Damit ist die Welt noch nicht verteilt. Spezialisten sichern sich weiterhin über den Export ausreichend Geschäftsmöglichkeiten in etablierten Märkten. Zudem eröffnen sich diesen klassischen Exporteuren in den nachrückenden Ländern „aus der zweiten und dritten Reihe“ neue, bislang weitgehend ungenutzte Chancen. Pioniergeist ist wieder stärker gefragt.

Die sogenannten Low Income Countries (LIC), mehrheitlich zu verorten in Subsahara-Afrika, aber auch in Asien, lassen ihr Image von Misswirtschaft und Überschuldung Schritt für Schritt hinter sich. Seit 2001 verzeichnen sie weitgehend unbemerkt durchweg ein höheres Wachstum als die Industriestaaten. Auch wenn sie mit dem Boom der Schwellenländer bis zur globalen Krise 2008/09 nicht mithalten konnten, überstanden sie diese relativ unbeschadet.

Chinesische Maschinenbauer haben sich diesen Märkten bereits kräftig gewidmet. Doch mit zunehmendem Wohlstand wächst der Wunsch nach westlichen Technologien und verlässlichem Kundendienst. Hier liegen große Chancen, aber auch gewaltige Aufgaben für deutsche Anbieter.

Die USA melden sich nach zwei, wenn nicht gar drei Dekaden der De-Industrialisierung zurück. Herrschten in Folge der Finanzkrise noch Zweifel, ob sich die amerikanische Volkswirtschaft auch ohne Zwangsbeatmung ihrer Zentralbank auf den Beinen halten kann, präsentiert sich ihre Industrie nun im neuen Glanz.

Fracking lautet das Zauberwort, das über konkurrenzlose Energiepreise und damit -kosten nicht nur US-amerikanischen Investoren das Geschäft mit der Old Economy aussichtreicher erscheinen lässt, sondern auch internationale Industrieunternehmen die Ansiedlung schmackhaft macht. Davon profitieren wiederum die Anbieter von Industrieausrüstungen, vornehmlich solche in energieintensiven Grundstoffindustrien wie Chemie, Baustoffe, Stahl – traditionell Segmente, in denen amerikanische Anbieter ebenfalls einen guten Status innehaben. Im Zuge der Verlängerung der Wertschöpfungskette können dann auch andere Industrien zum Zuge kommen, und damit noch mehr deutsche Anbieter. Sie sind gut aufgestellt in den USA, es ist nachweislich ihr wichtigster Standort außerhalb Deutschlands.

Das kommt ihnen zugute, denn mit der Vernetzung der Produktion, Stichwort Industrie 4.0, werden sie es wieder mit US-amerikanischen Wettbewerbern zu tun bekommen, wenn auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das birgt nicht nur Risiken, sondern auch Chancen und schafft Raum für neue Allianzen – denn der eine wird wahrscheinlich nicht ohne den anderen erfolgreich sein können. fa

Wachstumsmärkte weltweit

Wirtschaftliches Umfeld

In einem ist sich die Zunft der Prognostiker einig – das Tempo der weltwirtschaftlichen Expansion wird 2015 voraussichtlich mäßig bleiben. Mit Blick auf die aufgelaufenen Risiken geht man deutlich vorsichtiger in die neue Prognoserunde als noch vor Jahresfrist. Die Tatsache, dass man 2014 abermals seine Vorstellungen teils deutlich korrigieren musste, stimmt niemanden fröhlich, auch wenn jedem bewusst sein sollte, dass die Korrekturen kein Zeichen von Unvermögen sind.

Kriegerische Konflikte und Epidemien sind selten vorhersehbar und als sogenannte externe Schocks nicht in Prognosemodelle integrierbar. Doch gleich, ob das weltweite Bruttoinlandsprodukt nun um drei Prozent – Herbstprognose der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose – oder knapp vier Prozent – Internationaler Währungsfond – wachsen soll – in den Grundaussagen zeichnet sich weitgehend durchgängig folgendes Grundmuster ab:

In den USA wird sich der Aufschwung fortsetzen. Dafür sprechen die Erholung am Arbeitsmarkt, die immer noch günstigen Finanzierungsbedingungen sowie die angesichts zunehmend knapper Kapazitäten und niedriger Energiekosten zu erwartende Ausweitung der Unternehmensinvestitionen. Im Euroraum bleibt demgegenüber die konjunkturelle Dynamik insgesamt eher schwach. Verschleppte Reformen namentlich in Frankreich und Italien verstellen zwar den Blick auf durchaus erfreuliche Entwicklungen in anderen, auch Krisenländern. Zudem begünstigt der gesunkene Euro-Wechselkurs die Ausfuhren. Da die Weltkonjunktur aber nur mäßig aufwärts gerichtet bleibt, halten sich die Impulse vom Export in Grenzen.

Der Konflikt mit dem östlichen Nachbarn Russland trübt zusätzlich die Konjunkturaussichten und dürfte gemeinsam mit den Bemühungen der Unternehmen, sich krisenfester aufzustellen, für eine eher verhaltene Investitionstätigkeit sorgen.

In den rohstoffexportierenden Schwellenländern bleiben die Aussichten eingetrübt, denn die Rohstoffpreise dürften aufgrund der mäßigen Dynamik der Weltindustrieproduktion kaum steigen. In der sogenannten zweiten Reihe – Südostasien, Mittelamerika, Teile Afrikas – versammelt sich jedoch ein nicht zu verachtendes Wachstumspotenzial, insbesondere dort, wo diese Länder dank einer ausgeglichenen Leistungsbilanz und niedriger Verschuldung weitgehend unabhängig von den Launen der Finanzmärkte sind.

China schließlich bleibt der globale Wachstumstreiber, wenn auch mit geringerer Dynamik als im Schnitt der vergangenen Jahre. Die aussagekräftigsten Indikatoren bewegen sich innerhalb der Spannbreite der vergangenen zwei bis drei Jahre. Sollte es wider Erwarten zu einer deutlicheren konjunkturellen Verlangsamung kommen, wird die chinesische Regierung gegebenenfalls stimulierend, aber maßvoll, entgegenwirken.

Summa summarum präsentiert sich den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern auf dem Globus ein vielschichtiges Bild, das ihnen einerseits wenig bis geringen Rückenwind von der allgemeinen Konjunktur verspricht, andererseits aber durchaus Chancen für gezielte Geschäftsanbahnungen und dann auch -abschlüsse eröffnet.

Zukunftsperspektive deutscher Maschinenbau

Die wichtigsten Ergebnisse

Schlüssel zum Erfolg ist – so dem Maschinenbau von McKinsey-Beratern in einem gemeinsamen Projekt mit dem VDMA ins Stammbuch geschrieben – die Bearbeitung folgender Handlungsfelder:

  • Zielgerichtete und granulare, das heißt schrittweise Internationalisierungs- und Wachstumsstrategie, um die Chancen und Herausforderungen der Internationalisierung mit dem jeweils passenden Geschäftsmodell anzugehen.
  • Ausbau des Aftersales-/Servicegeschäfts durch integrierte, innovative Lösungsangebote, um die wachsende Bedeutung dieses Feldes Gewinn bringend zu nutzen.
  • Standardisierung und Modularisierung unter Wahrung kundenspezifischer Angebote und neuer Geschäftsmodelle, um der steigenden Nachfrage nach individuellen Systemlösungen effizient zu begegnen.
  • Kontinuierliche Optimierung des Produkt-/Portfoliowerts, um mit Wettbewerbern aus neuen Märkten Schritt zu halten.
  • Exzellenz insbesondere in der heimischen Wertschöpfung, um zum Beispiel durch Industrie 4.0 die Qualitäts- und Produktivitätsvorteile des Standorts Deutschland zu erhalten.
  • Stringentes, risikodifferenziertes Projektmanagement v.a. im Lösungsgeschäft, um attraktive Margen zu sichern.

Die sich hinter diesen sechs Punkten verbergenden Details hier zu erläutern, würde jeden Rahmen sprengen. Interessenten können sie in voller Länge und frei zugänglich unter der Adresse: http://www.vdma.org/zukunftsperspektive einsehen und herunterladen.

Als mit der Branche Vertraute werden sie darin viel Bekanntes finden. Dass verwundert insofern nicht, weil die Studie auf Umfragen im Maschinenbau und Interviews mit ausgesuchten Kennern aus der Branche basiert. Sie ist insofern das geballte Wissen der Szene, hervorragend herausgearbeitet, übersichtlich sortiert und in der Bedeutung gewichtet.

Sie möchten gerne weiterlesen?