Erfolgreich auf dem Medizinmarkt zu sein, ist für Ventilhersteller und andere Technologie-Anbieter lohnenswert: Die Medizintechnik-Branche gilt als besonders innovativ, wachstumsstark und zukunftsträchtig, betont der deutsche Bundesverband Medizintechnologie (BVMed).
Ventile spielen hier eine wichtige Rolle, beispielsweise bei chirurgischen Geräten, Dentalstationen und Beatmungsgeräten. Der Aufwand für die Einhaltung einschlägiger Vorschriften und Zulassungsvoraussetzungen bei der Produktentwicklung und -fertigung steige aber stark, betont Michael Mack, Globaler Produktmanager Piezo bei Hoerbiger Compression Technology. Ein Grund hierfür sind strengere und sich ändernde Vorschriften.
Valve World Expo
Experten für Ventile und Industriearmaturen treffen sich
Mit rund 650 Ausstellern aus 40 Ländern ist die elfte internationale Fachmesse mit Kongress für Industriearmaturen Valve World Expo vom 27. bis 29 November 2018 ausgebucht. Die Veranstalter erwarten rund 12.000 Besucher. Die Messe findet auf 18.000 Quadratmetern in den Hallen 3, 4 und 5 des Düsseldorfer Messegeländes statt. Ergänzend findet in Halle 5 der internationale Pumpengipfel Pump Summit statt. Auf dieser Sonderschau werden aktuelle Pumpentechnologien sowie neueste Ergebnisse aus Forschung und Wissenschaft präsentiert. Parallel findet in der Halle 4 die Valve World Conference statt (Besuchertickets für 995 Euro). Zu den rund 70 Vorträgen, Seminaren, Podiumsdiskussionen und Workshops werden 400 Teilnehmer erwartet.
Hohe Anforderungen gelten zum Beispiel bei Geräten oder Systemen, die unter das Medizinproduktegesetz (MPG) fallen. „Hier spielt die Zweckbestimmung der Ventile innerhalb einer Applikation und innerhalb eines medizintechnischen Gerätes eine wichtige Rolle“, erläutert Peter Jaschke, Leiter Business Development Medlab bei Festo. Werkstoff-Kompatibilitäten müssen den Anforderungen entsprechen – das betrifft sowohl medienberührte als auch direkt mit dem menschlichen Körper in Kontakt stehende Bauteile. „Zum Teil sind für risikorelevante Komponenten auch Themen wie Rückverfolgbarkeit und Änderungsmanagement zu berücksichtigen.“ Es gebe aber auch in der Medizintechnik völlig unkritische Bereiche, in denen Produkte und Bauteile in Standard-Industrieausführung eingesetzt werden könnten, so Jaschke. Die Anforderungen an Ventilhersteller steigen: „Die für die Hersteller beziehungsweise für die ‚Inverkehrbringer‘ geltenden Anforderungen an das Qualitätsmanagement (QM) und an die QM-Systeme aus der internationalen Norm ISO 13485 werden zunehmend an deren Unterlieferanten wie zum Beispiel Ventilhersteller ‚durchgereicht‘. Das hat einen nicht unerheblichen personellen wie auch finanziellen Mehraufwand zur Folge“, berichtet er. Festo habe dies erkannt und beispielsweise Entwicklung und Produktion entsprechend nach ISO 13485 zertifizieren lassen.
Die Erwartungen an die Komponenten sind hochgesteckt. Mack von Hoerbiger erklärt. „Energieeffizienz und Gewichtsersparnis spielen eine zentrale Rolle bei batteriebetriebenen und mobilen Geräten – während gleichzeitig Zuverlässigkeit, Betriebsbewährtheit, ein langer Produktlebenszyklus und eine Produktverfügbarkeit über einen langen Zeitraum ohne technische Änderungen gefordert sind.“ Zu den Ventil-Anwendungen mit besonders hohen Anforderungen gehören beispielsweise Beatmungsgeräte für zu früh geborene Kinder, bei denen im Extremfall die Atmung vollständig von der Maschine übernommen werden muss. Ventile werden auch in pneumatischen Integrationslösungen für chirurgische Geräte und die Regelung von Fluiden in Dentalstationen verwendet. Aber auch Anästhesie, Notfallmedizin und Intensivmedizin benötigen die Komponenten.
Künftige Entwicklung
Auf die Medizintechnik kommt einiges zu: „Chronische Erkrankungen nahmen in den vergangenen Jahren zu, ebenso die Erwartungshaltung nach bleibender Mobilität. Als Folge hiervon entstand ein wachsender Bedarf an kleinbauenden und energieeffizienten Bauteilen“, erklärt Jaschke von Festo. Zu diesen Faktoren kommen Umweltverschmutzungen als Verursacher von Erkrankungen hinzu.
Die Herausforderungen sind auch eine Chance für die Medizinindustrie, die zahlreiche Arbeitsplätze bietet – allein in Deutschland sind rund 210.000 Menschen in der Medtech-Branche beschäftigt, meldet der Bundesverband Medizintechnik. „Die überdurchschnittlich innovative Medtech-Branche wird aufgrund der demografischen Entwicklung, des medizintechnischen Fortschritts und der Dynamik in den Schwellen- und Entwicklungsländern ein Wachstumsmarkt bleiben“, prognostiziert Manfred Beeres, Pressesprecher des Bundesverbandes Medizintechnologie. Experten gehen von einem jährlichen Wachstum von vier bis fünf Prozent aus.
Die günstige Entwicklung im Bereich der Hightech-Medizin, insbesondere bei OP-Ausrüstung und Diagnostik, zeigt bei Hoerbiger eine positive Auswirkung im Geschäftsfeld. Daran ändert auch der andauernde Investitionsstau im Bereich der Krankenhausausrüstung nichts, da dieser das Unternehmen „als Hightech-Produkt-Hersteller nicht betrifft.“ Gute Nachrichten also für Hightech-Anbieter: Sie werden den Medizinmarkt weiterhin mit ihren Produkten beliefern können, auch wenn der Aufwand für die Einhaltung einschlägiger Vorschriften und Regularien weiter zunimmt. do
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