Georg Rempel,
"Die größte Fehlerquelle bei Problemen mit der Verbindung ist ein nicht korrektes Montieren von Verbindungssystemen", sagt Georg Rempel von Voss Fluid. (Bild: Voss Fluid)

Gibt es irgendwelche Hilfsmittel, für die richtige Montage? Ein Werkzeug oder technische Geräte?

Es kommt immer darauf an, welches System ich gerade schule oder was der Kunde einsetzt. Wir haben ein sehr einfaches Hilfsmittel, was aber extrem gut angenommen wird und auch gut funktioniert: einen Stift zum Markieren. Eine Verbindung ist eine Verschraubung, die immer nach einem gewissen Weg montiert wird. Den Weg erreiche ich durch einen Drehwinkel von der Mutter. Wenn ich also so eine Verbindungsstelle handfest angezogen habe und einen Markierungsstrich drauf bringe, dann kann ich anhand dieses Markierungsstrichs sehr genau sehen, wie weit ich schon montiert habe. Bin ich schon fertig oder noch nicht? Das ist eine ganz einfache, aber sehr effektive Lösung, die im Markt mittlerweile schon fast Standard ist. Gerade was zum Beispiel die Dichtkegelverschraubung-Verschraubung angeht, die handfest schon dicht ist, aber die oft nicht vernünftig verspannt wird und später zu großen Ausfällen führt. Da kann ein einfacher Markierungsstrich sehr helfen.

Ansonsten versucht man bei allen Systemen, die man weiterentwickelt, immer auch direkte Hilfen für den Monteur in das System zu integrieren, wie einen Übermontageschutz. Das sind Blockanschläge, die, wenn man an die Grenzen der Verbindungsstelle geht, auf Block gehen. Da merkt man, dass man nicht mehr weiterkommt. Es gibt also eine Rückmeldung: „Achtung, du bist gerade am Ende. Wenn du jetzt weiterdrehst, dann ist übermontiert, dann geht es kaputt.“ Diese Philosophie fahren wir schon seit einigen Jahren und das wird auch immer mehr. Mittlerweile gibt es kaum ein System, in das keine Hilfe für den Monteur eingebaut ist, um ihm das Leben zu erleichtern.

Aber trotzdem kommt es immer noch zu Problemen.

Ja, weil es keine 100-prozentige sichere Lösung gibt. Am Ende dieser ganzen Kette ist der Mensch immer noch ein wesentlicher Aspekt. Der Monteur muss es am Ende montieren und hier steckt dann auch die Fehlerquelle.

Welche Neuigkeiten im Bereich Hydraulik und Verbindungstechnik zeigen Sie auf der Hannover Messe 2017?

Im Bereich Hydraulik gibt es immer etwas Neues. Die Systeme werden immer weiterentwickelt. Zum Beispiel  haben wir ein Gerät entwickelt, um das Problem der Schneidringvormontage zu lösen. Bei der Schneidringvormontage muss der Schneidring auf der richtigen Position auf dem Rohr sitzen. Der entstandene Aufwurf muss die Schneidringstirnfläche zu circa 80 Prozent bedecken. Diese Kontrolle muss der Monteur bisher visuell prüfen. Es gibt im Moment kein Hilfsmittel, das ihm die Entscheidung abnimmt, ob es gut ist oder nicht. Hierzu haben wir einen Prototypen entwickelt, den wir auf der Hannover Messe ausstellen werden, der mir die Kontrolle des Schneidrings nach der Vormontage zu 100 Prozent abnimmt.

Das heißt, ich habe die Möglichkeit tatsächlich die Schneidringvormontage zu 100 Prozent zu prüfen, um ganz sicher zu sein, dass sie in Ordnung ist. Das garantiert allerdings nicht, dass das Schneidringsystem nicht ausfällt, weil der Monteur am Ende doch wieder die Verschraubung korrekt anziehen muss. Aber es werden keine Fehler aus der Vormontage in die Anlage übernommen und verbaut. Denn wenn das passiert, dann entstehen Risiken und ein Rohr kann ausreißen.

Das wäre ja auch ein Aspekt von Predictive Maintenance. Können Sie sich vorstellen, dass diese Komponenten der Verbindungstechnik dann auch intelligenter werden und Schäden vorhersagen?

In der Verbindungstechnik gibt es so etwas soweit gar nicht. Aber grundsätzlich ist es im Markt tatsächlich so, dass man an die Verschraubung erst herangeht, wenn Öl austritt. Weil gerade beim Schneidring ist vorbeugendes nachziehen sinnlos. Denn wenn ich jedes Mal an die Verbindung gehe und sie nachziehe, habe ich den Schneidring relativ schnell überzogen. Ganz besonders, wenn ich keinen Übermontageschutz integriert habe. Und dann zerstöre ich die Verbindung nur aufgrund der vorausschauenden Instandhaltung. Wenn man  sich bei der Auslegung und beim Verschrauben an die Vorschriften hält, dann benötigt man auch kein Predictive Maintenance zu betreiben, weil die Verbindung dauerhaft hält und nicht ausfallen wird.

Und wenn ein intelligenter Sensor Bescheid gibt, dass sich etwas gelockert hat?

Der  intelligente Sensor ist eher der Arbeiter, der sieht, dass Öl ausläuft.

Gibt es denn sonst aktuelle Trends, die gerade die Branche bewegen?

Der aktuelle Trend in der Verbindungstechnik ist im Bereich der Schlaucharmaturen, also bei den Schlauchleitungen. Hier gab es bis vor kurzem keine Hilfe für den Monteur. Zum Beispiel beim Dichtkegel, der in die Verschraubung eingetrieben wird. Es war relativ leicht, diesen falsch zu montieren; entweder zu wenig montiert oder zu schnell überzogen. Jetzt gibt es den Trend Hilfen für den Monteur mit einzubauen, wie zum Beispiel einen Übermontageschutz. Dadurch hat der Monteur wieder eine Hilfe zur Hand und bekommt eine Rückmeldung von der Verbindung, bevor sie übermontiert ist. Ansonsten gibt es schon seit fast fünfzehn Jahren den Trend, dass man von den Schneidringsystemen weg und hin zu Umformsystemen geht. Es wird einfach immer mehr umgeformt, weil es prozesssicherer ist, einfacher zu montieren und man erhält eine klare Rückmeldung beim Verschrauben. Außerdem haben Sie durch die Umformung die Ausreißsicherung, dass das Rohr nicht einfach aus der Verbindung ausreißen kann. Es ist damit ein deutlich wirtschaftlicheres System.

Wird es dann irgendwann keine Schneidringe mehr geben?

Das glaube ich nicht. Es wird immer Schneidringe geben, weil sie viele Vorteile haben: für die Baustelle, für den Serviceeinsatz oder für die schnelle Reparatur vor Ort. Sie sind klein und können von Hand einfach montiert werden. Wenn wir von Umformung sprechen, brauchen wir immer eine Maschine, die das Rohr umformt. Einen Schneidring kriege ich auch von Hand mit einem Gabelschlüssel aufgezogen. Deswegen wird es Schneidringe immer geben. hei

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