Jährlich werden in Deutschland etwa 150.000 Tonnen Hydrauliköl verbraucht, davon zirka 60.000 Tonnen für mobile Anwendungen. Nur etwa 50 Prozent der verbrauchten Schmierstoffmenge werden auch recycelt, so eine Marktanalyse Nachwachsende Rohstoffe des Vereins Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. Diese Zahlen werfen nicht nur Fragen auf, sondern sollten auch zum Nachdenken anregen. Nachfolgend habe ich ein paar Verbesserungsvorschläge zusammengestellt, die ohne großen Aufwand umgesetzt werden könnten.
Mineralbasierte Hydrauliköle dürfen mit anderen Mineralölen gemischt und gemeinsam entsorgt werden. Ob das Ölgemisch dann recycelt oder thermisch verwertet wird, entscheidet das jeweilige Entsorgungsunternehmen. Über diese Schiene wird von den 150 000 Tonnen mit Sicherheit eine große Menge gesetzeskonform entsorgt. Und trotzdem stellt sich die Frage: „Wie viel Hydrauliköl geht eigentlich tagtäglich verloren, nur weil von der Produktauswahl bis zur Wartung gravierende Fehler gemacht werden?“
Viele Konstrukteure und Instandhalter gehen davon aus, dass alle Hydrauliköle einer Klassifikation identisch sind. Doch das ist ein glatter Trugschluss. Ein Blick in die Norm ist hier sehr aufschlussreich. Dabei erkennt man schnell, dass sich die Gleichheit im Wesentlichen nur auf die Grundölart und ein paar Normprüfungen beschränkt, für die Mindestwerte definiert sind. Dennoch werden Normen gern als Instrument für den preisorientierten Produkteinkauf herangezogen. Dass sich damit eine Menge von Problemen ergeben kann, wird oft ignoriert. Denn selbst wenn Hydrauliköle mischbar sind, müssen sie noch lange nicht verträglich sein.
Spurensuche im Öl
Hydrauliköle sind Mischungen aus einem Grundöl und Additiven. Das eingesetzte Grundöl ist die Leistungsbasis, die spezifischen Eigenschaften werden dann mit Art und Menge der Additive bestimmt. Das Hydrauliköl ist nicht nur ein Druckübertragungsmedium, bei der Auswahl müssen auch die tribologischen und thermischen Eigenschaften bewertet werden. Denn die in den Hydraulikölen eingesetzten Grundöle verändern ihre Eigenschaften mit zu- oder abnehmender Temperatur.
Bei Mineralöle kommt noch dazu, dass sie im Vergleich zu synthetischen Basisölen viel mehr verdampfen. Zusätzlich kommt es, weil die niederviskosen Ölanteile fehlen, zur Viskositätsveränderung und das hat wiederum einen negativen Einfluss auf das Tieftemperatur-, aber auch auf das rheologische Verhalten. Durch die Verdampfung kann sich also ein Hydrauliköl sozusagen in Luft auflösen. Bei synthetischen Produktformulierungen ist diese Gefahr lange nicht so groß. Ganz generell gilt der Zusammenhang:
- Je niedriger die Ölviskosität umso größer der Verdampfungsverlust
- Je höher die Temperatur umso größer der Verdampfungsverlust
- Je geringer der Verdampfungsverlust umso geringer der Ölverbrauch
- Je geringer der Verdampfungsverlust umso stabiler die Viskositätseigenschaften
Der Filter trägt zur Klärung bei
Oxidation (Sauerstoff), Hydrolyse (Wasser) und chemische Reaktionen mit Metallen sind „Ölalterungs-Beschleuniger“, die in Hydraulikanlagen oft auftreten. Alterungsrückstände sind polarer Natur. Sie werden in den modernen mineralölbasierten Druckflüssigkeiten nicht mehr so gut gelöst. Agglomerieren die Reaktionsprodukte, entsteht mit der Zeit Ölschlamm oder sogar Varnish.
Die im Hydrauliköl eingesetzten Dispersant-Additive halten die ölunlöslichen Verunreinigungen in Schwebe. Sie werden mit dem Fluid zum Filter transportiert, das Öl wird so gereinigt. Häufige Filterwechsel verursachen nicht nur Kosten, sie sind auch ein Indiz dafür, dass in der Hydraulikanlage etwas nicht in Ordnung ist. Mit natürlich wird mit jedem Filterwechsel auch Hydrauliköl entsorgt. Bei häufigem Filterwechsel kommen da schon einige Liter zusammen, welche in keiner Statistik auftauchen. Hydrauliköle mit synthetischen Grundsubstanzen sind weniger alterungsanfällig und sind deshalb eine gute Lösung.
Weitere Verlustquellen
Ein steter Tropfen höhlt nicht nur den Stein, er füllt auch schnell ein Fass. Undichte Rohr- oder Leitungsverschraubungen tragen zum Hydraulikölverlust bei. Mit zunehmender Gebrauchsdauer steigt die Gefahr des Dichtheitsverlustes. Die Anzeichen hierfür ignorieren Betreiber jedoch oft. Dabei sind Leckagen nichts anderes als unerlaubte Ölentsorgungen. Und kein Hydrauliköl ist umweltfreundlich oder gar umweltverträglich.
Leckagen haben auch einen wirtschaftlichen Aspekt. Jeder so verlorene Liter muss nachgekauft und -gefüllt werden. Regelmäßige Leitungsinspektionen und eventuelle notwendige Maßnahmen durchzuführen, ist also aus dieser Sicht zu empfehlen. Große Füllmengen gehen verloren, wenn durch fehlende Wartung, Instandsetzung oder bei einer Havarie, Hydraulikschläuche und –rohre beschädigt werden. Dann muss, zumindest bei minerlölbasierten Produkten, das kontaminierte Erdreich entsorgt werden.
Natürlich geht auch bei Reparaturarbeiten einiges an Hydrauliköl verloren. Das gleich gilt fürs Umölen, zum Beispiel auf biologisch abbaubare Hydrauliköle bei Arbeitsmaschinen in Wald, Flur und auf der Baustelle. Denn bevor das neue Öl eingefüllt werden kann, muss die Anlage gut gespült werden. Es kommt zur Vermischung von einem „Bio-Öl“ mit einem Mineralöl. Betriebsbedingte Gemische werden in die „schlechteste“ Entsorgungskategorie eingeordnet. Deshalb sind vermischte Abfälle teure Abfälle! Auch die auf einem solchen Wege entsorgten Hydraulikölmengen fehlen bei der Recyclingquote. do
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