Elmar Lackermaier,

Elmar Lackermaier arbeitet seit 20 Jahren für die Firma und ist seit Anfang 2019 Co-Geschäftsführer. - (Bild: Rheintacho)

Sie sind schon lange im Unternehmen und inzwischen gemeinsam mit Christoph Mozer Geschäftsführer. Wie kam es dazu?

Elmar Lackermaier: Ja, das stimmt, ziemlich genau 20 Jahre ist es her, dass ich hier als Spezialist für Embedded Systems (Hardware- und Softwareentwicklung) angefangen habe.

2006 habe ich dann das Angebot bekommen die Leitung der die Entwicklungs- und Forschungsabteilung zu übernehmen. Damit hat sich mein Tätigkeitsfeld ausgehend von dem Produktbereich Messgeräte, stark in Richtung Drehzahlsensorentwicklung erweitert.

2010 wurde ich dann stellvertretender Geschäftsführer. Anfang 2019 bin ich zum Geschäftsführer berufen worden.

Rheintacho stellt Messgeräte, Sensoren und Zubehör zur Drehzahlerfassung und -überwachung her. Wie wichtig ist F&E hier; welchen Teil des Umsatzes investiert das Unternehmen?

Dieses Jahr waren etwa acht Prozent geplant. F&E hat traditionell bei uns eine sehr große Bedeutung. Unsere Stärke ist die schnelle Realisierung kundenspezifischer Lösungen, die Investitionen in innovative Technologien und Prozesse fordern.

Kundenspezifische Lösungen bietet Rheintacho schon ab relativ kleinen Stückzahlen an. Das kann bereits bei Jahresmengen von 500 oder 1000 Stück anfangen. Es ist natürlich stark abhängig von der eingesetzten Technologie. Bei Kunststoffspritzgießteilen ist ein Invest in Werkzeuge üblicherweise erst ab einigen 10.000 Stück Jahresvolumen kommerziell sinnvoll. Hier hilft uns aber unser über die letzten Jahre aufgebautes Baukastensystem. Mit dieser Plattformstrategie können wir einen kundenspezifischen Sensor aus einzelnen betriebsbewährten Modulen aufbauen. Damit erreichen wir oftmals mit geringen Projektaufwänden die Vorstellungen des Kunden.

Nicht lang, nachdem Sie Co-Geschäftsführer geworden sind, begann die Corona-Krise. Wie hat sich das ausgewirkt?

Wie viele andere Unternehmen erreichten wir 2018 einen Rekord in Bezug auf Umsatz und ausgelieferte Produkte. Daraufhin haben wir unsere Strukturen und Prozesse angepasst. 2019 mussten wir einen erträglichen Umsatzrückgang verkraften. In der Planungsphase für 2020 waren wir dann guten Mutes, dass es in diesem Jahr wieder in die richtige Richtung geht. Da hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Diese Krise war eine zusätzliche organisatorische Herausforderung für uns: Hygieneregeln, Abstandsregeln, Schichtbetrieb, … wir haben das zwischenzeitlich alle gelernt. Wir haben unsere Vertriebstätigkeit den neuen Umständen angepasst. Und bieten nun zum Beispiel ein umfangreiches Webinar-Angebot an. Sämtliche Kundenprojekte sind weitergelaufen, wir haben sogar neue Abschlüsse erzielen können. Unseren Plan-Umsatz werden wir nicht erreichen.

„Wir haben unsere Vertriebstätigkeit den neuen Umständen angepasst.“

Elmar Lackermaier, Rheintacho

Welches Ergebnis erwarten Sie für 2020?

Unsere Planungs- und Simulationswerkzeuge haben uns zum Höhepunkt der Krise einen Umsatzrückgang zwischen zehn und 18 Prozent vorhergesagt. Aufgrund der eingetreten Erholung in unseren Märkten, werden wir dieses Jahr nun aber mit einem akzeptablen Umsatzminus von circa fünf Prozent landen. Zu keiner Zeit mussten wir mit Entlassungen planen, wir haben aber das Instrument der Kurzarbeit genutzt.

Was uns zugutekommt, ist der Boom in der Logistikbranche. Diese wiederum benötigt Flurförderfahrzeuge in denen unsere Sensoren an verschiedenen Stellen ihren Einsatz finden.

Außerdem haben wir einen Vorteil durch diese ganzen Digitalprojekte, die von staatlicher Seite gestartet werden. Agrar- und Baumaschinen sind ja auch unser Thema mit einem anderen Teil unserer Sensorik. Und wenn diese Programme greifen und Straßen gebaut werden, beispielsweise, tut uns das auch ganz gut.

In einen anderen, für unser Sensorgeschäft wichtigen Markt, hydraulische Antriebe, ist erfreulicherweise auch viel Bewegung. Zum einen über staatliche Infrastrukturprojekte, sowohl in Europa, aber auch in Asien und USA. Zum anderen über anspruchsvolle technologische Anforderungen, wie zum Beispiel autonomes Fahren und emissionsarmer Betrieb in der Agrartechnik.

In unserem zweitwichtigsten Standbein, der Messtechnik, arbeiten wir an Themen wie Connectivity und Apps für mobile Endgeräte. Wir haben diverse Neuigkeiten für die Markteinführung in 2021 und 2022 geplant.

Wir müssen akzeptieren, dass unsere Welt nicht, beziehungsweise nur schwer planbar ist. Vielleicht sogar auf lange Zeit so bleibt. Das wird heute gerne mit dem Begriff „Vuca-World“ beschrieben (volatile, uncertain, complex, ambiguous). Wir arbeiten daran, uns auf diese Herausforderung einzustellen. Und ich meine, wir sind auf diesem spannenden Weg schon weit gekommen!

Was sind für Sie aktuell die wichtigsten Trends in der Sensortechnik?

Rheintacho ist aus der Historie fokussiert auf Drehzahlmesstechnik. Wir haben uns jedoch früh damit beschäftigt, in Sensoren zusätzlich weitere Messgrößen zu integrieren. Heute bereits im Serieneinsatz sind Kombisensoren, die ein Temperatursignal zusätzlich zum Drehzahlsignal ausgeben. Daraus ergibt sich für die Anwender sowohl ein Kostenvorteil, als auch ein konstruktiver Vorteil durch den Entfall eines weiteren Einbauplatzes. Zusätzlich ist diese Lösung auch ressourcenschonend. Diese Sensorkombination hat ihren Einsatz zum Beispiel in Elektromotoren für die Erfassung von Wickelkopftemperatur und Drehzahl-/richtung.

Ein aktuelles Thema ist außerdem die Funktionale Sicherheit. Dieses zielt im Wesentlichen darauf ab, einen zuverlässigen Schutz von Menschen, der Umwelt und Maschinen zu gewährleisten. Hier wachsen die Anforderungen an die Funktionssicherheit der Sensoren. Um der geltenden Norm zu entsprechen, muss ein Sensor zum Beispiel einen bestimmten MTTFd-Wert aufweisen (mittlere Zeit bis zum gefahrbringenden Ausfall). Aus dem MTTFd-Wert des Sensors und der Sicherheitsfunktion der übergeordneten Steuereinheit errechnet unser Kunde, wie wirksam die Sicherheitsfunktion seiner kompletten Einheit ist.

Um diesen beiden Trends gerecht zu werden, bietet Rheintacho in naher Zukunft einen Sensor im Standardgehäuse an, der redundante Signale für Drehzahl, Drehrichtung und Temperatur anbietet. Hohe Priorität hat für uns die neue Baumaschinenorm (EN ISO 13766-1 und -2), die die aktuell Gültige ablösen wird. Die teilweise erhöhten EMV-Anforderungen werden wir mit einer optimierten Elektronik erfüllen.

Eine weitere, für uns wichtige Anwenderbranche ist die Landtechnik. Hier sehen wir zwei starke Trends, die den vermehrten Einsatz von Sensoren fordern – erfreulicherweise auch Drehzahlsensoren. Das ist zum einen die Entwicklung von autonom fahrenden Geräten, zum Beispiel Saatroboter. Zum anderen die Forderung nach emissionsärmeren Fahrzeugen.

Was schlussfolgern Sie daraus; wie sind Ihre Pläne für das kommende Jahr?

Wir werden unser Produktportfolio unter Berücksichtigung der angesprochenen Trends weiter ausbauen. Mein Ziel ist es, dass wir mit dem modularen Aufbau unserer Sensoren die Time-to-Market für neue Produkte weiter reduzieren und kundenspezifische Lösungen bereits ab kleineren Stückzahlen zu marktgerechten Preisen realisieren können.

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