Nur sechs Wochen Zeit. 42 Tage um das historische Burgtheater in Wien auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Denn das Burgtheater war technisch in die Jahre gekommen. Modernisierungen im großen Stil standen an. Um keinen einzigen Tag der neuen Spielsaison aufgrund der fehlerhaften Bühnentechnik zu verpassen, musste intensiv gearbeitet werden. Eine schwierige Aufgabe für den Antriebs- und Steuerungsexperten Bosch Rexroth, der das Haus bereits seit Jahrzehnten technisch betreut.
Die größten Aspekte bei der Modernisierung spielten die Faktoren Verfügbarkeit und Sicherheit. Darüber hinaus musste die moderne Bühnenautomatisierung aus dem Blickwinkel der Bediener mobil einsetzbar sowie leicht zu programmieren und beherrschbar sein. Denn nicht selten werden Kulissen während der laufenen Vorstellung vor den Augen der Zuschauer verschoben. Dementsprechend muss die Technik vor allem auch leise sein. Der Grenzwert in der ersten Zuschauerreihe liegt bei 35 Dezibel.
Technische Hauptrolle
Die technische Hauptrolle des Burgtheaters in Wien spielt die Theatersteuerung vom Typ SYB 3.0 von Rexroth. Durch den modularen Aufbau des Geräts eignet es sich sowohl für kleine Kammerbühnen mit wenigen Antrieben als auch für die komplette Ausrüstung großer Unter- und Obermaschinerien mit bis zu 275 Antrieben und elf Bedienpulten, wie im Bolschoi Theater in Moskau. Um alle wichtigen Daten im Blick zu behalten, hat die Steuerung einen 22-Zoll-Touch-Display. Per Funk wird dann mit der Zentralsteuerung kommuniziert. So lassen sich auch Kulissen aus dem Zuschauerraum heraus verfahren, um das Bühnenbild aus Sicht der Theaterbesucher zu optimieren.
Während der Vorführung hat die Steuerung die Aufgabe, vorher programmierte Abläufe in einer zeitlichen Abfolge abzufahren. Diese Sequenzen werden bei der Vorbereitung neuer Produktionen programmiert und laufen dann automatisch ab. Hierfür kommen in großen Theatern zwei große Bereiche zum Einsatz – die Unter- und Obermaschinerie. In der Obermaschinerie auf dem Schnürboden in 28 Metern Höhe kommen sowohl elektrische als auch hydraulische Züge zum Einsatz. Mit der neu eingebauten Rexroth-Steuerung soll das Burgtheater nun mehr Freiheiten bei der Bühnengestaltung erhalten. So lassen sich etwa die Prospektzüge für schwere Lasten synchron verfahren. Auf diese Weise können Lasten auf unterschiedliche Züge aufgeteilt werden, was die Sicherheit erhöht und Störungen durch Überlast verhindert.
Statt Überlasten wie bisher mit Druckbegrenzungsventilen zu verhindern, kommen nun moderne Drucksensoren zum Einsatz. Sie messen die Kräfte, erkennen elektronisch zu hohe Lasten und verhindern dann, dass ein Antrieb überhaupt anfährt. Dieser Bereich ist auch von etwaigen Steuerungseingriffen geschützt. Bediener haben keinen Einfluss darauf, Toleranzen beispielsweise nach oben zu schieben. Denn im Theaterbetrieb gibt es keinen Kompromiss, weil sich das Schauspiel in der Regel unter schwebenden Lasten abspielt.
Technik im Detail
SYB-3.0-Steuerungssystem
SYB 3.0 verbindet elektrische und hydraulische Antriebstechnik mit moderner Steuerungselektronik und auf die Bühnentechnik abgestimmter Software. Durch ihre streng modulare Konzeption für dezentrale Systemarchitekturen deckt sie die Anforderungen jeder Bühne ab. Das gilt für die kleine Kammerbühne mit wenigen Antrieben wie für die komplette Ausrüstung von Unter- und Obermaschinerien großer Opernhäuser mit bis zu 700 Antrieben und 16 Bedienpulten. Damit erschließt die SYB 3.0 alle Freiheiten, die Installation auch nachträglich mit minimalem Aufwand zu erweitern oder zu modernisieren.
Die Erhöhung der Übertragungsrate auf bis zu ein Gigabit pro Sekunde der Ethernet-basierten Echtzeitkommunikation SYBNet steigert die Bandbreite für den Informationsfluss. Das bietet Raum für erweiterte Funktionen. Die SYB 3.0 unterstützt darüber hinaus Standardfeldbusse für die nahtlose Einbindung weiterer Komponenten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf aktueller Sicherheitstechnik.