstadter Kulturboden, bot neben Fachvorträgen auch eine spannende Podiumsdiskussion.

Das Hydraulikfrühstück, dieses Jahr im Hallstadter Kulturboden, bot neben Fachvorträgen auch eine spannende Podiumsdiskussion, die viele aktuelle Herausforderungen der Branche ansprach. (Bild: Sonderleittner)

In diesem Jahr diskutierten auf der Bühne drei Experten zum Thema ‚Sicherheit von Druckbehältern und Zylindern und worauf dabei zu achten ist‘. Moderiert hat die Runde Andreas Laubsch von Rauh Hydraulik.

Die Teilnehmer der Diskussionsrunde sind Andreas Lengnowski, Division Market Manager CADE (Cylinder & Accumulator Division Europe) bei Parker Hannifin, Carlo Friedrich, Experte bei ZF Friedrichshafen für Maschinensicherheit, und Dominik Händel, Geschäftsstellenleiter bei AMR-Hydraulik Zwickau.

Druckspeicher sind fast überall

Friedrich erläutert zunächst die Komplexität der Verwaltung von Druckspeichern in einem Industriebetrieb wie ZF. Bei der Verwaltung von rund 2.500 Druckbehältern, die sowohl Hydraulik- als auch Pneumatikspeicher umfassen, kommt ein umfassendes Instandhaltungsplanungssystem zum Einsatz.

Dieses System integriert die Druckspeicher virtuell in die entsprechenden Maschinen und ermöglicht eine präzise Nachverfolgung und Planung der notwendigen Prüfungen. Friedrich hebt hervor, dass jeder Speicher eine einzigartige Equipment-Nummer erhält, die im SAP-System verwaltet wird. Durch diese Methodik wird sichergestellt, dass Speicher regelmäßig geprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden, um den Betrieb sicher und effizient zu gestalten.

Carlo Friedrich
Zitat

Die meisten Hydraulikbehälter ab einem Volumen von zehn Litern werden bei uns über das EMAT-Verfahren geprüft. Aus wirtschaftlichen Gründen macht es leider keinen Sinn, die kleineren Speicher einer wiederkehrenden Prüfung zu unterziehen. Diese werden ausgetauscht.

Carlo Friedrich, Experte Maschinensicherheit, ZF Friedrichshafen

(Bild: Sonderleittner)

Wie helfen digitale Zwillinge?

Daraus ergibt sich ein wesentlicher Diskussionspunkt, nämlich die Einführung digitaler Zwillinge. Lengnowski beschreibt, wie Parker an der Entwicklung von einzigartigen globalen Artikelnummern arbeitet, die jeden Speicher eindeutig identifizieren. Dies würde die Verwaltung und Prüfung der Druckspeicher weiter vereinfachen und automatisieren. Friedrich zeigt sich offen für diese Innovation, weist jedoch darauf hin, dass die Integration dieser neuen Technologie in bestehende Systeme eine Herausforderung darstellt, weil zum Beispiel die SAP-Formulare für unseren Standort in Schweinfurt zwingend 10-stellige Ident-Codes verlangen.

Andreas Lengnowski.
Zitat

In der Maschinen-zu-Maschinen-Kommunikation würde SAP die weltweit einzigartige Artikelnummer anfragen, aus dem Netz bekommen und hätte alle Daten. Dieser Datensatz könnte mit allen Prüfpflichten versehen sein, sodass auch die Prüfung der vielen kleinen Speicher handhabbar wird.

Andreas Lengnowski, Division Market Manager CADE, Parker

(Bild: Sonderleittner)

Reicht EMAT aus?

Ein weiteres zentrales Thema ist das EMAT-Verfahren zur Prüfung von Druckbehältern, das von Händel erläutert wird. Dieses Verfahren ermöglicht die Überprüfung der Wandstärke eines Speichers, ohne diesen ausbauen zu müssen, was eine erhebliche Zeit- und Kostenersparnis darstellt. An der Stelle weist Lengnowski darauf hin, dass dieses Verfahren nur die Hülle des Speichers prüft und nicht die Dichtungen oder Ventile, die ebenfalls potenzielle Gefahrenquellen darstellen können. Hier muss der Anlagenbetreiber entscheiden, ob das EMAT-Verfahren allein ausreicht, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten, oder ob zusätzliche Prüfungen notwendig sind.

Dominik Händel.
Zitat

Wir brauchen eine Fachausbildung für die ‚Hydrauliker‘. Wie oft entstehen Probleme dadurch, dass keine korrekte Fehlerdiagnose stattfindet. Stattdessen wird an Madenschrauben gedreht, weil das Problem der Druckübersetzung nach einem Probelauf mit Absperren nicht erkannt wird.

Dominik Händel, Geschäftsstellenleiter, AMR-Hydraulik Zwickau

(Bild: Sonderleittner)

Druckübersetzungen vermeiden

Händel bringt das Thema der Druckübersetzung in Hydraulikzylindern zur Sprache, ein oft unterschätztes Risiko in der Hydraulik. Durch unachtsames Absperren von Rohrleitungen kann es zu gefährlichen Druckverhältnissen innerhalb der Zylinder kommen, die im schlimmsten Fall zur Explosion führen können. Händel plädiert für eine bessere Schulung und Aufklärung des Instandhaltungspersonals, um solche Risiken zu minimieren. Er betont die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung der Anlage und einer klaren Kommunika­tion der Gefahrenpotenziale an die Bediener.

Die Hausmesse ergab eine weitere Gelegenheit, miteinander in konkrete Gespräche zu kommen.
Die Hausmesse ergab eine weitere Gelegenheit, miteinander in konkrete Gespräche zu kommen. (Bild: Sonderleittner)

Aufklärung und Schulung bleiben wichtig

Die Diskussion verdeutlicht die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung und Schulung im Umgang Druckspeichern und Zylindern und der zugehörigen Verbindungstechnik. Lengnowski und Händel stimmen darin überein, dass regelmäßige Schulungen und Informationsveranstaltungen wie diese Podiumsdiskussion essentiell sind, um das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen und die Sicherheit in der Industrie zu erhöhen.

Andreas Laubsch.
Zitat

Ich beobachte das leider regelmäßig: Oft wird an Ventilen geschraubt, bis die Anlage vermeintlich wieder funktioniert. Die dabei entstehenden Risiken durch unzulässige Drücke unterschätzen viele. Entsprechende Weiterbildung könnte dieses Problem auf jeden Fall mindern.

Andreas Laubsch, Head of Field-Sales, Rauh Hydraulik

(Bild: Sonderleittner)

Kolben- oder Membran?

Friedrich führt weiter aus, dass die Integration von Kolbenspeichern anstelle von Membranspeichern eine Lösung zur Erhöhung der Betriebssicherheit darstellt. Kolbenspeicher bieten eine längere Lebensdauer und reduzieren das Risiko von Unfällen durch Gasentweichung. Diese Technologie könnte, trotz höherer Kosten, langfristig sowohl die Betriebssicherheit erhöhen als auch die Wartungskosten senken.

Lengnowski ergänzt, dass viele der in Betrieb befindlichen Membranspeicher oft bereits defekt sind, ohne dass dies sofort bemerkt wird. Regelmäßige Überprüfungen und der Einsatz moderner Technologien sind daher unerlässlich, um die Sicherheit und Effizienz der Anlagen zu gewährleisten.

Fazit

Diese Diskussion hat gezeigt, dass die Sicherheit bei der Nutzung von Druckspeicher- und Zylindertechnik nicht nur von technologischen Innovationen und der Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Betreibern und Prüfstellen abhängt, sondern auch von der kontinuierlichen Schulung und Aufklärung der beteiligten Fachkräfte.

Quelle: Rauh Hydraulik GmbH

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