Carsten Krenz, technischer Geschäftsführer von Walter Stauffenberg.

Carsten Krenz, technischer Geschäftsführer von Walter Stauffenberg. (Bild: Stauff)

Herr Krenz, vor 60 Jahren löste die grüne Schelle ein ganz offensichtliches Problem: Die Vibrationen der Metallschellen in hydraulischen Anlagen waren einfach nicht zu überhören. Wie gelingt es Ihnen heute, Lösungen für weniger offensichtliche Probleme Ihrer Kunden in ganz unterschiedlichen Anwendungsbereichen zu finden?

Carsten Krenz: "Die Anforderungen in der Hydraulik sind wesentlich differenzierter als noch vor 60 Jahren, da mobile und stationäre hydraulische Anlagen immer detaillierter auf spezifische Anwendungen hin konzipiert sind. Entsprechend vielfältig sind die Herausforderungen unserer Kunden. Als global agierendes Unternehmen kennen und verstehen wir die Probleme, mit denen die Hersteller von Maschinen und Anlagen in den verschiedenen Regionen, Branchen und Anwendungsbereichen konfrontiert sind.

Die Kolleginnen und Kollegen in Deutschland und den internationalen Niederlassungen der Stauff Gruppe sind ebenso wie unsere Systempartner und Distributoren immer ‚nah dran‘ und geben die Anforderungen des Marktes an das Stauff Engineering weiter. Hier werden im ständigen Dialog mit unseren Kunden anwendungsspezifische Produkte unter Berücksichtigung der technischen Parameter, aber auch der jeweiligen lokalen Begebenheiten und gesetzlichen Vorgaben entwickelt.

Unser Entwicklungs- und Technologiezentrum in Werdohl leistet globale Arbeit für die Stauff Gruppe und ist international so etabliert, dass Erstausrüster und Dienstleister aus allen Branchen aktiv auf uns zukommen. Wir arbeiten täglich gleichzeitig an bis zu 60 neuen Schellen, die wir entsprechend Kundenanforderungen selbst entwickeln oder nach spezifischen Kundenvorgaben kalkulieren. Das reicht vom einfachen Zeichnungsteil aus Standard-Werkstoffen bis hin zu komplexen Sonderlösungen aus speziellen Materialien und komplexen Baugruppen, bestehend aus mehreren Einzelteilen. Viele Produkte, die einst Sonderlösungen waren, sind heute Teil des Standardprogramms, das entsprechend breit und differenziert ist.

Jede dieser Anfragen zeigt das Vertrauen in unsere Beratung und unser praxisorientiertes Engineering. Dieses Vertrauen ist die Basis für unsere Innovations- und Marktführerschaft seit den 1960er-Jahren, die längst nicht mehr nur für die Befestigungen von Rohrleitungen gelten, sondern für unser Portfolio sämtlicher Komponenten hydraulischer Leitungssysteme, die ebenfalls aus unserer eigenen Entwicklung und Fertigung stammen."

Es geht immer noch leiser!

Als Arnold Menshen 1965 die Schelle aus grünem Kunststoff auf den Markt brachte, herrschte in Industriehallen und auf Baustellen ein heute kaum vorstellbarer Lärm. Daran hatten die bis dahin üblichen Metallschellen zur Befestigung von Hydraulikrohren einen großen Anteil. Die Stauff-Kunststoffschellen dämpften die Schwingungen im System, statt sie zu verstärken, und fixierten die Leitungen wesentlich stabiler und wartungsärmer an der Maschinenkonstruktion. Die ‚Schellentrupps‘, die mehrmals täglich durch die Produk­tionshallen zogen, um die Schrauben nachzuziehen, sollten bald der Vergangenheit angehören.

Doch das Thema Schwingungsdämpfung beschäftigt die Stauff-Ingenieure nach wie vor: Seit den 1960er-Jahren sind die Toleranzen für Geräusche immer weiter gesunken, während die Anforderungen an die sichere Befestigung hydraulischer Leitungen gestiegen sind. Die Stauff-NRC-Schelle (Noise Reduction Clamp) minimiert durch einen speziell entwickelten Elastomereinsatz Vibrationen und reduziert den Geräuschpegel, sei es von Baggern oder stationären Anlagen. Gerade in der modernen Arbeitswelt, in der die Menschen immer sensibler auf Lärm reagieren, leisten NRC-Schellen einen wichtigen Beitrag zum Arbeitsschutz und zur Lebensqualität: Sie werden auch in elektrisch angetriebenen Kommunalfahrzeugen eingesetzt, die umso lautloser ihre Arbeit in Wohngebieten und Innenstädten verrichten.

Der Weg von der ersten Kunststoffbefestigung für Hydraulikrohre bis zur NRC-Schelle ist eines von vielen Beispielen für die Innovationskraft von Stauff.

2025 feiert ein weiteres Stauff-Produkt ein Jubiläum: Vor zehn Jahren haben Sie auf der Hannover Messe Stauff Connect, Ihr eigenes Rohrverschraubungsprogramm, vorgestellt. Was bedeutet das für Sie?

Krenz: "Durch die Einführung von Stauff Connect 2015 sind wir Komplettanbieter sämtlicher Komponenten hydraulischer Leitungen aus eigener Entwicklung und Fertigung für den internationalen Hydraulikmarkt geworden. Full Liner aus eigener Entwicklung und Herstellung zu sein, war aber nur ein Teil unserer Strategie. Stauff hat verstanden, dass OEMs mehr brauchen als Komponenten. Sie möchten sich zunehmend auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und die Verantwortung für bestimmte Funktionseinheiten von Maschinen und Anlagen, beispielsweise das hydraulische Leitungssystem, möglichst komplett abgeben.

Deshalb bieten wir neben den Produkten auch die Zusammenarbeit von der Auslegung der Hydraulikleitungen bis zur Lieferung kompletter Baugruppen an. Inzwischen verfügt ein Großteil unserer 19 internationalen Standorte über eigene Rohrbiegewerke und Möglichkeiten zur Schlauchkonfektionierung."

Was sind Ihre aktuellen Projekte? Wie steht es um die Nachhaltigkeit in Ihrem globalen Unternehmen?

Krenz: "Wir fassen die Aktivitäten und Maßnahmen der Stauff Gruppe unter dem Label ‚Stauff Green‘ zusammen. Als Ergebnis einer detaillierten Bestandsaufnahme durch unabhängige Auditoren setzt Stauff seit 2024 umfangreiche Maßnahmen um, mit denen wir bis 2035 CO2-neutral wirtschaften und zu 60 Prozent von externen Energielieferanten unabhängig sein werden. Die Gesellschafterfamilie investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in die Werke und Standorte von Stauff Deutschland, die innerhalb der internationalen Stauff Gruppe eine Vorreiterrolle einnehmen.

Neben der energetischen Gebäudemodernisierung werden beispielsweise Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerke installiert und Absorptionskälteanlagen für die Wärmerückgewinnung genutzt. Darüber hinaus investieren wir in wirtschaftliche und nachhaltige Produktionstechnologien und -verfahren, um unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Gemeinsam mit einem führenden Recycling-Unternehmen, dem Kunststoff-Institut in Lüdenscheid und in Kooperation mit unserem Schwesterunternehmen, der Georg Menshen GmbH, Weltmarktführer für Verpackungs- und Verschlusslösungen, ist es uns gelungen, ein Recyclinggranulat zu entwickeln, das unseren hohen Qualitätsansprüchen in puncto Beständigkeit und Belastbarkeit absolut gerecht wird. Damit sind wir weltweit der erste Hersteller, der Schellen aus PP-Recyklat anbietet. Die Beutelverpackung von Rohr- und Schlauchschellen in unserem Logistikzen­trum in Plettenberg ist seit Anfang 2024 auf Recyclingmaterial umgestellt."

Wie sind Ihre wirtschaftlichen Erwartungen für das Jahr 2025?

Krenz: "Trotz der schlechten Stimmung in der deutschen Wirtschaft und der allgemeinen Verunsicherung in der Weltwirtschaft rechnet Stauff für 2025 mit einem leichten Wachstum. Wir machen unsere eigene Konjunktur, indem wir zum Beispiel unsere Vertriebsaktivitäten im Mittleren Osten, in Spanien und in einigen afrikanischen Ländern verstärken. Seit einigen Jahren erschließen wir uns aber auch immer wieder neue Branchen, zuletzt die Windkraft oder derzeit den Bereich Schifffahrt und Marine."

Quelle: Walter Stauffenberg GmbH & Co. KG

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