Benno Birke, Rexroth,
"Hydraulik, und gerade moderne Digitalhydraulik, erfordert ein enormes Know-how und tiefe Erfahrung, von daher sehe ich Europa auch für die Zukunft als einen wesentlichen Fertigungsstandort", erklärt Benno Birke. (Bild: fluid)

Auf dem IFK Anfang 2016 gab es einige Vorträge dazu, wie drehzahlvariable Motoren und Pumpen die Regelungsventile ersetzen. Handelt es sich dabei Ihrer Ansicht nach um eine Entwicklung, die für die Hydraulik aktuell prägend ist?

Es gab ja zu diesem Thema auch von unserer Seite einen Vortrag über servohydraulische Achsen, also komplette autarke Antriebseinheiten. Für bestimmte Applikationen ist es von Vorteil, die komplette Einheit, Tank, Pumpe, Zylinder, mit einer intelligenten Regelungstechnik zu vernetzen. Ich sehe darin einen wesentlichen Trend.

Man muss immer den Anwendungsfall nehmen und dann wirklich schauen, was jede Technologie an Vorteilen bringt, nicht nur auf Kosten bezogen, sondern eben auch auf die Gesamtperformance der Maschine.

Insbesondere sehen wir auch die ganzheitliche Kostenbetrachtung einer Maschine, zum Beispiel die Instandhaltung der Maschine, die Robustheit und Lebensdaueranforderungen als einen wesentlichen Ansatz für die Auslegung von Hydrauliksystemen.

Was halten Sie denn von der Idee, von der zentralen Versorgung wegzugehen und somit das Problem der Drosselung für verschiedene Verbraucher zu umgehen?

Auch diesen Ansatz muss man spezifisch für die Applikation betrachten. Wenn Sie sich eine Werkzeugmaschine anschauen, dort wird heute schon eine Mischung aus zentraler Steuerung und dezentraler Steuerung verwendet beziehungsweise am Verbraucher sitzende Steuerungen, zum Beispiel als servohydraulische Achse.

In der Tat sind Wirkungsgrad und Energieeffizienz relevante Themen in der Hydraulik. In den letzten Jahren haben wir dort einiges geleistet. Die Energieeffizienz hat in der Hydraulik enorm an Stellenwert hinzugewonnen und wird sicherlich durch das Thema Industrie 4.0, sprich Einsatz von Sensoren, Ermittlung von Daten, Ableitung von Analogien aus den Daten heraus, noch mehr Schub erhalten. Ich bin optimistisch, dass wir dadurch weitere Optimierungspotenziale erkennen werden.

Es gibt aber ja auch Nachteile bei der dezentralen Versorgung. Wenn jeder Verbraucher sein eigenes Aggregat hat, treten jede Menge Redundanzen auf, die sich erst wieder amortisieren müssen.

Man muss immer anhand der Gesamtkonstellation prüfen, ob eine dezentrale oder eine zentrale Lösung angebracht ist. Bei einem Stahlwerk zum Beispiel, mit einer Vielzahl von Verbrauchern, halte ich eine dezentrale Lösung momentan für technisch und kostenseitig nicht darstellbar. Dort würde ich eher auf Komponentenebene ansetzen.

Was würden Sie sagen: In welchen Bereichen sind, was Energieeffizienz angeht, demnächst Verbesserungen zu erwarten?

Sicherlich beim Thema Regelungsverhalten und bei den Toleranzen, sowohl in Ventilen, Zylindern als auch in den Pumpen. Das Bestreben, Intelligenz in die einzelnen Komponenten hineinzubringen, ist in den letzten Jahren enorm gestiegen.

Wie sieht es beim Hydraulik-Öl aus? Würden Sie es als Faktor in der Konstruktion bezeichnen?

Auf jeden Fall. Wenn Sie beim IFK waren, hatten Sie vielleicht die Möglichkeit, die Diskussion zu verfolgen über synthetische Öle versus mineralölbasierte Öle. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Thema Fluid in der Auslegung von Hydrauliksystemen weiterhin an Bedeutung gewinnen wird, gerade in Bezug auf Lebensdauer.

Auch hier kommt es darauf an, was die konkreten Anforderungen beim Anwender sind, beispielsweise was Wärme angeht. Die Frage ist auch, was der Anwender bereit ist zu bezahlen, und wie lang die Wartungsintervalle an der Maschine sind. Aus meiner Sicht ist die Zusammenarbeit zwischen Anwendern, den Hydraulikkomponenten-Herstellern und Mineralölfirmen noch stark verbesserungswürdig.

Acht Fragen zur Person

Was wollten Sie werden, als Sie ein Kind waren?

Maschinenbauer.

In welcher anderen Firma wären Sie gerne mal einen Monat lang Chef?

Bei Google.

Welchen Traum wollen Sie sich persönlich in nächster Zeit erfüllen?

Ich bin ein Uhrenfreund. Ich will eine Uhr, auf die ich seit zwei Jahren ein Auge geworfen habe, erwerben.

Welches Talent hätten Sie gerne?

Ich würde gern ein Instrument spielen können.

Sie werden unvorstellbar reich; was tun Sie?

Ich nehme mir drei Wochen Zeit und fahre mit meiner Frau drei Wochen lang Kajak.

In welcher Zeit Ihres Lebens waren Sie bisher am glücklichsten?

Als ich mit dem Studium fertig geworden bin.

Ihre Mitarbeiter halten Sie für…

… herausfordernd und nicht nachtragend.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Exodus von Leon Uris.

Sie möchten gerne weiterlesen?