Die Geschichte der Baumaschinen

Mit wenig Kraft viel bewegen

Bagger KRA
Der Bagger KRA war mit 400 Tonnen Gewicht und Elektroantrieb der größte Bagger des Unternehmens Menck & Hambrock. Er wurde 1926 nur ein einziges Mal für das Zementwerk bei Mainz gebaut.

Mit dem Schürfen von Erz fing alles an. Der Drang des Menschen an Bodenschätze zu kommen, beflügelte die Idee, mit technischen Hilfsmitteln viel Masse zu bewegen.

Bagger noch mit Dampfantrieb
Vor den 1920er-Jahren liefen die meisten Bagger noch mit Dampfantrieb, vereinzelt mit Elektroantrieb.

Im Mittelalter entstanden erste Maschinen, Anfang des 19. Jahrhunderts dann richtige Baggermaschinen. Dampfmaschine, Elektroantrieb und Dieselmotoren brachten Bewegung in die Bau- und Abbaubranche.

Der Ursprung der modernen Kolosse aus Stahl geht weit ins Mittelalter zurück. Der Abbau von Bodenschätzen trieb die Erfindung von Baumaschinen enorm voran. Gold, Silber und Erz waren für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen besonders wichtig. Bereits 1556 schrieb der deutsche Wissenschaftler Georgius Agricola über den Einsatz von Maschinen zur Förderung von Erzen. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts sollten dann erste Baumaschinen entstehen. Denn mit der Erfindung des Dampfantriebs stieg der Mechanisierungsgrad ständig an, der Energieverbrauch wuchs und es musste vermehrt Steinkohle abgebaut werden. Dazu trug 1825 auch die erste öffentliche Eisenbahn in England bei. Denn damit wuchs der Braunkohlebedarf noch stärker an. Methoden zur effektiven Rohstoffgewinnung waren gefragt.

Den Anfang machte der Franzose Poirot de Valcourt 1827 mit seinem „Holländer Bagger“, einen ersten Schwimmbagger. Knapp zwölf Jahre später folgte William S. Otis mit seiner Konstruktionsidee, eine Dampfmaschine als Antrieb für einen Bagger zu nutzen. Dieser erste Hochlöffelbagger wurde mit einem 1,1 Kubikmeter fassenden Löffel gebaut und fuhr auf Schienen. Er ersetzte je nach Einsatz 50 bis 80 Arbeiter. Die Maschine wurde bis in die 1930er-Jahre von verschiedenen Herstellern nachgebaut.

Vorreiterrolle Frankreich

Bagger JRA
Der JRA um 1924 ist einer der wenigen Bagger, der mit Elektroantrieb läuft. Der Dieselantrieb eroberte langsam die Branche.

Frankreich war bei der Konstruktion von Baggern einer der Vorreiter. 1859 baute der Bauunternehmer Alphonse Couvreux einen Eimerkettenbagger zur Tiefbaggerung. Ein Jahr später wurde der Bagger bereits für den Eisenbahnbau eingesetzt. Knapp 14 Jahre später kam in die Baumaschinen mehr Bewegung: der erste drehbare Bagger entstand. Die britische Firma Whitaker Bros. konstruierte einen Löffelbagger, den man um 360 Grad schwenken konnte. Der größte Vorteil dabei war, dass der zehn Tonnen schwere Bagger hinter sich Baustoffe und Schienen aufnehmen konnte und nach vorne schwenkte, um dort das Material wieder abzulegen. Das reduzierte die Arbeiter von acht auf drei. Trotz der Vorteile setzte sich der Bagger nur schwer durch, weil viele Unternehmen kein Vertrauen in die Konstruktion hatten. Denn während der Arbeit wurde der Bagger seitlich abgestützt, während sich Dampfmaschine, Winde und Antrieb mitdrehten.

Deutsche Baumaschinen

Erste deutsche Baggermaschinen kamen Ende des 19. Jahrhunderts auf den Markt, darunter auch Modelle des Hamburger Unternehmens Menck & Hambrock. Das Unternehmen bot den ersten Hochlöffelbagger in Europa an. Um 1910 war die Firma einer der großen Spieler auf dem Baumaschinenmarkt.

Zur gleichen Zeit entstanden neue Baggertypen, wie 1884 der Eimerbagger von der Lübecker Maschinen Gesellschaft (LMG). Der „Lübecker Bagger“ stand bei seiner Arbeit über einem Fördergleis, um Züge unter dem Bagger durchzuführen. In 24 Stunden brachte der 40 PS starke Bagger eine Leistung von 200 Kubikmetern Abraum. Mit dem Bau von neuen Modellen änderte sich auch der Antrieb der Maschinen. Mit dem Aufkommen von Dieselmotoren im Jahr 1892 verschwand die Dampfkraft schleichend. Die Größe der Bagger wuchs. Der erste Gigant wurde 1909 von LMG gebaut. Der Eimerkettenbagger mit Doppelschütterausführung wog 240 Tonnen und hatte eine Förderleistung von 900 Kubikmetern pro Stunde. Drei Elektromotoren sorgten für eine Leistung von 335 PS. Um 1920 wurden dann vermehrt Elektroantriebe verbaut. Zehn Jahre später entstand der Schaufelradbagger, einer der Giganten der heutigen Baumaschinenbranche.

Universalbagger M III
Ab den 1920er-Jahren werden die Bagger immer flexibler. Hier ein Universalbagger M III von Menck & Hambrock.

In den 1960er-Jahren wurden schließlich die ersten Hydraulikbagger entwickelt. Diese Art Bewegung zu erzeugen ist zu jener Zeit nicht mehr neu, sie wird jedoch wirtschaftlich. Sie schnell, zuverlässig und leistungsfähig zu nutzen, war bislang gegenüber der ausgereiften Seil-Methode nicht möglich. Vor allem für größere Bagger war ein größerer Druck notwendig, um die Kraft des Motors umzusetzen, und dabei stieß man oft an Grenzen. Die große Ära des Seilantriebes ging damit zu Ende. Zwar werden bis heute Seilbagger aller Arten gebaut, jedoch die große Zahl der heutigen Bagger hat einen hydraulischen Antrieb.

Bagger M III
Das Bild zeigt den Bagger M III nach Abnahme des Führerhauses. Die Anordnung ist sehr übersichtlich, damit alle Teile bei Reparaturen gut zugänglich sind.

Einer der Baggerpioniere: Menck & Hambrock

Die Firma Menck & Hambrock wurde 1868 gegründet und stellte ein Jahr später auf der Schleswig-Holsteinischen Landes Industrieausstellung die zwei PS starke transportable Dampfmaschine mit stehendem Kessel vor. 1876 folgte der vertikal geschweißte Quersiederdampfkessel. 1888 begann das Unternehmen schließlich mit der Entwicklung von Baggermaschinen. Hier experimentierten die Konstrukteure mit der „indischen Schaufel“, ein schaufelförmiges Grabgefäß, das mit Windenkraft durch die Erde gezogen wurde. Zwei Jahre später stand der erste Menck-Löffelbagger auf Schienen parat. Es war der erste auf dem Kontinent angebotene Hochlöffelbagger. Das größte Modell mit einem Zwei-Kubikmeter-Löffel baggerte 100 Kubikmeter in der Stunde und wog 40 Tonnen. Die damalige Produktpalette reichte von Dampframmen, Kesseln, Kompressoren mit Dampfantrieb oder Elektroantrieb bis zu Hebemaschinen, Hafen- und Eisenbahnkränen sowie Greifbaggern und den ersten Hochlöffelbaggern. 1901 folgte schließlich der erste Hochlöffel- und Universalbagger mit Dampf- oder Elektroantrieb in Europa. Das Unternehmen baute sein Baumaschinenprogramm weiter aus und machte sich mit seinen Menck-Universalbaggern MII bis MIV mit Dieselantrieb einen Namen. Allerdings verschlief das Unternehmen Ende der 1960er-Jahre den Trend von Hydraulikbaggern. Allein mit Seilbaggern war Menck nicht konkurrenzfähig. Heute produziert das Unternehmen Rammbären für verschiedene Zwecke.