Es ist ein vertrautes Bild, fast überall auf der Welt: Traktoren, die feine Dunstschwaden hinter sich herziehend über die Feldern fahren. Mit der Ausbringungen von Pflanzenschutzmittel schützen Bauern ihreFeldfrüchte vor Insekten und Unkraut-Überwucherung. Wer dabei genauer hinschaut, wird allerdings feststellen, dass durch den Wind oder auch durch unebene Böden oder zu hügelige Landschaften die beim Pflanzenschutz eingesetzten Chemikalien oft nicht vollständig dorthin gelangen, wo sie wirken sollen, nämlich in beziehungsweise auf der Pflanze. Das verursacht mehrere Probleme:
- Erstens muss mit deutlich mehr Chemikalien gearbeitet werden als eigentlich nötig. Denn niemand kann, je nach Windstärke und -richtung, garantieren, wie viel des Mittels eigentlich bei den Pflanzen ankommt.
- Dies kann zweitens aber eine Über- oder Unterdosierung von Pflanzenschutzmittel für den Anbau bedeuten.
- Drittens kostet dieses Vorgehen mehr als eigentlich nötig.
- Viertens wirkt sich das Vorgehen negativ auf den Ertrag aus.
- Fünftens schaden der großzügige Chemikalieneinsatz der Umwelt.
Wie immens diese Faktoren sich auswirken, wissen wir, seitdem der Niederländer Harrie Hoeben den so genannten Wingssprayer entwickelte und diesen gemeinsam mit den Landwirtschaftsstudenten der Universität Wageningen testete. Das Ergebnis der Praxisversuche ist bemerkenswert: Bei ausgezeichneter Bekämpfung der Pflanzenschädlinge können die Umweltbelastungen durch die verwendeten Herbizide oder Pestizide um circa 99 Prozent gesenkt werden. Die Landwirte freut die Verbesserung gleich vierfach: Schließlich sind nicht nur die Umwelt, sondern auch ihre Mitarbeiter, ihr Ertragsergebnis und ihre Kasse von den zu viel gesprühten Chemikalien negativ betroffen.
Zehnmal größere Anbaufläche besprühen
Die Effizienzsteigerung der Sprüheinheiten ist folgendermaßen zu erklären: Die Wingssprayer sind mit Flügeln ausgestattet, die an Triebwerksklappen erinnern. Auf diese Weise ausgerüstete Landmaschinen drücken die Pflanzen ein wenig nach unten. So nutzt die Einheit sowohl die aerodynamischen Luftströme als auch den Effekt des Fahrtwindes, um besser zu wirken. Denn weil die Flügel die Sprüheinheiten quasi wie eine Windschutzscheibe schützen und bei schnellerer Fahrt zudem wie ein Spoiler arbeiten, gelangen durch die Düsen der Sprüheinheiten zehn Mal feinere Tropfen als bei herkömmlichen Feldspritzen auf die Pflanzen. Das bedeutet, laut Harrie Hoeben, dass mit der gleichen Menge an Schutzmitteln bis zu zehn Mal größere Anbauflächen besprüht werden können.
Hoeben erklärt: „Unser System erlaubt das Sprühen eines feineren Nebels, was gleichbedeutend damit ist, dass bei gleicher Wassermenge das Gewächs durch die feineren Wasserperlen zehn Mal besser benetzt wird und somit die Chemie optimal an der Pflanze haften bleibt und gegen die Schädlinge wirken kann. Unsere Tests haben ergeben, dass Landwirte auf diese Weise im Durchschnitt der Natur und sich ein Viertel an Chemie einsparen und tatsächlich bis zu 99 Prozent weniger an Umweltbelastungen verursachen.”