Auf der interlift in Augsburg treffen sich die Hersteller für die Komponenten in der Aufzugstechnik.

Die Aussteller der interlift sind mehrheitlich kleinere und mittlere Hersteller von Aufzugskomponenten, hoch spezialisiert und oft weltweit tätig. (Bild: AFAG Messen und Ausstellungen)

Auf der Weltleitmesse Interlift stürzt sich die Branche neben neuen, weltweit geltenden ISO-Normen vor allem auf digitale Lösungen im Aufzugschacht. Die smarte Dokumentation innerhalb der Aufzugtechnik ist das spannende Leitthema in Augsburg. Aber auch die Fernüberwachung, Industrie 4.0, Wartung oder Building Information sind fokussierte Themenfelder auf der Messe.

FieldPower Elevator,
Effizienzsteigerung in der Schachtverdrahtung mit FieldPower Elevator. (Bild: Weidmüller)

Weidmüller ist einer der Innovationstreiber im Ausstellerspektrum. Das Detmolder Unternehmen will die Aufzugtechnik mit seinem neuen Schachtverdrahtungssystem in ein smartes Zeitalter führen. Auf der Interlift 2019 stellen die Sensorik- und Interfacespezialisten den FieldPower Elevator vor, der ein entsprechendes Installationssystem für die Aufzugtechnik beinhaltet. Das System basiert auf zwei Schlüsselkomponenten: der Schachtverdrahtungsbox und einer 11-poligen Flachbandleitung. Die geringe Anzahl an Komponenten soll dabei die Logistikkosten optimieren und die Projektierung vereinfachen. Das ist besonders bei der Modernisierung bestehender Anlagen vorteilhaft.

Weidmüller hat die Schachtverdrahtungsboxen passgenau auf die Bedingungen bei Personen- oder Lastenaufzügen, Neuinstallationen oder Modernisierungen abgestimmt. Die Zweipunkt-Piercingkontakte der Schachtverdrahtungsbox ermöglichen ein leichteres Kontaktieren der Flachbandleitung. Mit der Push-in-Technik der Anschlussklemmen auf der Rückseite der Box lassen sich Sicherheitskreis, Kommandotasten und Stockwerk-Anzeigen verdrahten. Zudem können Anlagenbetreiber die Schachteinspeisung, den Stockwerk- und Schachtgrubenabgriff zur Übertragung von Energie sowie die Signaldaten digital verwalten. Weidmüller gibt weiter an, dass der Installateur des Schachtverdrahtungssystems bei der Montage ohne Spezialwerkzeug auskomme.

Nicht nur mit seiner Interfacetechnik will Weidmüller beim Fachpublikum in Augsburg punkten. Auch bei der Datenübertragung orientiert sich das Unternehmen an leistungsstärkeren Qualitätsstandards: mit der spannenden Technik FreeCon Contactless lässt sich über einen Luftspalt Energie übertragen. Akkus könnten somit während der Fahrt mit dem Aufzug kabellos geladen werden. Möglich macht dies das Prinzip der induktiven Resonanzkopplung. Das verhindert auch bei Aufzugsystemen Kontaktierungsfehler und senkt deren Unterhaltskosten.

Schachtkopien von Wachendorff

Silent Move Compac,
Silent Move Compact von Wachendorff: Durch das offene System und den Montagewinkel mit vier Langlöchern, ist eine Befestigung an der Aufzugskabine möglich. (Bild: Wachendorff)

Den richtigen Dreh bei der Positions- und Geschwindigkeitsmessung hat Wachendorff gefunden. Für die Aufzugsbranche liefert das Unternehmen neben den inkrementalen und absoluten Drehgebern digitale Schachtkopierungen. Beim Schachtkopiersystem hat das Unternehmen Elektronik und Mechanik des mitlaufenden Zahnriemensystems Silent Move nochmals komprimiert und den Produktnamen durch den Zusatz „Compact“ ergänzt.

Bei der Konstruktion der Schachtkopierung Silent Move Compact orientierte sich Wachendorff an den Bedürfnissen der Aufzugsbauer und Service-Unternehmen: Durch das offene System und den Montagewinkel mit seinen vier Langlöchern ist eine Befestigung an der Aufzugskabine möglich. Die vormontierte Spannrolle verhindert ein Verstellen im Betrieb. Außerdem entfällt die Justierung der Spannrolle bei der Montage. Mithilfe der mitgelieferten Feder gewährleistet Wachendorff die korrekte Spannung des Zahnriemens.

Vernetzte Wartung

Digitalisierung und Vernetzung bieten neue Möglichkeiten für die moderne Aufzughydraulik. Mit der permanenten Weiterentwicklung seiner Ventiltechnik verbunden mit Sensorik und Bus-Technologie präsentiert Bucher Hydraulics das iValve mit CANopen-Lift-Schnittstelle. Das System bildet die Grundlage für ein weitreichendes Entwicklungspotenzial von Hydraulikaufzügen, das bereits bei der Installation und Inbetriebnahme genutzt werden kann. Zudem haben Aufzughersteller dank Fernüberwachung und Predictive Maintenance die Möglichkeit, neue Wartungskonzepte zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen.

iValve arbeitet mit einem spezifischen Lernalgorithmus, der grundlegende Einstellungen und aktuelle Fahrdaten miteinander verrechnet und optimiert. Diese künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass die Kabine schneller startet und die Haltestelle direkt angefahren werden kann. So verkürzt sich die Fahrzeit, was wiederum auf die Energieeffizienz einzahlt. Zusammen mit der Ventilfunktion iAccess sowie eingebauten Sensoren für Druck- und Temperaturmessungen kann iValve nun auch per Busprotokoll unmittelbar mit der Aufzugsteuerung kommunizieren. Die schnelle Übertragung von Fahrkommandos sowie das Anzeigen von Betriebsdaten, Zustands- und Fehlermeldungen oder das Verändern der Ventilparameter an der Aufzugsteuerung sind damit ohne Weiteres möglich. Während der Installation und Inbetriebnahme soll der reduzierte Verkabelungsaufwand Zeit sparen und mögliche Fehlerquellen reduzieren.

Fernwartung mit Zugriffsrechten

Die Daten können je nach Aufzugsteuerung in unterschiedlicher Form angezeigt werden. Das Spektrum reicht vom zweizeiligen Display über ein TFT-Display und Touch-Screen bis hin zur Smartphone-App via Bluetooth. Angefangen von der Implementierung des intelligenten Ventils samt standardisierter Schnittstelle, der vollständigen Vernetzung der Aufzugkomponenten via Online-Steuerung anwendbar. Hierbei werden die Daten per Fernzugriff auf einem zentralen Rechner in einem Kontrollraum überwacht und abgerufen. Auf diese Art und Weise ist zum Beispiel bei öffentlichen Gebäuden mit hoher Frequentierung, wie Bahnhöfen oder Shoppingcentern, der schnelle Zugriff gewährleistet. Bei Bedarf lassen sich die Internetverbindungen auch noch durch ausgewählte Zugriffsrechte individuell beschränken.

Vielfältige Anzeigevarianten

Die integrierte Elektronik umfasst alle Parameter zur Einstellung von Geschwindigkeit und Beschleunigung. Diese Werte können Aufzugtechniker bislang anhand eines Handterminals lokal an der Aufzuganlage verändern. Das bedeutet jedoch, dass spezifische Handterminals nicht nur für Komponenten wie Antrieb, Aufzugsteuerung oder Türen vorhanden, sondern auch für Eingriffe vor Ort verfügbar sein müssen. Dies verursacht allerdings wieder Zusatzkosten.

Monitoring der Aufzugbremsen

Bei der Entwicklung eines smarten Bremsen-Monitorings hat Mayr Antriebstechnik vor der Interlift aufs Gaspedal gedrückt. Die Entwickler präsentieren in Augsburg den Roba-brake-checker, der die Sicherheitsbremsen der Aufzüge steuert und überwacht. Das System arbeitet dabei ohne Sensoren. Stattdessen erkennt es durch die Analyse von Strom und Spannung die Bewegung der Ankerscheibe und weiß, in welchem Zustand sich die Bremse befindet. Es überwacht neben Schaltzustand, Temperatur und Verschleiß auch die Zugweg- oder Zugkraftreserve des Aufzugsystems – also ob der Magnet noch in der Lage ist, die Ankerscheibe anzuziehen. Mit dem neuen Modul werden bei der Überwachung somit mehr Parameter als mit Mikroschaltern und Initiatoren abgebildet. Bei Erreichen der Zugkraftreserve sendet der Roba-brake-checker frühzeitig ein Warnsignal, dass noch eine bestimmte Betriebszeit der Bremse möglich ist.

Neben dem reinen Signal liefert das Modul über eine optische Schnittstelle Daten zu Schaltzeit, Strom, Spannung, Widerstand, Leistung und relativem Anzugsstrom. Letzterer lässt Rückschlüsse auf kritische Betriebszustände der Bremse zu. Über ein Auswertungsprogramm sieht der Kunde, ob alles passt oder Konfigurationen notwendig sind. Zum Beispiel wird ein Luftspalt, der zu groß wird, rechtzeitig erkannt. Der Anlagenbetreiber, beziehungsweise Hersteller, kann die Wartung gezielt und abgestimmt auf seinen Arbeitsprozess vornehmen. Darüber hinaus ermöglicht die Fehlerausgabe im Problemfall auch eine Fernwartung. Mayr präsentiert auf der Interlift 2019 zudem die Bremse Robaelevstop sowie eine Weiteroptimierung des Roba-twinstop-Prinzips für getriebelose Aufzugsantriebe.

An Fachpublikum wird es diesen und anderen Ausstellern nicht mangeln. Die Messeveranstalter in Augsburg erwarten eine größere Veranstaltung als zur letzten Interlift im Jahr 2017. Im Juli waren bereits 530 Aussteller registriert, dazu kommen die großen Gemeinschaftspräsentationen aus Italien und China, sowie Beteiligungen des Bundeslandes Sachsen. fl

Zur Messe

Das müssen Besucher noch wissen

Die Interlift ist eine der wichtigsten internationalen Fachmessen der Aufzugtechnik. Präsentiert werden Aufzugsanlagen und vorgefertigte Komponenten, Fahrtreppen und Laufbänder, Aufzugskomponenten wie Getriebe, Steuerungen, Überwachungs- und Sicherheitssysteme, Kabinen, Türen, Seile etc..

Termin: 15.10.2019 - 18.10.2019

Öffnungszeiten: 09:00 - 18:00 Uhr

Eintrittspreis: Tageskarte für 30 Euro

Adresse: Messe Augsburg, Am Messezentrum 5,86159 Augsburg. www.interlift.de

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