Für lebensmittelverträgliche Schmierstoffe dürfen nur bestimmte Grundöle verwendet werden und auch was die Additivierung angeht, sind enge Grenzen gesetzt. Sogenannte Lebensmittelschmierstoffe werden in verschiedene Klassen eingeteilt. Der Trend geht in Richtung H1-Formulierungen. Durch den Einsatz von lediglich einer Klassifikation reduzieren Anwender das Risiko einer Verwechslungsgefahr und sparen Einkaufskosten. Wo welche Produkte einzusetzen sind, ist über eine HPPC-Analyse zu Gefahren und kritischen Kontrollpunkten zu ermitteln. Für alle Stellen, bei denen die Gefahr eines zufälligen Kontaktes mit dem Lebensmittel nicht ausgeschlossen werden kann, sind H1-Schmierstoffe zwingend notwendig.
Selbst unter der Voraussetzung, dass H1-Hydrauliköle die gleiche Leistungsfähigkeit wie die klassischen Produkte haben, muss die Ölpflege neu überdacht werden. Zwei wesentliche Gründe sind hierfür ausschlaggebend:
- Erstens: die Folgen der Produktalterung und des Varnish. Viele ungeplante Maschinenstillstände können so entstehen.
- Zweitens: der Produktpreis. Ein lebensmittelverträgliches Hydrauliköl kann wesentlich teurer als ein Standard-Hydrauliköl sein. Laufen die Ölkosten aber aus dem Ruder, ist das schlecht fürs Geschäft.
Eine gute Ölpflege eliminiert den Preisnachteil und die Varnishgefahr lebensmittelverträglicher Hydrauliköle. Zur Produktalterung ist zu sagen: Alle Hydrauliköle altern. Die Alterungsgeschwindigkeit wird von Faktoren wie Betriebstemperatur des Öls, Gehalt an Fremdstoffen (fest, flüssig, gasförmig) und der Einsatzzeit bestimmt. Lebensmittelverträgliche Hydrauliköle können die polaren Substanzen nicht selbst auflösen. Bleiben die Alterungsprodukte im System, so besteht die Gefahr, dass Ventile oder Filter verblocken, sich Alterungsprodukte an Wärmetauschern absetzen oder die Wärmeübertragung der Kühler behindern.
Verschiedene technische Maßnahmen stehen zur Verfügung, um Abhilfe zu schaffen, zu denen auch die folgenden drei Beispiele gehören.
Mit Strom Varnish besiegen
Ein Pflegeansatz für lebensmittelverträgliche Hydrauliköle ist die elektrostatische Filtration. Bei dieser Methode wird ein Hydraulikfluid nicht durch eine Filtermatte geleitet, sondern durch ein elektrisches Feld. Zwischen zwei parallel liegenden Elektrodenplatten wird ein Hochspannungsfeld erzeugt. Schmutzpartikel in einem isolierenden Fluid, wie es zum Beispiel Hydrauliköl ist, werden durch die elektrischen Feldkräfte angezogen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Partikel über eine elektrische Ladung verfügen.
Um die Anziehungskraft auf einzelne Partikel zu erhöhen, werden bei diesem Verfahren speziell geformte Reinigungselemente eingesetzt. Durch die zur Strömung querliegenden Platten wird eine turbulente Strömung erzeugt. Die Partikel werden so in Richtung Elektrode abgelenkt, was die Partikelabscheidung erhöht. Zusätzlich liegen die Reinigungselemente mit einer Vielzahl von Kanten an den Elektrodenoberflächen an. Das normalerweise geradlinige Feld wird leicht verzerrt, es kommt zur erhöhten Kraftwirkung auf die einzelnen Partikel was die Abscheidung verstärkt.
Durch die besondere faltenbalgartige Form der Reinigungselemente wird die Oberfläche zwischen den beiden Elektroden wesentlich vergrößert. Dadurch ist es möglich, eine große Menge Schmutz in der Reinigungskammer festzuhalten, ohne das System zu überlasten.
Mit einer elektrostatischen Ölreinigung lassen sich die verschiedenartigen ölunlöslichen Fremdstoffe, in allen Größen zwischen 0,05 Mikrometer und 100 Mikrometer, effektiv entfernen. Es werden nicht nur normale Partikel abgeschieden, sondern auch die weichen, klebrigen Alterungsrückstände. Diese sind häufig Ursache für Varnish und somit Verursacher einer Vielzahl von Funktionsstörungen. Durch den Anbau einer speziellen Filterpatrone mit wasseraufnehmenden Fasern, kann dem Öl freies Wasser entzogen werden. Das empfiehlt sich, denn auch ein zu hoher Öl-Wassergehalt kann Ursache vieler Anlagenschäden sein.