Herr Dr. Fischer, Sie sind der neue CEO von Argo-Hytos. Wie geht es Ihnen damit?
Dr. Marcus Fischer: "Sehr gut geht es mir damit. Ich kenne unsere hervorragenden Produkte und Lösungen sowie unsere Märkte sehr gut. Es war mein persönliches Ziel, mich weiterzuentwickeln und das Unternehmen in die Zukunft zu führen. So habe ich mich in den 17 Jahren über verschiedene Positionen dahin entwickelt, wo ich heute bin. Jetzt kann ich mit einem starken Team Ideen umsetzen, die das Unternehmen weiter nach vorne bringen."
Herzlichen Glückwunsch dazu an Sie. Dann kommt jetzt vielleicht eine Dämpferfrage: Wie war es, als Voith Turbo das Unternehmen Argo-Hytos als Teil des Bereichs Off-Highway aquiriert hat?
Fischer: "Das ist eher eine Chancenfrage als eine Dämpferfrage für mich. Es ist ein sehr guter Fit, dass wir Teil der großen Organisation Voith sind und gleichzeitig unsere eigene Division aufbauen. Das bietet uns die Chance, unsere mittelständische Struktur weiterzuentwickeln und gleichzeitig die Ressourcen von Voith, insbesondere im Engineering-Bereich, zu nutzen."
Dr. Fischers Werdegang bei Argo-Hytos
2007 begann Dr. Fischer als Leiter Entwicklung, 2010 trat er die Geschäftsführung der Argo-Hytos GmbH in Kraichtal an und übernahm gleichzeitig die Rolle des Group CTO. Anfang 2016 übernahm er die Position des COO der Argo-Hytos Group AG und verantwortet sowohl die Entwicklung als auch sämtliche Produktionswerke der Gruppe.
Inwiefern profitiert bei Ihnen Forschung und Entwicklung von der Zugehörigkeit zu Voith?
Fischer: "Grundsätzlich setzen wir unseren Businessplan eigenständig um. Unsere Produktentwicklungen, die größtenteils an Kundenprojekte gekoppelt sind, machen wir in der gleichen Organisation weiter. Was sich geändert hat, ist, dass wir jetzt auf Kompetenzen und Produkte der Voith-Gruppe zurückgreifen können, um unsere eigenen Märkte noch besser zu bedienen.
Beispielsweise können wir jetzt elektrische Antriebstechnik und Hydraulik kombinieren, um neue Produkte zu entwickeln. Das sind Dinge, die wir alleine nicht hätten angehen können. Es bietet uns die Chance, schneller und innovativer zu sein. Wir haben Technologietage mit Kunden, um uns über Zukunftstrends und deren Anforderungen auszutauschen. Ich selbst bin Vorsitzender des Mobima e.V., über den die Mitglieder vorwettbewerbliche Forschung fördern. So entstehen innovative Lösungen, die den Markt voranbringen."
Was passiert Ihrer Meinung nach in der Zukunft in der Hydraulikbranche?
Fischer: "Es gibt da mehrere Themen, die uns jetzt schon und in der Zukunft herausfordern. Technologisch müssen wir an unserem Carbon Footprint arbeiten und Emissionen reduzieren. Eins ist klar für mich: egal von welcher Lösung wir sprechen, die Energie wird teurer als es der Diesel heute ist und die Speicherkapazität ist begrenzt – ganz egal ob das bei der Verwendung von Wasserstoff oder einer Batterie ist. Das heißt, die Fahrzeuge und damit auch die Hydraulik müssen signifikant effizienter werden, ohne jedoch die Produktivität der Maschine zu verschlechtern. Es geht auch darum, geeignete Systemlösungen zu finden wie zum Beispiel intelligente, dezentrale Druckversorgungssysteme, die nur zugeschaltet werden, wenn sie gebraucht werden. Ein weiterer Aspekt ist die Regionalisierung in den Märkten, um lokal vertreten zu sein und flexibel auf Kundenanforderungen reagieren zu können.
Außerdem ist das Thema Fachkräfte eine große Herausforderung. Es gibt nur noch wenige Hochschulen, die Hydraulik lehren, daher müssen wir selbst viel ausbilden. Dies gilt insbesondere für Menschen, die ein Hydrauliksystem verstehen, in der Entwicklung und Anwendungstechnik arbeiten und für den Kunden Systemlösungen designen. Es ist wichtig, die Maschine zu verstehen und die optimale Lösung für den Kunden zu entwerfen."
Sie haben gesagt, dass die Systeme signifikant effizienter werden müssen. Wie kann das erreicht werden?
Fischer: "Es geht darum, die gesamte Architektur beispielsweise im Fahrzeug zu optimieren, nicht nur die einzelnen Komponenten. Das wird möglich durch elektronisch geregelte Systeme, die den Bediener unterstützen, lastadaptive Ventilsteuerungen, die Elektrifizierung der Fahrzeuge, um Energieverluste zu minimieren oder durch intelligente Antriebssysteme, die nur bei Bedarf zugeschaltet werden."
Wie bei der Start-Stopp-Automatik beim Auto?
Fischer: "Genau, in diese Richtung geht es. Es geht darum, Energie nur dann zur Verfügung zu stellen, wenn sie gebraucht wird. Das erfordert eine andere Architektur und intelligente Steuerungssysteme, die die Effizienz erhöhen."
Welche Antriebstechnologien werden sich Ihrer Meinung nach durchsetzen?
Fischer: "Ich glaube nicht, dass es eine einzige Technologie geben wird. Es wird verschiedene Lösungen für unterschiedliche Anwendungen und Fahrzeuge geben. Die Anforderungen mobiler Arbeitsmaschinen sind zu unterschiedlich, als dass sich eine Technologie durchsetzen könnte."
Fabrik des Jahres
Die Fabrik des Jahres zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa. Auf dem gleichnamigen Kongress werden jedes Jahr die Gewinner geehrt. Der nächste Kongress wird am 18. und 19. März 2025 stattfinden.
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Mehr zu den diesjährigen Siegerwerken lesen Sie hier!
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Sie sind weltweit vertreten und können nah am Markt produzieren. Wie sehen Sie in dem Zusammenhang die Lage in China?
Fischer: "Der Markt hat sich in den letzten zwei Jahren nicht gut entwickelt, insbesondere im Baumaschinenbereich. Es gibt Tendenzen einer Erholung, aber es ist noch nicht durchschlagend. Indien hingegen wächst stark und bietet viele Chancen."
Zum Abschluss noch eine mehr private Frage: Was machen Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?
Fischer: "Natürlich ist die Familie ein wichtiger Anker für mich. Was Hobbys angeht, fahre ich gerne Mountainbike, das ist für mich ein guter Ausgleich. Ich habe schon einige Alpenüberquerungen gemacht. Außerdem reise ich gerne und lerne andere Kulturen kennen, das erweitert den Horizont und hilft beruflich wie privat."