Von 1900 bis etwa 1930 dominierten Ölbohrtürme das Landschaftsbild in der Region westlich von Celle. 1905 förderten allein im kleinen Ort Wietze – dem Zentrum des Ölbooms – 32 Unternehmen Rohöl. Im Jahr 1909 waren es mehr als 113.000 Tonnen; das entsprach knapp 80 Prozent der gesamten Fördermenge in Deutschland. Ab 1930 wurde die Exploration aufwendiger, 1963 stellte der letzte Bohrturm in Wietze die Förderung endgültig ein. Geblieben ist der Region aber bis heute ein dichtes Netzwerk von hoch spezialisierten Zulieferern der Öl-, Gas- und Energieindustrie.
Dazu gehört Hartmann Valves. Das Unternehmen wurde 1946 in Burgdorf gegründet. Es fertigt metallisch dichtenden Kugelhähne und Ventile mit Durchmessern von ¼ bis 40 Zoll. Damit hat der Anbieter eine besondere Position im Markt. Mario Heuer, Leiter der Produktion im Werk Celle: „Es gibt nur wenige Armaturenhersteller, die zu 100 Prozent metallisch dichtende Armaturen herstellen.“
Eine weitere Spezialität des Unternehmens sind komplette gasdichte Bohrlochköpfe, auch Wellheads genannt, für die Erdgas- und Ölspeicherung und die Geothermie. Nahezu alle deutschen Energieversorger gehören zum Kundenkreis, und ein großer Anteil der Spezialarmaturen geht in den Export. 1998 übernahm Hartmann das Portfolio der Celler Maschinenfabrik. Seitdem hat das Unternehmen zwei Standorte, an denen rund 150 Mitarbeiter tätig sind.
Kundenspezifische Armaturen mobil prüfen
Die in Burgdorf und Celle gefertigten Armaturen sind immer Unikate, die hohe Anforderungen an Dichtigkeit, Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit erfüllen müssen. Eine umfassende Prüfung, meistens verbunden mit einschlägigen Zertifizierungen und Kundenabnahmen im Werk, ist daher Pflicht.
Zum Prüfumfang gehört ein „Abdrücken“ der Armatur mit dem vorgesehenen Nenndruck plus Sicherheitszugabe. So werden Sitz und Festigkeit der hochpräzise gefertigten Abdichtung nachgewiesen. Dabei schreiben die Anwender häufig auch die Zeitdauer der Druckprüfung vor: Sie variiert von 30 Sekunden bis zu 15 Minuten. „Null-Blasen-Dichtheit“ oder, auf Englisch, „Zero bubbles“ ist hier das Ziel.
Für diese Aufgabe nutzen die Mitarbeiter eine Hochdruck-Kompressorstation, die Unimatic in Norderstedt projektiert und gefertigt hat. Als langjähriger Partner von Bauer Kompressoren hat das Unternehmen umfassende Erfahrung mit der Hochdrucktechnik – zum Beispiel bei der Planung und Wartung von Druckluftstationen für die 200 bar-Tauchflaschenabfüllung auf Schiffen.
Von diesen Anlagen unterscheidet sich die für Hartmann projektierte Station, die einen Druck von 420 bar bereitstellt, aber durch eine wesentliche Eigenschaft, wie Thorsten Bockelmann, Technischer Direktor von Unimatic erklärt: „Hier war räumliche Flexibilität erwünscht, um die Prüfanlage an beiden Standorten und auch für Tests bei den Kunden zu nutzen. Deshalb bot sich eine Containeranlage an.“
Ein Kompressor und 20 Speicherflaschen
In einem schallgedämmten 20“-Container installierte Unimatic einen Bauer-Hochdruckkompressor der I-Baureihe. Der vierstufige Verdichter vom Typ I 18.1-15-V mit integriertem Trockner ist das größte Modell der Verticus-Baureihe. Bei einer Motorleistung von 15 Kilowatt stellt er maximal 510 Liter pro Minute Druckluft mit 420 bar bereit.
Umgeben ist der Kompressor von insgesamt 20 Speicherflaschen, die als Zwischenspeicher dienen. Thorsten Bockelmann: „Wenn die Station gestartet wird, füllt der Kompressor zuerst die Flaschen und liefert dann den nötigen Druck für die Prüfanlage.“
Diese Lösung bewährt sich seit ihrer Installation im Werk Celle. Mario Heuer: „Mit der Anlage können wir alle Anforderungen der Kunden erfüllen und den Kompressor nicht nur in Celle, sondern bei Bedarf auch in Burgdorf nutzen. Die dort installierte Druckluftstation ist deutlich kleiner und stößt daher bei der Prüfung von sehr großen Armaturen an ihre Grenzen.“
Der Container wird aber – so ist es geplant – nicht nur in Celle und Burgdorf eingesetzt werden, sondern auch weitere Strecken zurücklegen. Mario Heuer: „Unsere Armaturen sind extrem langlebig. Wenn umfassendere Wartungsarbeiten nötig sind, kommen 80 Prozent der Kugelhähne und Ventile ins Werk. 20 Prozent werden aber vor Ort repariert und abschließend unter Nenndruck geprüft. Der Transport der Prüfanlage zum Anwender ist dann, je nach Standort, unter Umständen günstiger als die Vor-Ort-Beschaffung größerer Mengen von Speicherflaschen.“
Weltweite Drucktests sind möglich
Aus diesen Gründen hat Unimatic die Zu- und Abluftführung des Containers so ausgelegt, dass sie unter allen klimatischen Bedingungen den Anforderungen entspricht. Die zwei Abluftventilatoren werden thermostatisch gesteuert, und eine elektrische Beheizung hält den Innenraum frostfrei. Auch die Zulassungsfähigkeit des Containers für den internationalen Transport wurde bei der Projektierung berücksichtigt.
Hartmann Valves kann mit der mobilen Containeranlage nun weltweit Druckprüfungen bis 420 bar reproduzierbar durchführen. Auch am Heimatstandort Celle wird der Container einen anderen Platz finden, wenn die Erweiterung der Produktion abgeschlossen ist.
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