Die üblichen Hydraulikzylinder für Hydraulikpressen sind Nachsaugzylinder mit einem Eilvorlaufkolben. Bei der Abwärtsbewegung des Stößels im Eilgang fließt Öl aus einem Nachsaugbehälter durch ein geöffnetes Nachsaug- oder Füllventil in den Kolbenraum des Zylinders. Der Eilrücklauf erfolgt über die kleine Ringfläche des Zylinders, die zum Beispiel ein Sechstel der Kolbenfläche betragen kann. Für den Krafthub wird das Nachsaugventil geschlossen, was eine Schaltzeit erfordert, und die Hydraulikpumpe wird mit dem Kolbenraum verbunden.
Öl ist kompressibel und am Ende des Krafthubes befindet sich circa 90 Prozent der Energie im Kolbenraum, vergleichbar mit einer großen, gespannten Spiralfeder. Nach dem Pressen wird das Öl in den Tank entspannt, was Dekompression genannt wird. Ohne zusätzliche Dämpfungszylinder findet eine unkontrollierte Beschleunigung des Stößels nach unten statt (Schnittschlag). Der überwiegende Teil der gespeicherten Energie wird in Wärme umgewandelt, was der Ölkühler ausgleicht. Die Schaltzeit für das Schließen des Füllventils reduziert die Produktivität.
Welche Vorteile hat ein Umwälzzylinder?
Der Einsatz eines Umwälzzylinders kann den Energieverbrauch verbessern. Dieser hat einen Eilrücklaufkolben, der von der Größe einem Sechstel der Kolbenfläche entspricht. Die Kolbenstange hat einen rohrförmigen Querschnitt, der ebenfalls ein Sechstel der Kolbenfläche einnimmt. Für Ringfläche bleiben somit vier Sechstel der Kolbenfläche. Für den Eilvorlauf werden die Pumpe und der Eilrücklaufraum mit dem Kolbenraum verbunden. Dadurch öffnet das Umwälzventil automatisch und verbindet den Ringraum mit dem Kolbenraum, was Differentialschaltung genannt wird.
Für den Krafthub wird die Differentialschaltung beendet: Eilrücklaufraum und Ringraum sind mit dem Tank verbunden und das Umwälzventil schließt automatisch. Das Öl kann man sich in dieser Situation wie zuvor erläutert als gespannte Feder vorstellen. Am Ende des Krafthubes erfolgt die Entspannung des Öles anders als beim Nachsaugzylinder in den Ringraum. Man setzt es für die integrierte Schnittschlagdämpfung und die Rückhubbeschleunigung ein. Dies resultiert in höherer Energieeffizienz.
Wieviel Einsparpotenzial bringt ein Gewichtsausgleich?
Hydraulikpressen mit Umwälzzylindern können zur weiteren Steigerung der Energieeffizienz einen Gewichtsausgleich für den Stößel und das Oberwerkzeug aufweisen, einen sogenannten schwebenden Stößel. Die Stößelführung erfolgt in diesem Fall durch Rollenumlaufeinheiten. Diese übertragen Druck- und Zugkräfte, sind wartungsarm und sorgen für eine hohe Kippsteifigkeit.
Der Standort des Hydraulikaggregats in der Nähe der Presse ist beliebig. Die Presse hat eine zweifache Sicherheit gegen das Absinken. Eilrücklaufraum und Ringraum sind getrennt voneinander gesperrt. Der Pressenrahmen hat biegesteife Ecken. Joch und Tisch biegen sich unter Last nach außen. Die Rechteckholme biegen sich nach innen. Die Stößelführung ist so ausgelegt, dass sie der Biegung der Holme nach innen entgegenwirkt und aufhebt.
Wie viel Kilonewton Presskraft ist möglich?
Hydraulikpressen mit diesen Eigenschaften gibt es seit einigen Jahren. Sie liegen bisher im Bereich von 160 bis 1000 Kilonewton. Das Ingenieursbüro Eduard Lemacher (Anm. d. Red.: nicht zu verwechseln mit Lemacher Hydraulik) will in diesem Jahr über die Kooperation mit einem Pressenhersteller Maschinen mit komplett überarbeiteten und erheblich verbesserten Konstruktionen entwickeln, die bei 400 bis 10.000 Kilonewton liegen sollen und sich ebenfalls durch hohe Energieeffizienz auszeichnen.
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