Der Markt für Industriehydraulik ist in den vergangenen drei Jahren nicht gewachsen, sondern um elf Prozent gesunken. „Wir gehen davon aus, dass sich der Markt zunächst auf niedrigem Niveau einpendelt und langfristig nur langsam wachsen wird. Darauf müssen wir uns jetzt einstellen“, sagt Dr. Steffen Haack, bis vor kurzem verantwortlich für den Produktbereich Industrielle Anwendungen im Vorstand von Bosch Rexroth. Der Industriehydraulikmarkt leidet vor allem unter den Marktrückgängen in China, Brasilien und Russland sowie dem Einbruch der Rohstoffpreise. Infolge dessen wurden Neuinvestitionen in rohstoffnahen Branchen wie Ölförderung, Offshore, Bergbau und Metallurgie nahezu eingestellt. Daraus entstanden Überkapazitäten bei Anlagenherstellern und -betreibern, aber auch bei Zulieferern von Industriehydraulik, was zu einem steigenden Kostendruck und fallenden Preisen geführt hat.
Fertigungskapazitäten für Zukunft bündeln
Um auf die anhaltend gesunkene Nachfrage zu reagieren, muss Bosch Rexroth seine Fertigungskapazitäten in der Industriehydraulik bündeln. Zudem ist es notwendig, auf den verschärften Wettbewerb zu reagieren. „Damit wir dem Preisdruck im Markt, insbesondere bei Standardprodukten, langfristig standhalten können, müssen wir uns kostengünstiger aufstellen, und so wettbewerbsfähiger werden“, erläutert Haack.
Geplant ist deshalb, Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung zu verschlanken und Prozesse zu optimieren. „Zudem werden wir in innovative, vernetzte Hydrauliklösungen investieren und neue Anwendungsfelder für die Industriehydraulik erschließen. So wollen wir Marktanteile gewinnen und dadurch unsere heutige Marktposition weiter behaupten.“
Die geplanten Maßnahmen führen zu einem geringeren Beschäftigungsbedarf in der Industriehydrauliksparte in Deutschland. Die Anzahl der Stellen soll deshalb bis Ende 2018 um bis zu 500 sinken, über die Hälfte davon in Vertrieb, Entwicklung und Verwaltungsbereichen. Betroffen sind die Standorte Lohr (Bayern), Ober-Ramstadt (Hessen) und Fellbach (Baden-Württemberg).
Bessere Werksauslastung sollen Kosten reduzieren
Vor allem bei Standarderzeugnissen der Industriehydraulik, wie Schaltventilen, besteht ein hoher Kostendruck. Um diesem standzuhalten, sollen kostengünstigere Bosch Rexroth-Werke außerhalb Deutschlands stärker ausgelastet und die Fertigungskapazitäten im Bereich Industriehydraulik gebündelt werden. Der Betriebsteil Fellbach mit rund 100 Mitarbeitern soll daher bis Ende 2017 geschlossen werden. Die Industriehydraulikfertigung in Ober-Ramstadt mit rund 150 Mitarbeitern soll bis Ende 2018 beendet werden. Das Unternehmen prüft sowohl innerhalb als auch außerhalb von Bosch Rexroth, welche alternativen Neuprodukte in Ober-Ramstadt angesiedelt werden können. Sollte dies nicht gelingen, wird der Standort bis Ende 2018 geschlossen werden.
Beide Standorte fertigen heute in erster Linie Standardkomponenten. Das Hydraulikwerk in Lohr soll sich auf technisch anspruchsvolle Lösungen wie servohydraulische Achsen oder elektronisch geregelte Pumpensysteme sowie auf High-Tech Produkte wie Stetigventile ausrichten. Infolgedessen entfallen in Lohr rund 50 Stellen in der Fertigung. In Vertrieb, Entwicklung und Verwaltung sinkt die Anzahl der Stellen bis Ende 2018 um rund 200. Dort sollen die Strukturen an die neue, niedrigere Umsatzerwartung und den hohen Kostendruck angepasst und mit Prozessverbesserungen Synergien geschaffen werden. Beispielsweise sollen administrative Funktionen gebündelt sowie in Vertrieb und Entwicklung Standorte außerhalb Deutschlands stärker genutzt werden.
Der Personalabbau an den Standorten Fellbach, Ober-Ramstadt und Lohr soll soweit wie möglich sozialverträglich stattfinden, zum Beispiel durch Arbeitsplatzangebote an anderen Standorten der Bosch-Gruppe, durch Fluktuation, Vorruhestandsregelungen oder Abfindungsangebote, auch betriebsbedingte Kündigungen lassen sich nicht ausschließen. Gespräche zu einem Interessensausgleich und Sozialplan mit den Arbeitnehmervertretern wird Bosch Rexroth nun aufnehmen. hei