Jedes Jahr werden in Deutschland 250.000 Nutzfahrzeuge neu zugelassen. Viele von ihnen haben Aufbauten und die Datenübertragung wird zunehmend wichtiger. Darunter sind zum Beispiel Feuerwehrfahrzeuge, Tieflader oder Räumfahrzeuge. Bereits 1986 hat Robert Bosch den CAN-Bus (Controller Area Network) vorgestellt, ein serielles Bussystem, das zu den Feldbussen gehört. Seitdem hat sich der Kommunikationsstandard in Automobilen, später auch in Nutzfahrzeugen als das zentrale Nervensystem zur Übertragung von Daten der Fahrzeugelektronik etabliert. Die Länge der Datenleitungen in einem Fahrzeug sind enorm: Allein in einem Mittelklassewagen stecken schon mehrere tausend Meter Datenleitungen, in Erntemaschinen ein Vielfaches mehr.
Obwohl CAN-Bus schon seit über 30 Jahren am Markt erfolgreich für die Datenübertragung angewendet wird, gab es bisher dafür keine eigens angepassten Leitungen. Natürlich kann man Standard-CAN-Bus-Leitungen auch für Fahrzeugaufbauten verwenden und die ohnehin robusten Leitungen von Lapp meistern diese Aufgabe durchaus souverän – ideal ist das trotzdem nicht, denn die Anforderungen an eine Leitung in einer Fabrik sind doch anders als bei Leitungen, die unter freiem Himmel und in Fahrzeugen Dienst tun.
Robust für den Straßeneinsatz
Das ändert sich jetzt, denn die Stuttgarter Lapp-Gruppe, Spezialist für integrierte Lösungen und Markenprodukte im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie, hat auf der Hannover Messe 2017 die Unitronic Bus Heat 6722 vorgestellt, eine Datenleitung nach dem CAN-Bus-Standard. Sie ist speziell für Fahrzeugaufbauten geeignet und für den täglichen Straßeneinsatz entsprechend robust. Die Unitronic Bus Heat 6722 trotzt Öl, Benzin, Diesel, Schmierstoffen, UV-Licht sowie Wind und Wetter und ist außerdem nach DIN/ISO 6722 Klasse B temperaturbeständig von -40 bis +105 Grad Celsius.
Weil diese Leitung manchmal auch in Fahrzeugen verlegt wird, die der Personenbeförderung dienen, ist die Zertifizierung nach ECE R118 obligatorisch. Hierbei wird das Brandverhalten von Innenraummaterialien geregelt. Danach muss das Mantelmaterial halogenfrei sein, um im Brandfall die Atemwege nicht zu verätzen, wenn der brennende Kunststoff mit Löschwasser in Berührung kommt. Deshalb wird bei der neuen CAN-Bus-Leitung nur ein Mantel aus Spezialpolyurethan in Frage.
Platz-und Gewicht sparend
Die Unitronic Bus Heat 6722 hat außerdem einen besonders geringen Durchmesser. Erreicht haben das die Lapp-Ingenieure durch den Aufbau der Adern als Sternvierer, im englischen auch als Twisted Quad bekannt. Darunter verstehen Kabelexperten ein Kabel mit vier Adern, bei dem die jeweils zwei gegenüberliegenden miteinander verseilt und die Paare dann ebenfalls verseilt werden. Der Außendurchmesser eines Sternvierer-Kabels beträgt das 2,4-fache des Durchmessers der vier einzelnen Adern im Inneren. Damit ist das Sternvierer-Kabel nur halb so dick wie ein herkömmlich aufgebautes Kabel. Das spart Platz und Gewicht und erlaubt enge Biegeradien. Zusammen mit der hohen Flexibilität von Mantel und feinstdrähtiger Litze ist das Kabel damit ideal für den Einbau in Fahrzeugen, aber auch in einer ausfahrbaren Feuerwehrleiter oder Lichtmasten. Die CAN-Bus-Leitung ist in vier Varianten erhältlich mit Aderquerschnitten von 0,25 bis 0,75 Quadratmeter. Damit kann sie eine unterschiedliche Anzahl von Teilnehmern und verschiedenen Segmentlängen abdecken. bf
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Technik im Detail
Weitere Leitungen für Nutzfahrzeuge
Bei der Entwicklung der neuen Leitung Unitronic-CAN-Bus konnte Lapp auf ein umfangreiches Know-how aufbauen. So hat Lapp bereits Leitungen für verschiedene Anwendungen in Nutzfahrzeugen im Programm:
- Ölflex Truck für die Verdrahtung der Elektroinstallation in LKW-Anhängern ist dank spezieller ADR-Zulassung auch für Gefahrguttransporte zugelassen. Das Kabel gibt es mit einem Außenmantel entweder aus Spezial-PVC oder Spezial-PUR, letzteres ist sogar mikrobenfest.
- Etherline Heat 6722 ist für den Fahrgastraum von Bussen zur Datenübermittlung vorgesehen. Zum Beispiel für die Überwachungskamera oder das Entertainmentsystem bei Luxusreisebussen. Die Leitung ist halogenfrei und flammwidrig und geprüft nach ECE R118.
- Unitronic Bus IS ist eine Isobus-Leitung nach der Norm ISO 11783-2. Sie basiert auf dem CAN-Standard und dient der Datenübertragung in landwirtschaftlichen Fahrzeugen.