Schläuche in Werksqualität selbst herstellen

Wenn eine Hydraulikleitung ausfällt, findet sich im Lager in der Regel kein Schlauch mit passender Armatur, der den Richtlinien des Maschinenherstellers entspricht. Die Produktion oder die Lagerlogistik sind dann erst einmal lahmgelegt. Oder ein Flugzeug verspätet sich, weil die angekoppelte Hebebühne des Servicefahrzeugs nicht mehr herabgefahren werden kann. Tatsächlich sind hydraulikgetriebene Aggregate und Geräte Schlüsseltechniken in jedem Flughafenbetrieb – und zugleich Knackpunkte. Der Flughafen Köln/Bonn setzt auf proaktive Instandhaltung mit Technologie des Herstellers Gates. Seit Neuestem nutzt er auch dessen Selbstmontagesystem, mit dem sich Ausfallzeiten im Großen wie im Kleinen auf ein Mindestmaß reduzieren.

Auf die Handhabung des Systems wurden die Mitarbeiter der zentralen Werkstatt des Airports nun im Rahmen eines Trainingsprogramms „Safe Hydraulics“ geschult. Mit diesen regelmäßigen Veranstaltungen bringt Gates seine Kunden auf den stets aktuellen Stand der Technik und des Arbeitsschutzes bei der Herstellung von Hydraulikschlauchleitungen. Die Trainings führt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit autorisierten Vertriebspartnern durch. Für den Flughafen Köln/Bonn ist dies die Firma Form-Plast mit Sitz in Langen, die unter anderem auch Lieferant der Flughäfen Frankfurt und Hamburg im Bereich des Ground Support Equipments ist.

Das System ermöglicht den schnellen Ersatz von Hydraulikschläuchen und -armaturen – sozusagen just in Time, 24/7. Seine Elemente sind Schlauchpressen und Schneidemaschinen mit dem entsprechenden Zubehör wie Pressbacken, Signiermaschinen und Messmittel. Durch den integrierten Systemansatz Gates Integrated System Approach (GISA), bei dem alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind, können Baugruppen in Werksqualität entsprechend den europäischen Richtlinien und internationalen Standards hergestellt werden.

Die Global-Stahldrahtgeflechtschläuche und Mega-crimp-Armaturen des Unternehmens halten in vergleichenden Impulstests der dreifachen Belastung stand. Spiraldrahtschläuche und Globalspiral-Armaturen erreichen mehr als eine Million Zyklen. Die Pressen werden mit überprüften Pressmaßeinstellungen für die gesamte Produktpalette der Global-Schläuche und -armaturen geliefert. Die Pressbacken ermöglichen eine nahezu zylindrische Pressung. Umfassende Validierungen und Testungen der urheberrechtlich geschützten Profile gewährleisten einen sicheren Einsatz vor Ort und eine Verarbeitung mit konstanten Qualitäten. Wenn die Schläuche fertiggestellt sind, können sie mithilfe von Markier-Pressbacken nach den Vorgaben der europäischen Maschinenrichtlinie mit dem Herstellernamen und dem Herstellungsdatum markiert werden.

Mit dem integrierten Systemkonzept will Gates risikobehafteten Insellösungen begegnen. „Beispielsweise garantiert eine Kombination vor Armaturen und Schläuchen oder Montageeinrichtungen verschiedener Hersteller niemals einen zu hundert Prozent sicheren Austausch“, so Xavier Codina-Sala, Application Engineer Fluid Power/IFF bei Gates. Versagt ein Hydraulikschlauch durch eine unsachgemäße Montage und Installation, kann der Monteur nach europäischem Recht (2006/42/EG – ISO 4413:2010) haftbar gemacht werden.

Der Hersteller liefert die Pressmaschinen mit validierten Presseinstellungen für das gesamte Schlauch- und Armaturensortiment. Die neuesten Pressanleitungen und -durchmesser rufen Anwender über das Portal ecrimp.gates.eu oder die eCrimp-App ab. Dadurch entfällt eine zeitraubende Suche nach der idealen Einstellung.

Alle stationär eingesetzten Pressenmodelle verfügen standardmäßig über ein eingebautes Ablagefach für die Pressbackensätze. Damit Ausfallzeiten von mobilen Maschinen, etwa in der Landwirtschaft, im Baugewerbe oder im Bergbau, auf ein Mindestmaß reduziert werden, gibt es im Sortiment des Herstellers eine Reihe von kleinen, tragbaren und für den Endanwender einfach zu bedienenden Pressen. Bei diesen ist der Pressbackenkasten abnehmbar. Robuste Griffe und ein Gummischutz erleichtern den Transport. Xavier Codina-Sala berichtet: „Aus dem Feedback unserer Kunden wissen wir, dass ergonomisches Design hochgeschätzt wird, nicht zuletzt wegen der höheren Produktivität und der schnelleren Genehmigung durch lokale Arbeitsschutzbeauftragte.“

Das Selbstmontagesystem des Unternehmens umfasst drei Schneidemaschinen-Modelle für den stationären oder für den mobilen Einsatz:

MKX 40 ist ein Hochleistungs-Schlauchschneider für die schnelle Verarbeitung von Schläuchen aller Größen. Es schneidet sechslagige Spiraldrahtschläuche bis zu 2 in. „Die MKX-40 eignet sich für Werkstatt-Profis, die ihre Ausrüstung erweitern und deren Bedienerfreundlichkeit optimieren möchten“, erläutert der Gates-Techniker.

MKX 30 ist eine robuste Schlauchtrennmaschine für jede Art von Werkstatt. Sie schneidet sechslagige Spiraldrahtschläuche bis zu 1 1/4 in. Bei beiden Modellen sorgt ein Bremsmotor dafür, dass das Messer binnen zehn Sekunden nach dem Abschalten zum Stillstand kommt.

Für mobile Wartungsarbeiten eignet sich die kompakte MKX 25. Mit ihr können vierlagige Spiraldrahtschläuche bis zu 1,1/4 in geschnitten werden.

Mit dem Einpasswerkzeug für Armaturen wird die richtige Einpresstiefe bestimmt und gleichzeitig wird die Rechtwinkligkeit des Schnitts überprüft. Das Aufstecken von Armaturen auf Schläuche, das üblicherweise etwas Kraftaufwand erfordert, wird durch eine handbetätigte Einschubmaschine erleichtert. Codina-Sala erklärt: „Damit lassen sich Schlauchleitungen sozusagen im Handumdrehen kostengünstiger und einfacher herstellen als bisher.“ Der universelle Schnellwechsler ‚Quick Die Change‘ (QDC) ermöglicht den schnellen Austausch des kompletten Pressbackensatzes ohne das Risiko einer Beschädigung. Ein einmaliger Tastendruck reicht für die sichere Fixierung aus.

Sämtliche Schneidemaschinen sind handgesteuert, was eine gute Zustellung ermöglicht. Zur Begrenzung von Vibrationen sind die Sägeblätter nahe den Motoren angeordnet. Dies erhöht die Langlebigkeit der Sägeblätter und verringert die Wartungskosten. Die Geräte zeichnen sich darüber hinaus durch geringen Energieverbrauch, CE-Konformität, verschiedene Schutzvorrichtungen und eine verringerte Rauchentwicklung aus.

Zum Schlauchpressen gibt es innerhalb des Gates-Systems fünf Modelle für verschiedene Einsatzzwecke und Schlauchdurchmesser:

• Die leichte, tragbare Presse MC 1001 ist für den Service vor Ort geeignet. Sie presst Nicht-Schäl-Mega­crimp-Armaturen für Stahldrahtgeflechtschläuche bis zu 1 in. Die pneumatische Version wird über ein Pedal bedient.
  
  
• Ebenfalls mobil einsetzbar ist das Modell MCX 20. Die leichte, handbetriebene Presse verarbeitet Schäl-Globalspiral-Armaturen bis zu 1 in und Nicht-Schäl-Megacrimp-Armaturen für Stahldrahtgeflechtschläuche bis zu 1 1/4 in.
  
  
• Als ‚Einsteigermaschine‘ oder für kleine Werkstätten, die geringe Stückzahlen verarbeiten, wird die kompakte Presse MCX 25 angeboten. Sie presst Nicht-Schäl-Globalspiral-Armaturen bis zu 1 in und Nicht-Schäl-Mega­crimp-Armaturen für Stahldrahtgeflechtschläuche bis zu 1 1/4 in. Für den mobilen Service ist ein separates Gleichstrom-Netzteil verfügbar.
  
  
• Die kompakte MCX 30 deckt die gesamte Produktpalette des Herstellers bis zu 1 1⁄4 in ab. Optional kann sie mit einem Fußpedal ausgestattet werden, was ein schnelleres und sicheres Arbeiten mit beiden Händen ermöglicht, ebenso mit separatem Gleichstrom-Netzteil für den mobilen Service.
  
  
• Für den Einsatz im Fachbetrieb ist die MCX 50 gedacht. Mit ihr kann die gesamte Produktpalette bis zum sechslagigen Zwei-Zoll-Spiraldrahtschlauch verarbeitet werden. Eine Aussparung in der Frontplatte erleichtert das Pressen von Leitungen mit gebogenen Armaturen.

Trennmesser zu den Schneidemaschinen bietet der Hersteller in drei Ausführungen an: glatt, geschlitzt und Diamant. Diamanttrennmesser bieten Vorteile gegenüber Standardklingen: Das Trennen geht doppelt so schnell, die Rauchentwicklung ist geringer, ebenso die Wärmeabgabe. Die Materialhärte bleibt auch bei hohen Temperaturen erhalten. Im Schlauch bleibt weniger Schmutz zurück und das Risiko, dass sich der Gummi vom Draht löst, ist geringer.

Die gewünschte Markierungstiefe kann mit der manuellen Signiermaschine MSX 50 für einteilige und zweiteilige Armaturen auf der Presshülse eingestellt werden. Ein Schlitz im Zeichenhalter ermöglicht eine einfache Zeichenplatzierung mittels eines Handrads. Ein digitaler Messschieber zur Kontrolle der Außendurchmesser komplettiert das Programm.

Die Pressen sind mit einem selbstschmierenden Gleitlagersystem ausgestattet. Dadurch wird der metallische Abrieb zwischen Grundbacke und Presskopf eliminiert und die Reibung um 20 % verringert. Der Betrieb ohne zusätzliche Schmiermittel sorgt für eine saubere Arbeitsumgebung, reduziert verschmutzungsbedingte Ausfallzeiten und damit den Wartungsaufwand insgesamt.

Die während des Schlauchschneidens freigesetzten Gummipartikel, entstandener Rauch und störender Geruch werden in einen Auffangbehälter abgeleitet. Die MKX-Absaugeinheit detektiert glühende Partikel und entfernt diese. Für die verschiedenen Schneidemaschinen gibt es passende Adapter zum Anschluss. Damit greift Gates bei seiner Systemlösung ein zentrales Anliegen der europäischen Arbeitsstättenverordnung auf.