Der zweite Grundsatz: Das Drehmoment am Ende des Montageweges muss zugleich so hoch sein, dass auch unter den zu erwartenden ungünstigen Bedingungen (wie Vibrationen) ein selbsttätiges Lösen und damit ein Leckagerisiko dauerhaft ausgeschlossen werden kann. Hier ist die enge Beziehung zu einem weiteren Prüfparameter von Bedeutung: Beim Montageende muss eine definierte Vorspannung verhindern, dass sich die Verschraubung löst. Außerdem sollte das Drehmoment am Montageende so stark ansteigen, dass der Bediener es zuverlässig bemerkt. So lassen sich Übermontagen vermeiden, die eine häufige Ursache für Schäden oder Leckagen an Rohrverschraubungen sind.
Aus diesen beiden Leitlinien ergibt sich für die Entwickler ein Bereich für die optimalen Anzugsdrehmomente, in dem (bei manueller Montage) das Risiko von Über- als auch Untermontage minimiert werden können. Dieses Drehmomentfenster gilt es zu erreichen. Das gilt selbstverständlich nicht nur für die Entwicklung neuer oder die Optimierung vorhandener Baureihen, sondern auch für Tests von Verschraubungen aus laufender Produktion im Sinne der fertigungsbegleitenden Qualitätsprüfung. Für diese Aufgabe wird der Drehmoment-Prüfstand bei Stauff ebenfalls genutzt. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Montage mit überhöhtem Drehmoment.
Stellschrauben für Verbesserungen finden
Der Drehmoment-Prüfstand ermöglicht es den Stauff-Entwicklern, auch „Feinarbeit“ bei der Optimierung von Verschraubungen zu leisten und neue Verfahren und Werkstoffe zu erproben. Hier hat Stauff in der Vergangenheit schon viel erreicht. Zum Beispiel konnte der Drehmomentverlauf durch die Glättung des Kegelmantels von Schneidringen verbessert werden. Auch die Abstimmung der Rauigkeit von Kegelmantel und Konus trägt zu einem reproduzierbaren Montageprozess bei, ebenso die konsequente Verbesserung der Reibbeiwerte von Zink/Nickel-Oberflächen.
Bei den Testreihen am Drehmoment-Prüfstand wird auch die manuelle Montage der Rohrverschraubungen in der Praxis berücksichtigt. Das heißt: Letztlich zählt das menschliche Maß, und die Ergebnisse müssen mit den Erkenntnissen von Ergonomie und Arbeitswissenschaften in Bezug gesetzt werden. Welche Drehmomente lassen sich überhaupt per Hand aufbringen? Wie stark muss das Drehmoment am Montageende ansteigen, um unter allen denkbaren Umständen wahrgenommen zu werden? In diesen Fällen sind die Tests am Prüfstand nur Basis für weitere Entwicklungsarbeiten und Auswertungen.
Für Premium-Hersteller von hydraulischen Rohrverschraubungen ist das Drehmoment zentraler Parameter, sowohl bei der Entwicklung neuer Baureihen als auch bei der produktionsbegleitenden Qualitätssicherung. Das zeigen die hier genannten Beispiele für die Nutzung des Drehmoment-Prüfstandes bei Stauff. Darüber hinaus wird der Prüfstand auch für andere Stauff-Produktreihen verwendet, zum Beispiel für die Erfassung der Einschraubdrehmomente von Einschraubverschraubungen und Messkupplungen oder der Schrauben-Anzugsmomente für Rohr- und Schlauchschellen.
Forschung & Entwicklung
Moderne Prüfausrüstung
Herzstück der Forschung & Entwicklung ist das im Zuge umfangreicher Neubaumaßnahmen zuletzt 2012 auf über 500 Quadratmeter erweiterte Forschungslabor im Stauff-Technologiezentrum am Werdohler Stammsitz. Insbesondere bei der Optimierung bestehender Komponenten, der Entwicklung neuer Lösungen, der Umsetzung kundenspezifischer Prüfkriterien und der Erlangung von Zulassungen durch unabhängige Institute, Einrichtungen und Dienststellen spielt die dort vorhandene moderne Prüfausrüstung große eine Rolle.
Damit ist der Drehmoment-Prüfstand nicht nur eine sinnvolle Ergänzung, sondern ein wichtiger Bestandteil des Test-Equipments. Im Unterschied zu zahlreichen anderen Prüfeinrichtungen, etwa für Druckimpuls- und Berstdruckprüfungen, wird bei den Drehmomentprüfungen auch der Bedienkomfort der Rohrverschraubungen berücksichtigt und gezielt optimiert. Dabei steht die Erkenntnis im Vordergrund, dass die richtige, komfortable Montage ein entscheidender Faktor für die dauerhafte Zuverlässigkeit der Verschraubung ist. fa