world geographical and political map

Aus Sicht des Volkswirts und gesamtwirtschaftlich interessierten Marktforschers und Unternehmensstrategen gibt es mit dem Fokus auf die Internationalisierung einige Entwicklungen, die sich teils bereits vor der Krise abgezeichnet haben, die teilweise aber auch in und durch die Krise eine neue Bewertung erfahren haben. Sie sollen im Folgenden thesenartig dargestellt werden.

Aus Sicht des Volkswirts und gesamtwirtschaftlich interessierten Marktforschers und Unternehmensstrategen gibt es mit dem Fokus auf die Internationalisierung einige Entwicklungen, die sich teils bereits vor der Krise abgezeichnet haben, die teilweise aber auch in und durch die Krise eine neue Bewertung erfahren haben. Sie sollen im Folgenden thesenartig dargestellt werden.

Die Weltmaschinenmärkte befinden sich global in einem radikalen Wandel. Die Hälfte des weltweiten Maschinenumsatzes findet bereits in Asien statt. Das ist eine Entwicklung, die schon deutlich vor der Krise einsetzte, und sie betrifft nicht allein den Maschinenbau. Dieser Trend wird sich fortsetzen, auch wenn einige bisher wachstumsstarke Märkte temporär an Dynamik verloren haben. Schon allein die Bevölkerungsentwicklung und der verständliche Wunsch nach Wohlstand sorgen dort für eine weiter wachsende Nachfrage nach industriell erzeugten Produkten.

Da diese Länder im weltweiten Kontext heute über ein spürbar größeres Gewicht als beispielsweise in den 1990er Jahren verfügen, gehen inzwischen selbst von niedrigeren Wachstumsraten absolut gesehen stärkere Impulse für die Weltwirtschaft aus als seinerzeit. Auch für die Zukunft eröffnen sich hier ergiebige Absatzpotenziale, wobei die Dynamik von Jahr zu Jahr durchaus unterschiedlich sein kann.

Mit der Krise hat sich aber auch gezeigt, dass es als Attraktivitätsmerkmal mehr bedarf als einer großen, wachsenden Bevölkerung. Brasilien, Indien, Russland – mithin drei der vier BRIC-Staaten – haben ihren Glanz verloren und sind mahnendes Beispiel dafür, dass ein weitgehender Schutz von Eigentumsrechten, politische Stabilität, eine nicht ausufernde Bürokratie und generell verlässliche Rahmenbedingungen unerlässlich sind für die Entwicklung einer auch auf ausländische Investitionen angewiesenen, wettbewerbsfähigen industriellen Infrastruktur.

Das Bewusstsein um diese Risiken ist bei Unternehmen mit internationalem Fokus deutlich größer geworden, und nicht jeder Maschinenbauer kann oder will sie auf sich nehmen. Das fördert eine selektivere Vorgehensweise.

Industrieaufbau weltweit

Wachsendes Selbstbewusstsein und der verständliche Wunsch nach Eigenständigkeit begünstigen in den Schwellenländern den weiteren Aufbau einer eigenen Industrie. Die Bedienung der lokalen Nachfrage erschöpft sich deshalb gerade für große Maschinenbauunternehmen in volumenstarken Märkten häufig nicht mehr in der Präsenz von Service und Vertrieb von aus Deutschland exportierten Maschinenbauprodukten.

Exporte werden ergänzt, nicht selten verdrängt durch den Aufbau eigener Produktionsstätten mit eigener, auf den spezifischen Bedarf angepasster Konstruktion. Namhafte, deutsche Hersteller profitieren dabei von dem Wunsch ihrer ausländischen Kunden nach höherwertigen, stärker auf Qualität, Produktivität und Rentabilität ausgerichteten kundenspezifischen Systemlösungen, mit denen sie das heimische, eher im sogenannten Middle Tech angesiedelte Produktportfolio ergänzen.

Wegen der für dieses Segment typischen frühzeitigen Einbindung in die jeweilige Produktentwicklung, die wiederum ein besonderes beiderseitiges Vertrauensverhältnis erfordert, werden die vor Ort tätigen Maschinenbauer auch hier künftig selektiver vorgehen und ihre Produkte stärker standardisieren.

Das Tempo des Auf- und Ausbaus nimmt tendenziell eher ab, das Engagement ist dafür umso konsequenter hinsichtlich lokalem Wertschöpfungsanteil und lokaler Beschaffung, die Entscheidungen sind damit letztlich nachhaltiger. Unternehmen, die den Schritt einer Produktion im Ausland bisher nicht oder nur zögerlich gewagt haben, werden es in den großen Schwellenländern zunehmend schwerer haben, sich gegen die lokale Konkurrenz aus nationalen Unternehmen und solchen im ausländischen Besitz durchzusetzen. Die Marktzugangsbarrieren liegen höher als das noch in den teils stürmischen Aufbaujahren der Fall war.

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