Harte physische und psychische Tätigkeiten gelten bei vielen potenziellen Auszubildenden als unattraktiv. Sie stören ihre durchgeplante Work-Life-Balance, weil sie Schichtdienste, lange Arbeitszeiten oder die Abwesenheit von Heim und Hof bedingen. Ein Problem, das durch leistungsgerechte Löhne und entfristete Arbeitsverträge entschärft werden könnte.
Wesentlich komplexer stellt sich jedoch die Arbeitsmarktsituation für Ingenieurinnen und Ingenieure dar. Wie der Statistikbericht „Blickpunkt Arbeitsmarkt – Ingenieure und Ingenieurinnen“ aus dem Jahr 2019 darstellt, wird es für Industrieunternehmen zunehmend schwieriger, freie Stellen mit Ingenieuren zu besetzen, die in der Lage sind, sich auf der Basis einer breit angelegten Ausbildung in kürzester Zeit in die speziellen Anforderungen der Unternehmen einzuarbeiten. Dabei herrscht vor allem ein Mangel an spezifischen technischen Kenntnissen und Fähigkeiten in der Fahrzeugtechnik. Im Maschinenbau sehen die Arbeitsmarktforscher Engpässe in den Bereichen Entwicklung, Vertrieb, Einkauf und Produktion.
Unternehmen, wie die Schulungsexperten der Advanced Training Technologies (ATT), sehen aber ein weiteres Problem: Erwartungen an einen stringenten Lebenslauf der Bewerberinnen und Bewerber stimmten nicht immer mit der Wirklichkeit nicht überein. So müssten Unternehmen ihre Mitarbeiter oft motivieren, in ihre eigene Weiterbildung zu investieren. In diesem Kontext bietet ATT eine berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung an: Interessierte Ingenieure und Ingenieurinnen mit entsprechenden Vorkenntnissen können zu Fachingenieurinnen und -ingenieure der Hydraulik mit speziellem branchentypischem Fachwissen weitergebildet werden. Vergleichbar der Ausbildung zum Facharzt/zur Fachärztin oder zum Fachanwalt/zur Fachanwältin wird in einem einjährigen Aufbaustudium das erforderliche Hydraulikwissen vermittelt und die erfolgreiche Teilnahme wird durch das Zertifikat „Fachingenieur Hydraulik“ dokumentiert.
Fachingenieur Hydraulik
Eine Branche, die im internationalen Wettbewerb erfolgreich agiert, ist die Fluidtechnik. Zum einen sind in Deutschland nicht nur einige der größten Konzerne der Antriebstechnik tätig – auch viele kleine und mittelständische Komponentenhersteller, Anlagenbauer und Servicefirmen haben in Deutschland ihren Hauptsitz. Zum anderen besteht bei mobilen Arbeitsmaschinen, in Kraftfahrzeugen und in der Luftfahrindustrie ein hoher Bedarf an fluidtechnischem Fachwissen.
Das notwendige Fachwissen umfasst zunächst das Grundlagenwissen über den Aufbau und die Funktionsweise hydraulischer Anlagen. Vor allem die energetische Optimierung hat sich zu einem zentralen Aspekt bei der Konzeption von Arbeitsprozessen und der Auslegung von Anlagen entwickelt. Es herrscht noch die weit verbreitete Meinung, dass die Hydraulik einen schlechten Wirkungsgrad besäße. Dieses Klischee stammt aus der Zeit, als Betriebskosten im Vergleich zu den Einstandskosten noch keine Rolle gespielt haben. Heute ist jedoch das Bewusstsein gewachsen, dass CO2-Emissionen und Rohstoffverbrauch entscheidende Kriterien für den Einsatz einer Technologie sind. Die Fluidtechnik ist nur dann wettbewerbsfähig, wenn qualifizierte Ingenieurinnen und Ingenieure auch in dieser Hinsicht zukünftig weiter optimierte Anlagen entwerfen können. Anlagen der Antriebstechnik sind heute mechatronische Systeme. Dementsprechend ist die mechatronische Systemauslegung der Schlüssel für die Anlagenkonzeption. Dies triff vor allem auf Straßenfahrzeuge und mobile Maschinen zu. Gerade denjenigen Ingenieuren, die für diese Branchen ausgebildet wurden, fehlt oftmals ein fundiertes Wissen in der Fluidtechnik. So muss eine Ausbildung zur Fachingenieurin/zum Fachingenieur Hydraulik auch den Bereich Mechatronik sowie die Mobilhydraulik umfassen. Denn dann haben die Ingenieure die Möglichkeit, gemeinsam mit IT-Fachleuten und Elektronikern, die Software und die elektronische Hardware optimal auszulegen.
Betriebsstörungen in der Hydraulik frühzeitig erkennen
Während die Zukunft von Industrie 4.0 viele modetechnische Blüten treibt, sind in der Antriebstechnik vernetzte mechatronische Systeme längst Stand der Technik. Das volle Potenzial dieser Systeme lässt sich jedoch erst ausschöpfen, wenn man in der Lage ist, die kumulierenden Daten zu analysieren. Ziel dieser Analyse muss es sein, Ressourcen und Emissionen zu minimieren und die Einsatzbereitschaft von Maschinen zu maximieren. Daher ist es ein wesentliches Ziel der Ausbildung, dass die Kursteilnehmer und -teilnehmerinnen lernen und Betriebsstörungen möglichst frühzeitig zu erkennen. Online- und Offline-Analysemethoden helfen, Ursachen zu identifizieren und zu eleminieren. Noch besser sind aber Strategien, die durch geeignete Maßnahmen Betriebsstörungen schon im Vorfeld vermeiden. Diese Strategien lernen die Absolventen und Absolventinnen bei Schulungsunternehmen wie ATT kennen.
Blended Learning in der Hydraulik
Auch wenn wir viel Zeit in der virtuellen Welt verbringen: Wir können Wissen erst anwenden, wenn wir etwas begreifen. Wir müssen hören und verstehen und haben tatsächlich erst dann etwas gelernt, wenn wir das Gelernte auch anderen erklären können. Vor allem der soziale Kontakt zwischen Mitschülern und Dozenten ist wichtig, um den Wert des Wissens zu erkennen und für das Studium im stillen Kämmerlein motiviert zu sein. Reines E-Learning trägt den kognitiven Fähigkeiten der Menschen nicht genügend Rechnung und daher kann nur die Kombination aller Lernmethoden ein optimales Ergebnis liefern. Blended Learning ist hier wesentlich effizienter. Das Wissen für den Fachingenieur Hydraulik wird in fünf Unterrichtseinheiten vermittelt: Grundlagen, Konstruktion und energetische Optimierung, Mechatronik, Mobilhydraulik, Instandhaltungsstrategien und systematische Störungsanalyse.
Zertifikat Fachingenieur Hydraulik
Jedes dieser Module besteht aus fünf Arbeitstagen Präsenzveranstaltung in einer Kombination aus Vorlesungen, Übungen und Versuchen am Prüfstand. Anschließend wird der Stoff in 24 Lerneinheiten im Selbststudium vertieft. Diese Lerneinheiten kombinieren Skripte für das Selbststudium mit klassischen Übungen, E-Learning Einheiten und einem interaktiven Teleteaching. Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer lernen sich währende der Kurse persönlich kennen und können Lerngruppen bilden. Während der Präsenzphase wird ein enger Kontakt mit den Dozentinnen und Dozenten etabliert. Während der Teletraining-Einheiten im Selbststudium bleibt dieser Kontakt bestehen.
Praktische Berufserfahrung ist eine Voraussetzung für eine Teilnahme an den Kursen. Die und der Teilnehmer/die Teilnehmerin kann in einer schriftlichen Abschlussarbeit zeigen, dass er oder sie das neu erworbene Wissen auch in der Praxis anwenden kann. Ein Zeugnis und ein Zertifikat Fachingenieur Hydraulik dokumentieren dem Arbeitgeber, dass der Mitarbeiter das Wissen erfolgreich erworben hat. Mit dem Zertifikat besitzen die Absolventen ein einmaliges Qualifizierungsmerkmal für den Arbeitsmarkt.
Berufsbegleitende Fortbildung für Ingenieure
Das Interesse der Industrie an gut ausgebildeten Fachleuten, die schon nach kurzer Einarbeitung selbstständig in Projektteams mitarbeiten können, stellt im industriellen Produktionsumfeld eine Notwendigkeit dar. Doch es besteht auch ein gesellschaftliches Interesse an einer berufsbegleitenden Fortbildung. Deutschland kann nur dann eine führende Industrienation bleiben, wenn es sein Know-how weiterentwickelt. ATT pflegt internationale Beziehungen und wird zusammen mit Partnern – vor allem in China – das Ausbildungskonzept für den Fachingenieur Hydraulik weitergeben. Somit unterstützt ATT Unternehmen der Fluidtechnik auch bei der Internationalisierung ihrer Geschäfte.
Das Lehrangebot wendet sich daher primär an Technikerinnen und Techniker sowie Ingenieurinnen und Ingenieure, die sich beruflich weiterentwickeln wollen. Die Kombination aus Präsenzveranstaltung und Selbststudium ermöglicht es den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern, berufliche und private Anforderungen mit der Belastung durch die Weiterbildung in Einklang zu bringen. Diese Zusatzqualifikation wird immer wichtiger, da die Abbrecherquoten in den klassischen Ingenieurfachgebieten steigen.
Das Unternehmen ATT bietet aber auch Schulungen direkt bei den Hydraulikanwendern vor Ort an. Hierzu liefert ATT per LKW einen Container, der als mobiler Schulungsraum dient. Darin befinden sich ein interaktives E-Learning-System und wahlweise ein Arbeitsbereich mit praktischen Aufgaben, inklusive Geräte, Unterlagen, Werkzeuge und Materialien zum Absolvieren des Trainings. Teilnehmer arbeiten im Training mit einem interaktiven E-Learing-System, das Wissen vermittelt, Abläufe erklärt und durch die praktischen Übungsaufgaben führt. Jeder Arbeitsschritt wird erläutert und anschließend geprüft. Teilweise kann das nächste Lern-Modul beziehungsweise die nächste Übung erst aufgerufen werden, wenn die vorangegangene Einheit erfolgreich abgeschlossen wurde. Mögliche Themen sind beispielsweise Rohr- und Schlauchleitungsverlegung in der Hydraulik oder Schneidringmontage am Hydraulikrohr.
Hydraulik-Fachwissen gegen den Fachkräftemangel
Um den Wissensbedarf überhaupt aufbauen zu können, müssen bei Absolventen weiterführender Schulen erst grundlegende Lücken wie Sprachbeherrschung und Mathematik geschlossen werden. Im Studium der sogenannten Mint-Fächer wirken sich diese Mängel in den ersten Semestern fatal aus. Die Studentinnen und Studenten weichen auf andere Fächer aus. Erst im Laufe des Berufslebens entwickelt sich dann die Motivation, auch unter großen Anstrengungen, vorhandene Lücken zu schließen, um sich berufsbegleitend das notwendige Wissen zu erarbeiten.
Deutschland ist weiterhin ein attraktiver Arbeitsmarkt für potenzielle Zuwanderinnen und Zuwanderer aus anderen Ländern. Für die Migranten sind die Hürden beim Arbeitsmarktzugang jedoch noch hoch. Zwar sollten im Verlauf des Bologna-Prozesses europaweite Bildungsabschlüsse vergleichbar werden, tatsächlich existieren jedoch noch immer Differenzen zwischen deutschen und internationalen Abschlüssen. Hier kann eine Weiterbildung zum Fachingenieur in zweifacher Hinsicht hilfreich sein. Zum einen können die Bewerber durch die Qualifikation zum Fachingenieur Hydraulik nachweisen, dass sie das Hydraulik-Fachwissen haben – und ganz nebenbei auch, dass sie über die notwendige Sprachkompetenz verfügen. Zum anderen bleibt abzuwarten, ob es für die künftigen Ingenieure mit einer solchen Zusatzqualifikation möglich ist, Lücken in ihrer Ausbildung zu schließen. Es müsste festgelegt werden, dass der Ausbildungsabschluss, den sie im Ausland erworben haben, auch formal in Deutschland anerkannt wird.
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