Was das Unternehmen Leitz aus Wetzlar vor mehr als vier Jahrzehnten im Bereich der Vertikalvergrößerungsgeräte geleistet hat, führt Heiland Electronic mit dem Horizontalvergrößerer Mamont fort. Die Firma unterstützt damit das Comeback der analogen Schwarzweißfotografie. Dieses begann vor einigen Jahren mit überdimensionalen Fotoabzügen und der damit verbundenen handwerklichen Feinarbeit in der Dunkelkammer.
Zur aktuellen Lage merkt Firmeneigentümer und Ingenieur Jürgen Heiland an: „Die analoge Fotografie entwickelt sich in der Nische weiterhin sehr stabil mit einem spürbaren Aufwärtstrend, der augenscheinlich durch die Corona-Pandemie positiv beeinflusst ist.“ Stellvertretend dafür steht die Entwicklung des Horizontalvergrößerers für Negativformate von bis zu 20 mal 24 Inch. Jürgen Heiland präsentierte ihn im Jahr 2018 gemeinsam mit seinem Co-Konstrukteur Wolfgang Walberer auf der Fotografiemesse „Photokina“ als Weltneuheit. Das Gerät ermöglicht Schwarzweißfotografien im Großformat mit hoher Qualität.
„Die analoge Fotografie entwickelt sich in der Nische weiterhin sehr stabil mit einem spürbaren Aufwärtstrend, der augenscheinlich durch die Corona-Pandemie positiv beeinflusst ist.“
Jürgen Heiland, Firmeneigentümer und Ingenieur, Heiland Electronic
Für Jürgen Heiland ist die Entwicklung, Produktion und Vermarktung fotografischer Produkte eine Ehren- und auch eine Familiensache: „Schon meinem Vater und Gründer des Unternehmens ging es stets darum, mit großer Leidenschaft preiswerte und leicht anzuwendende Systeme herzustellen“, erklärt er. Den Start machte Wilhelm Heiland mit dem als Volksdensitometer bekannt gewordenen TRD-2, der elektronische Messungen der Schwarzweiß-Dichte auf Filmen und Fotografien ermöglichte. Heute entwickelt Sohn Jürgen mit einem sechsköpfigen Team elektronisch gesteuerte Geräte, die es Fotolaboranten ermöglichen, ohne das sonst übliche Probieren und Testen das Optimale aus einem Negativ herauszuholen und auf Fotopapier zu projizieren.
Bei dem Horizontalvergrößerer entzieht sich der Inhalt wie bei einer Blackbox den Blicken des Betrachters. Mit einer Baulänge von 2,50 Meter ist er schon von der äußeren Erscheinung her beachtlich. Im Inneren verbirgt sich Hightech. Dies ermöglicht großformatige Bilder, die hohe ästhetische Anforderungen erfüllen.
Technisch zeichnet sich das Gerät durch eine Metallbauweise mit bis zu 20 Millimeter dicken Aluminium-platten aus. Es wiegt 500 Kilogramm. Drei individuell verstellbare Hubsäulen, die Lenkung und der Antrieb verleihen ihm alle sechs Freiheitsgrade der Bewegung. Dadurch konnten die Entwickler darauf verzichten, ein Schienensystem in der Dunkelkammer zu verlegen, die sich in der Vergangenheit oft als Stolperfallen erwiesen haben. Der massive Vergrößerer wird per Funk-Fernbedienung mit Joysticks gesteuert und von sechs elektrischen Motoren bewegt. Der Stellbereich geht von 100 bis 1.300 Millimeter, was die Verwendung von Objektiven im Brennweitenbereich von 150 bis 1.000 Millimeter ermöglicht.
Das Führungssystem entspricht Maschinenbaustandards, was langfristig die stabile Parallelität zwischen Negativ- und Objektivebene sichern soll. Drei Laser messen millimetergenau den Abstand zur Projektionswand und ermöglichen so ein präzises Ausrichten der Negativebene zur Projektionsebene.
Das Gerät setzt sich auf Knopfdruck in Bewegung. Es richtet selbstständig auf bis zu einem Millimeter genau zur Projektionswand aus.
Die Lichtquelle basiert auf den LED-Flächenleuchten von Heiland Electronic: 15.000 LED erzeugen das benötigte Maß an Licht. Es lässt sich aber anwendungsspezifisch per integriertem Dimmer und in den Belichtungszeiten im Bereich von fünf Blenden anpassen. Zwar braucht der LED-Kopf einen Lüfter, aber dieser wird in den Belichtungsphasen ausgeschaltet. Da die LED über die Grundfarben Rot, Grün und Blau verfügen, sind neben der Entwicklung von Schwarzweißbildern auch Farbabzüge vom Negativ oder Dia möglich.
Die Negativbühne kann zum einfacheren Einlegen des Negativs und zur besseren Staubkontrolle in die horizontale Lage geschwenkt werden. Um diesen Vorgang zu erleichtern und die Geschwindigkeitsregulierung und Dämpfung auf das gleiche Niveau zu heben wie die übrigen optischen und elektromechanischen Komponenten, arbeiten Jürgen Heiland und Wolfgang Walberer mit der Firma ACE Stoßdämpfer zusammen: „Wir haben schon bei der Entwicklung von anderen Lösungen gute Erfahrungen mit den Maschinenelementen aus Langenfeld und dem Vor-Ort-Service durch Steffen Bonn als technischen Berater von ACE gemacht. Daher haben wir ihn auch in der Entwicklungsphase des neuen Vergrößerers angesprochen und gemeinsam zwei unterschiedliche Dämpfungsprodukte für die Serienfertigung ausgewählt“, erläutert Wolfgang Walberer.
Geschwindigkeit regulieren und dämpfen
Die erste Aufgabe bestand darin, ein Maschinenelement zu finden, das den Laboranten beim schnellen Wechsel der Negative oder Dias unterstützt. Dabei soll die Negativplatte sanft nach unten geschwenkt werden. Dafür regte Hobbyfotograf Steffen Bonn an, eine Vorschub-Ölbremse des Typs VC25100EUFT in den Linearantrieb zu integrieren. Diese Art von Bremsen eignet sich insbesondere für die Einstellung konstanter Vorschubgeschwindigkeiten. Dafür ist die Ölbremse fein justierbar. Das Gewinde des Außenkörpers dieses geschlossenen hydraulischen Elements ermöglicht die Montage und Begrenzung des Vorschubweges. Durch Verdrängung des Hydrauliköls über die Drosselöffnung entsteht eine gleichmäßige Vorschubgeschwindigkeit über den Hub.
In den Modellen bis 55 Millimeter Hub dienen Rollmembrane als dynamische Dichtung, als Volumenausgleich der Kolbenstange und als Rückstellelement. In der vorliegenden Variante arbeitet die Ölbremse in einem einstellbaren Kraftbereich von 60 Newton bis 3.500 Newton und reguliert nicht nur die Vorschubgeschwindigkeit, sondern macht den Negativwechsel zu einer leichtgängigen Angelegenheit.
Die zweite Aufgabe bestand darin, für das Hochklappen des Vergrößerers eine Dämpfungslösung zu finden, die am Ende des Klappvorgangs die Gesamtkonstruktion vor Schäden in der Endlage schützt. „Da wir es hier mit einer seitlichen Bewegung zu tun haben, ist der von uns verwendete Stoßdämpfer SC650EUM-7 zusätzlich mit einer Bolzenvorlagerung ausgestattet worden“, erklärt Steffen Bonn.
Die beispielsweise für Drehmodule geeigneten Dämpfer gibt es in übergreifend abgestuften Härtebereichen mit integriertem Festanschlag. Sie sind wartungsfrei und direkt einbaufertig. Mit der Option einer Bolzenvorlagerung als Zubehör lassen sich Aufprallwinkel bis zu 25 Grad realisieren. Durch ihr spezielles Design in Topfkolbenform nehmen die Kleinstoßdämpfer der Baureihe SC bis zu dreimal mehr Energie auf als Standardtypen.
In dem konkreten Einsatzfall bei Jürgen Heiland heißt das: Es sind Energieaufnahmen von bis zu 210 Newtonmeter pro Hub zulässig. Diese Werte seien für den Horizontalvergrößerer mehr als ausreichend, wie der Konstrukteur versichert. Die Kleinstoßdämpfer sind für das Verzögern von effektiven Massekräften zwischen 320 Kilogramm und 1.090 Kilogramm ausgelegt. Insofern wären von den fotografischen Dimensionen her noch Vergrößerungen des Horizontalvergrößerers denkbar.
Weiterer Vergrößerer ist in Arbeit
Zurzeit arbeiten Jürgen Heiland und Wolfgang Walberer allerdings an einem Vergrößerer für vertikale Projektionen, dessen Achsen über Kugelumlaufspindeln und Servomotoren bewegt werden. Auf weitere Innovationen für die analoge Fotografie mit ACE-Komponenten darf man also gespannt sein. Sicher ist, dass es nicht wieder über 40 Jahre dauert, bis der nächste Meilenstein in Sachen analoger Schwarzweißfotografie aus Wetzlar kommt.
Auf einen Blick
Heiland Electronic hat den Horizontalvergrößerer Mamont entwickelt, mit dem sich aus analogen Negativen großformatige Schwarzweißfotografien erstellen lassen. In dem 500 Kilogramm schweren Gerät verwendet das Unternehmen zwei Komponenten des Herstellers ACE Stoßdämpfer: die Vorschub-Ölbremse des Typs VC25100EUFT und den Stoßdämpfer SC650EUM-7.
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