Klaus Langendorf

Klaus Langendorf ist Leiter Technischer Versuch bei der Liebherr Hydraulik Bagger GmbH in Kirchdorf/Iller.

fluid: In der Forstwirtschaft sind Bio-Hydrauliköle auf Esterbasis  fast schon Standard. Sie haben sich für ein polyalphaolefinbasiertes Bio-Hydrauliköl entschieden. Welche Gründe stehen dahinter?
Gründe für den Einsatz von polyalphaolefinbasierten Bio-Hydraulikölen sind vor allem die anhaltenden Probleme mit esterbasierten Bio-Hydraulikölen, das heißt wir reden über Schlauchprobleme, Dichtungsprobleme, vorzeitig ausfallende Hydraulikkomponenten, Vermischungsprobleme etc. und über den Umgang mit diesen Ester-Ölen bei Service, Reparatur und Entsorgung. Selbst Haut-Irritationen bei direktem Hautkontakt waren keine Seltenheit. Um all diese Probleme zu beseitigen, war es für uns im Zuge der Einführung der eigenen Schmierstoffe der beste Weg, sich für diese polyalphaoleophinbasierten Bio-Hydrauliköle zu entscheiden.

fluid: Bei esterbasierten Hydraulikölen wird oft die kritische Kunststoff- und Lackverträglich als Nachteil angeführt. Was sind Ihrer Erfahrung nach die Schwachpunkte der Bio-Hydrauliköle mit Polyalphaolefin-Grundölen?
Da unsere Geräte in erster Linie für den Einsatz von mineralölbasierten Hydraulikölen ausgelegt sind, gibt es aus technischer Sicht keinerlei Nachteile beim Einsatz dieser Bio-Hydrauliköle mit Polyalphaolefin-Grundölen. Lediglich der Kostenfaktor stellt im Bezug auf die Kundenakzeptanz noch ein Problem dar, was sich aber aufgrund der Langlebigkeit und der technischen Leistungsfähigkeit dieser polyalphaolefinbasierten Bio-Hydrauliköle in Zukunft sicherlich ändern wird. Anfangs herrschte eine gewisse abwartende Haltung am Markt auf Grund der neuen Bioöltechnologie.  Mittlerweile erfahren HEPR (PAO)-Bioöle eine stetig wachsende Marktdurchdringung und Akzeptanz.

fluid: Wäre es nicht besser über die Konstruktion der Forstmaschinenhydraulik nachzudenken, um diese enorme Ölkontamination zu reduzieren?
Der Grundsatz muss lauten, das Öl in der Maschine zu halten. Hierzu ist eine gewisse Grundverträglichkeit zwischen Öl und Maschine/Komponenten Voraussetzung. Dies sehen wir bei Bioölen auf Esterbasis äußerst problematisch. Konstruktiv kann sehr viel getan werden. Schlauchführung und Schlauchschutz, Rohrleitungsverlegung und mechanischer Schutz der Hydraulikkomponenten sind im rauen Forstbetrieb von entscheidender Bedeutung im Hinblick auf Undichtigkeiten und Havarien. Da unsere Geräte auch in anderen Gebieten mit ähnlich schwierigen Bedingungen eingesetzt werden, wird bei uns auf diese Problematik von vornherein schon Rücksicht genommen.

fluid: Bio-Hydrauliköl ist nicht gleich Bio-Hydrauliköl, auch wenn beide der DIN ISO 15380 entsprechen.
In dieser Norm sind nur Mindestwerte festgelegt. Heute kann man Bio-Hydrauliköle preisgünstig  bei Ebay kaufen. Wie sichert sich Liebherr ab, dass Maschinenbetreiber nicht auf die Billigvarianten hereinfallen? In unseren Bedienungsanleitungen wird klar geregelt, welche Bio-Hydrauliköle aus unserer Sicht in Frage kommen. Wir akzeptieren nur Bio-Hydrauliköle auf Basis von vollständig gesättigten Estern  oder polyalphaolefinbasierte Bio-Hydrauliköle mit entsprechenden Nachweisen der biologischen Abbaubarkeit mit Gewährleistungspapieren seitens der jeweiligen Hersteller. Gleichzeitig ist die Verwendung eines Bypassfilters mit Wasser-Aufnahmekapazität bei Ester-Bio-Hydraulikölen zwingend vorgeschrieben. Setzt der Kunde eine Billigvariante ein, so gibt es im Schadensfall  keinerlei Garantie und Gewährleistung von unserer Seite.

fluid: Wie haben Sie Ihren Öllieferanten bei der Entscheidungsfindung gefordert. Welche Unterstützung musste er geben?
Gefordert war die Entwicklung eines Bio-Öles auf Mineralölbasis, das  noch bezahlbar ist. Gleichzeitig war unser Bestreben auch eine exzellente Performance aus technischer Sicht zu erhalten. Grundvoraussetzung war natürlich,  bestehende Bio-Abbautests zu erfüllen. Das alles stellte eine enorme Anforderung an unseren Öllieferanten dar, der sämtliche dafür erforderliche Tests durchführen musste. Das war nicht ganz einfach. Um unseren Kunden ein sicheres kompatibles Gesamtsystem bieten zu können, erfolgte die Entscheidung, ein eigenes Liebherr-Schmierstoffportfolio zu entwickeln.

fluid: Wie kontrollieren Sie die Qualität der angelieferten Bio-Hydrauliköle und in welchen Punkten haben Sie strengere  Qualitätsanforderungen im Vergleich zu Mineralölen?
Bei unserem eigenen Bio-Öl ist die Qualitätssicherung in den eigenen  Händen. Anlieferzustand wird mit Rückstellmuster bei unserem Lieferanten dokumentiert und mit Stichproben von uns kontrolliert. Zusätzlich wird vor Auslieferung der Geräte eine Ölanalyse durchgeführt. Bei den von unseren Kunden beigestellten Bio-Ölen  wird vor Auslieferung der Geräte eine Ölanalyse durchgeführt, um Wassergehalte und vieles mehr zu überprüfen und die Basisdaten der jeweiligen Öle und die Einhaltung der maximal 2 Prozent-Vermischung zu prüfen.

Autor: Helmut Winkler, Technik & Marketing München

Sie möchten gerne weiterlesen?