In der hydraulischen Verbindungstechnik haben sich Verschraubungslösungen für eine sichere und leckagefreie Montage bewährt. Doch gibt es immer wieder Situationen, in denen sie Schwächen aufzeigen – beispielsweise bei hydraulischen Systemen in Staplern, wo Raum immer knapp bemessen und auch nachträglich nur schwer zugänglich ist. So ist es auch bei den Schwerlast-Staplern des Westerwälder Unternehmens M Fahrzeugbau. Gerade bei schweren Lasten bauen sich hohe Drücke und große Kräfte auf. Ein sicheres Verbindungssystem in der Hydraulikinstallation ist hier essenziell, denn es ermöglicht gleichförmige und fein dosierbare Bewegungen und damit eine hohe Stellgenauigkeit sowie Zuverlässigkeit.
M Fahrzeugbau ist seit 2012 eine Schwesterfirma des Unternehmens Appenfelder, das sich als „Intralogistik-Kompetenzzentrum für sämtliche Leistungen rund um Flurförderzeuge, Lagertechnik, Arbeitsbühnen, Anbaugeräte und Reinigungsgeräte“ sieht. Mit seinem Portfolio an Schwerlast-Kompaktstaplern besetzt der Fahrzeugbauer mit Sitz im rheinland-pfälzischen Willroth einen Nischenmarkt. Das Unternehmen fertigt nahezu alle Teile selbst und baut sie vor Ort zusammen, pro Jahr circa 20 bis 30 Stapler. Zum Vergleich: Der europaweite Bedarf an diesen Geräten liegt bei rund 100 Stück pro Jahr.
Die Stapler werden ausschließlich dort eingesetzt, wo schwere Lasten bei wenig Platz transportiert werden müssen, unter anderem in Gießereien oder bei Maschinenversetzern. Der Hersteller baut individuelle Staplerlösungen, vom Sechs- bis zum Vierzigtonner.
Schwere Lasten bei wenig Platz
Durch diese Spezialisierung sind die Ansprüche an die Hydraulik besonders hoch. Denn wenn einer dieser Stapler ausfällt, gibt es im Betrieb nur sehr selten ein Ersatzfahrzeug. Die Installation hydraulischer Systeme in Schwerlast-Staplern ist eine Herausforderung für sich. Klassische Verschraubungen stoßen hier oft an ihre Grenzen, denn diese benötigen einen großen radialen Montageraum zum Ansetzen des Maulschlüssels. Raum ist bei hydraulischen Systemen in Staplern aber meist knapp bemessen und er nachträglich auch nur schwer zugänglich.
Hier fehlten lange Zeit praktische Alternativen. Nun haben die Ingenieure des Wipperfürther Unternehmens Voss Fluid das Stecksystem Plug entwickelt, das die üblichen Verschraubungslösungen für Hydraulikleitungen ersetzen kann.
Das Detail steckt in der Lösung
Das Ziel des Hydraulikanbieters war es, erstens die prozesssichere und schnelle Installation zu ermöglichen und zweitens schwierige Montagesituationen zu vereinfachen. Dazu bedurfte es allerdings eines Systems, dass sich spannungsfrei und ohne Richtungsabweichungen einbauen lässt. In dem neuen Stecksystem kommen also viele Details zusammen. Dabei klingt das Prinzip denkbar einfach: Das Stecksystem lässt sich platzsparend montieren und demontieren. Die Installation dauert rund fünf Sekunden. Im Vergleich zu der Montage einer durchschnittlichen Dichtkegel-Armatur spart die neue Methode damit rund 30 Sekunden. Sie ist so konstruiert, dass alle Bauteile unverlierbar auf dem Stecker sitzen.
Das System besteht aus zwei Keilschiebern, einem Halte- und einem Dichtungselement. Zwischen dem Stutzen und dem Keilschieber liegen ein Sondersprengring als Halteelement sowie ein O- und ein Stützring als „Dichtungspaket“. Aufgrund der patentierten Keilschieber-Verriegelung erreicht das System die Stecksicherheit auch bei einer hohen Druckbelastbarkeit bis 400 bar: Durch das aktive und von außen sichtbare Verriegeln nimmt der Sondersprengring automatisch seine Halteposition ein. In dieser Position ist der Haltering vollständig (360°) geklammert.
Sicherheit besteht auch beim Lösen des Systems: Sollte der Monteur oder die Monteurin das System versehentlich entriegeln, obwohl die Leitung unter Druck steht, passiert nämlich nichts. Erst wenn eine Person den Stecker circa drei Millimeter entgegen der Druckrichtung bewegt, kann der Haltering seine Öffnungsposition einnehmen und das Stecksystem gelöst werden. Spezialwerkzeug braucht es dazu nicht: Ein einfacher Schraubendreher reicht, um das System zu entriegeln.
Klassische Schraubarmaturen neigen bei der Montage zum Mitdrehen und verursachen Spannungen in den Schläuchen sowie Richtungsabweichungen. Dies stellt mit dem neuen System kein Problem dar, denn die Stecktechnik passt sich stets dem idealen, spannungsfreien Verlauf der Schlauchleitung an.
Das System ist in zwei Varianten erhältlich: als integrierte Steckvariante und als Steckvariante mit Adapterstutzen. Bei der integrierten Variante werden anwenderseitig im Anschlussbereich der Anlage entsprechende Formbohrungen vorgesehen. Der Adapterstutzen entfällt bei dieser Lösung komplett und es werden keine weiteren Bauteile auf der Anlageseite montiert.
Stecken ist das neue Schrauben
Diese Kombination von Eigenschaften erregte das Interesse des Unternehmens M Fahrzeugbau. Die Technik könnte, so die Idee, Wartungs- und Reparaturzeiten der Schwerlast-Stapler verbessern Mit dem Ziel, das Stecksystem flächendeckend in allen Maschinen einzusetzen und Schraubanschlüsse samt dem benötigten radialen Montageraum zu ersetzen, startete der Schwerlast-Stapler-Hersteller eine dreimonatige Testphase.
Die Ergebnisse sind bislang vielversprechend: „Wir sind begeistert von den bisherigen Ergebnissen mit Voss Plug in unseren Fahrzeugen. Die neue Verbindungstechnik für Hydraulikleitungen ermöglicht es uns, effizienter und kundenorientierter zu fertigen. Mit dem Aufstecksystem können Maschinen schneller und unkomplizierter gewartet werden und der Bauraum wird effizient genutzt. Wir gehen davon aus, dass Voss Plug nach der Testphase das ideale System für unsere Fertigung ist“, erklärt Michael Breunig, Geschäftsführer bei Appenfelder und M Fahrzeugbau. Alle Zeichen stehen also auf Grün, sodass es mit dem Ablauf der Testphase wohl heißen wird: Stecken ist das neue Schrauben.
Mehr Infos
Voss Fluid ist auf der Hannover Messe Digital Edition von 16. bis 21. April 2021 als Expo-Aussteller vertreten.
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