Energiescouts von Siemens in Bad Neustadt

Die Energiescouts von Siemens in Bad Neustadt. Auf den Bildern sind zu sehen (von links oben nach rechts unten): Paul Metz, Jonas Vetter, Lennart Möller, Florentine König, Pia Emes, Florentine König, Vanessa Hey, Noah Sitzmann, Lennart Möller, Matthias Braun, Paul Metz, Jonas Vetter. (Bild: Siemens AG)

Am Standort in Bad Neustadt, einem der Stammwerke für die Herstellung von Elektromotoren bei Siemens ist der Einsatz von Auszubildenden als Energiescouts zentraler Bestandteil dieser Strategie. Die jungen Talente identifizieren und dokumentieren Energieverluste und tragen somit direkt zur Effizienzsteigerung im Werk bei. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem die Ortung von Druckluftleckagen. Durch ihre Arbeit konnten die Auszubildenden bereits Einsparungen von rund 200.000 Kilowattstunden elektrischer Energie erzielen. Unterstützt hat sie bei ihrer Arbeit die Leckage-App von Looxr, dem digitalen Spin-off des Druckluft- und Pneumatikspezialisten Mader. Alle georteten Leckagen konnten damit digital dokumentiert sowie ökologisch als auch ökonomisch bewertet werden.

Nachhaltigkeit ist eine Triebfeder

"Wir wollten unsere Auszubildenden stärker für Nachhaltigkeit sensibilisieren und haben nach Möglichkeiten gesucht, wie wir das realisieren können," erklärt Matthias Braun, Energiemanager bei Siemens. Die Energiescouts wurden in mehreren Modulen geschult, die von Präsentationstechniken über allgemeine energetische Grundlagen bis hin zu Messtechniken reichten. Diese Ausbildung ermöglicht es ihnen, eigenständig Energieeffizienzprojekte zu planen und durchzuführen.

Zu diesen Auszubildenden gehören auch die Energiescouts Florentine König, Lennart Möller, Paul Metz und Jonas Vetter. Ausgerüstet mit modernen Messgeräten sind sie in der Produktionshalle von Siemens in Bad Neustadt im Einsatz. Sie untersuchen den Energieverbrauch und spüren Einsparpotenziale auf. Ihre Projekte umfassen neben der Reduzierung des Standby-Verbrauchs digitaler Geräte auch die Identifizierung von Druckluftleckagen.

Bis zu 20% industrieller Druckluft werden “verblasen”

„Die Identifikation und Beseitigung von Druckluft-Leckagen macht für Industrieunternehmen in jedem Fall Sinn. Das Einsparpotenzial ist enorm, bis zu 20 Prozent der produzierten Druckluft gehen durch Leckagen verloren“, weiß Andreas Maier, Geschäftsführer der Looxr GmbH. „Jährlich verursacht die Erzeugung industrieller Druckluft in Deutschland Energiekosten in Höhe von 4,3 Milliarden Euro. Da die Herstellung von Druckluft einen hohen Energiebedarf verursacht, ist eine effiziente Nutzung umso wichtiger. Ein leckagefreies Druckluftnetz ist somit ein zentraler Aspekt für eine klimaneutrale Produktion und spart gleichzeitig jeden Tag hohe Energiekosten“, ist Andreas Maier überzeugt. Hochgerechnet auf den Druckluftbedarf in ganz Deutschland, entspräche die Einsparung dem Energieverbrauch der Städte Stuttgart, Leipzig und München, rechnet er vor. Der Einsatz und die Konsequenz, mit der das Thema am Siemens-Standort in Bad Neustadt angegangen wurde, hält er für vorbildlich: „Innerhalb kurzer Zeit konnte hier bereits eine Menge bewegt und erhebliches Einsparpotenzial realisiert werden. Das ist beeindruckend und sollte ein Vorbild für viele andere Unternehmen sein.“

Zitat

„Nachhaltigkeit ist für uns kein Selbstzweck. Wir wollen etwas bewegen, einen Unterschied machen und einem größeren Zweck dienen. Umso erfreulicher, dass unsere Bemühungen Wirkung entfalten: Im Jahr 2015 haben wir uns als eines der ersten großen Industrieunternehmen dazu verpflichtet, bis 2030 Netto-Null in unseren eigenen Betrieben zu erreichen. Und tatsächlich haben wir unsere CO2-Emissionen bis heute bereits um deutlich mehr als die Hälfte reduziert.“

Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG, verantwortlich für das Industriegeschäft, IoT, IT und Cybersecurity sowie Chief Executive Officer von Siemens Digital Industries, im Buch „Klimaneutralität in der Industrie"

Leckageortung mit moderner Technologie

Für die Leckageortung nutzen die Energiescouts die Leckage-App von Looxr. Mithilfe eines Ultraschallmessgeräts konnten sie bisher rund 300 Leckagen identifizieren. Diese Daten werden in die Leckage-App eingetragen und mit QR-Codes sowie Fotos versehen, um eine systematische Beseitigung der Leckagen durch die zuständigen Kollegen zu ermöglichen.

Die App unterstützt dabei nicht nur die Ortung, sondern hilft auch, die Leckagen wirtschaftlich und ökologisch zu bewerten. Der gesamte Prozess wird digital dokumentiert, von der Ortung über die Bewertung bis zur Behebung der Leckage. Eine Auswertung zeigt das identifizierte Einsparpotenzial sowie die tatsächlich realisierten Energiekosten- und CO2-Einsparungen auf. „Die Digitalisierung des gesamten Prozesses ermöglicht eine präzise und nachvollziehbare Dokumentation, was die Effizienz unserer Maßnahmen erheblich steigert," erläutert Noah Schultheis.

Wirtschaftliche Bedeutung der Energieeinsparungen

Druckluft ist ein kostenintensiver Energieträger. Matthias Braun, Energiemanager bei Siemens, erläutert: "Ein Kubikmeter Druckluft kostet im Schnitt circa drei Cent. Wir verbrauchen am Standort circa vier bis acht Millionen Kubikmeter." Die Energiescouts konnten bisher Einsparungen von rund 200.000 Kilowattstunden elektrischer Energie erzielen, was dem Jahresverbrauch von etwa 40 bis 50 Privathaushalten entspricht. Diese Einsparungen tragen nicht nur zur Senkung der Energiekosten bei, sondern unterstützen auch die Umweltziele des Unternehmens.

"Durch die kontinuierliche Überwachung und Bewertung der Leckagen können wir proaktiv Maßnahmen ergreifen und somit unnötige Energieverluste verhindern," ergänzt Paul Metz. Die wirtschaftlichen Vorteile sind dabei nicht zu unterschätzen: "Es geht um eine Menge Geld," betont Braun. Eine effiziente Nutzung von Druckluft kann erhebliche Kosten sparen und gleichzeitig die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens unterstützen.

Förderung von Nachhaltigkeit

Siemens legt großen Wert darauf, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei den Auszubildenden zu stärken. Braun betont: "Es sind nur noch wenige Jahre bis 2030, aber wir sind auf einem guten Weg und möchten den Nachhaltigkeitsgedanken bereits in unseren jüngsten Kollegen verankern." Die Energiescouts leisten durch ihre Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Aufdeckung von Energieverlusten und zur Förderung einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung.

Darüber hinaus trägt das Projekt dazu bei, die nächste Generation von Fachkräften auf die Herausforderungen einer nachhaltigen Industrie vorzubereiten. "Unsere Auszubildenden entwickeln nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Bedeutung von Energieeffizienz und Klimaschutz," sagt Braun. Dies ist ein entscheidender Schritt, um langfristig eine nachhaltige und umweltfreundliche Produktion sicherzustellen.

Fazit

Die Erfahrungen bei Siemens in Bad Neustadt verdeutlichen, dass die Kombination aus engagierten Auszubildenden und innovativen Technologien, wie der Looxr Leckage App, eine effektive Strategie zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen darstellt. Die Energiescouts tragen wesentlich zur Reduzierung von Energieverlusten bei und unterstützen Siemens auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Durch die digitale Dokumentation des gesamten Prozesses und die genaue Auswertung der Einsparpotenziale und realisierten Einsparungen kann Siemens nicht nur Kosten senken und einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten; alle Maßnahmen und Ergebnisse werden auch zentral dokumentiert und können so für Energie- und Nachhaltigkeitsaudits genutzt werden.

Quelle: Looxr

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