Dikussionsrunde Oildoc Conference,

Diskutierten über den Schmierstoff der Zukunft (v.l.): Steffen Bots, Oelcheck, Wolfgang Bock, Fuchs Schmierstoffe, Klaus Ellenrieder, Bosch Rexroth, Rüdiger Krethe, Oildoc (Moderation), Stuart Lunt, Parker und Ulf Obkircher, Linde Gas. (Bild: Oildoc Conference)

Die Oildoc-Konferenz mit angegliederter Ausstellung gilt als eine der richtungweisenden Veranstaltungen rund um die Themen Schmierung, verbessert Maschinenverfügbarkeit">Instandhaltung und Condition Monitoring in Europa. Mit ihrer internationalen Ausrichtung ist die Konferenz eine gute Plattform, um neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsergebnisse kennenzulernen und Kontakte in der Branche zu knüpfen. Sie vermittelt Praktikern viele wertvolle Impulse, wie sie ihre täglichen schmiertechnischen Herausforderungen noch besser meistern können.

Wie beeinflusst die Industrie 4.0 die Schmiermittel?

Die Schmierstoffindustrie treiben die gleichen Fragen um wie viele andere Bereiche des produzierenden Gewerbes: Was hat es mit Industrie 4.0 auf sich, ist es nur ein Marketingbegriff oder steckt mehr dahinter? Und vor allem: Wie beeinflussen die Konzepte und Ideen der Fabrik der Zukunft die Hersteller und Anwender von Schmiermitteln?

Um diesem Thema auf den Grund zu gehen, waren auf der Oildoc Conference Experten aufs Podium zur Diskussion geladen, die viele Aspekte der Schmiermittelnutzung und -analyse abdecken konnten. Mit Ulf Obkircher, Rotating Equipment Engineer bei der Linde Group, war ein Fachmann in der Runde, der die Sicht von Wartung und Instandhaltung einbringen konnte. Dr. Stuart Lunt, Entwicklungsleiter bei Parker Kittiwake, brachte den Blickwinkel des Online-Condition-Monitoring mit ein, ist doch Kittiwake der Condition-Monitoring- und Predictive-Maintenance-Spezialist im Parker-Konzern.
Klaus Ellenrieder wiederum, Leiter Komponentenversuch bei Bosch Rexroth, ist unter anderem für die Fluidspezifikation zuständig und kennt die Problematik aus der Sicht des Komponentenherstellers. Auf Seiten der Schmierstoffhersteller saß Wolfgang Bock auf dem Podium. Bock ist Produktmanager Industrial Lubricants bei Fuchs Schmierstoffe Europe. Steffen Bots zu guter Letzt leitet die Abteilung Kundenservice und Vertrieb bei Oelcheck und ist der Spezialist für Offline-Öluntersuchungen.

Am Ende dreht sich alles um die Daten

Ulf Obkircher von Linde sieht die Lage als schwierig an, da es aus seiner Sicht derzeit noch keine echten Industrie-4.0-Anwendungen im Schmierstoffumfeld gibt. Natürlich gebe es bei Linde eine Digitalisierungs-Initiative, um zu sehen, wo sich digitale Konzepte gewinnbringend einsetzen lassen. In Bezug auf die Wartung bedeute das zu versuchen, aus den massiven Datenmengen, die automatisch aus den Fabriken generiert werden, also Drücken, Temperaturen, Vibration und mehr, nun Informationen zu generieren. Wo in aktuellen Systemen nur ein Vibrationssensor von einer dedizierten Einheit ausgewertet wird, gehe es in Industrie 4.0 darum, dessen Informationen mit allen anderen Sensordaten wie Druck, Temperatur und auch mit Dingen, über die man traditionell gar nicht nachdenke, mittels intelligenter Algorithmen zu etwas Neuem zu kombinieren.

Die Themen-Schwerpunkte der Veranstaltung

  • Condition Monitoring – Online • On-Site • Offline
  • Fluid Management – Innovativ und nachhaltig
  • Schmierstoffe – Aktuelle Entwicklungen
  • Tribologie – Forschung im Praxis-Fokus
  • Schmierstoffe – Design to Application
  • Schmierung unter besonderen Bedingungen
  • Funktionsflüssigkeiten – Alles außer Schmieren
  • Schmierung in der Metallverarbeitung

Für Parker ist das Industrial Internet of Things ein wegweisendes Konzept, wie Dr. Steward Lunt ausführt. Dabei gehe es vorwiegend um Connectivity und Networking. Denn oft stünden Maschinenparks nicht an einem Ort, sondern verteilt über das Land oder den Globus. Die Daten über den Zustand von Maschinen und Anlagen müssten an einer zentralen Stelle zusammengefasst werden, wo sie im Sinne von Big Data analysiert werden könnten. Relevante und kritische Informationen könnten von dort wieder zurückgespielt werden Es gehe darum sicherzustellen, dass Maschinen, Fahrzeuge, Schiffe und vieles mehr überwacht werden, auch in Bezug auf Probleme mit der Schmierung.

Laut Klaus Ellenrieder von Rexroth hat Industrie 4.0 bereits begonnen, die Herausforderung sei aber, mit den vielen Daten, die zum Teil auch schon in der Cloud gesammelt werden, intelligente Auswertungen zu fahren, mit denen Prozesse optimiert und Kosten eingespart werden können.

Industrie 4.0 hat Auswirkungen auf den Vertrieb

Wolfgang Bock sieht das Thema als sehr komplex an und noch gewisse Fragen offen. Bei ihm geht Industrie 4.0 auch in die Vertriebsstruktur. Als Fluid-Hersteller überlegt Fuchs, wie man sich einerseits besser in die Just-in-Time-Supply-Chain der Kunden integrieren kann und wie andererseits der eigene Produktionsprozess entsprechend digitalisiert werden kann.

Steffen Bots, mit Blick auf die Offline-Schmierstoffanalyse eigentlich außerhalb der automatisierten Industrie-4.0-Welt, sieht ebenfalls Tendenzen zu elektronischem Datenaustausch, etwa die Ergebnisse der Ölanalyse in elektronischen Formaten zu liefern und sie so in die Big-Data-Welt zu integrieren. Das sei eine große Herausforderung, vor allem, weil es derzeit noch an gemeinsamen Standards fehle. hei

In einer regen Diskussionsrunde wurde das Für und Wider lebhaft besprochen, inklusive einer anschließenden Fragerunde mit dem Publikum. Die Videoaufzeichnung der kompletten Diskussionsrunde sehen Sie hier:

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