Hydraulikschläuche sind wichtige Komponenten in der Mobilhydraulik und bei stationären Anlagen. In Sachen Druck, Abrieb, Leistung und Sicherheit müssen sie über Tausende von Einsatzstunden eine Menge aushalten. Daher verbessern die Hersteller ständig ihr Schlauchsortiment. So ist Andreas Laubsch stolz auf den neuen 720-bar-Hochdruck-Spiralschlauch von Rauh-Hydraulik. Dieser sei trotz vier Spirallagen sehr flexibel und werde verstärkt in werkzeughydraulischen Systemen wie Spreizern, Maschinenhebern oder Werkstattpressen eingesetzt, erklärt der Vertriebsleiter. Dieser Spiralschlauch verfüge neben einer höheren Druckstabilität – 720 bar bei vierfacher Sicherheit gegenüber den bisher üblichen 700 bar bei den Geflechtschläuchen – über eine verbesserte Robustheit. Diese resultiere aus der Spiralisierung statt der von Rauh-Hydraulik bislang konfektionierten Geflechtschläuchen
Sicherheit hat oberste Priorität
Auch bei Rauh-Hydraulik steht die Sicherheit im Umgang mit Schläuchen an erster Stelle. Beispiel: Der neue PTFE-Schlauch (Polytetraflorethylen, ‚Teflon-Schlauch‘), der generell dort zum Einsatz kommt, wo mit Temperaturen über 80 Grad gearbeitet wird. PTFE-Schläuche der ersten Generation erhitzten sich wegen der Verbindung aus PTFE-Seele und der darüber gelagerten Edelstahlumflechtung sehr schnell und verursachten nicht selten Verbrennungen beim Bedienpersonal. Jetzt würde ein PTFE-Glatt- und Wellschlauch angeboten, der mit Silikon als Hitzeschutz umspritzt sei. Die PTFE-Ausführung sei im Vergleich zu der früher verwendeten PFA-Version (ParaFormAldehyd) wesentlich biegestabiler, kostengünstiger und energieeffizient. Durch den zusätzlichen Hitzeschutz würde weniger Hitze aus dem System entweichen, betont der Hersteller.
Aktuelle Trends bei Hydraulikschläuchen
Als einen von vielen Trends hat Rauh-Hydraulik die höhere Druckbelastung von Hydraulikschläuchen ausgemacht. Durch die Entwicklung zugfesterer Drähte bei gleichem Durchmesser werde laut Hersteller eine deutlich höhere Druckbelastung bei gleichen Abmessungen und damit gerade für den Mobilbereich entscheidenden Gewichts- und Platzeinsparung erreicht. Zu beobachten sei, dass gerade im Baumaschinenbereich versucht werde, bei unverändert schlanken Abmessungen der Maschinen durch höhere Drücke immer höhere Kräfte zu bewegen. Auch seien die Schaltzeiten der Ventile deutlich kürzer geworden, was zu ‚aggressiven‘ Druckspitzen führe, denen nur ein sehr druckstabiler Schlauch standhalten könne.
Hytec-Hydraulik sieht nach eigenen Angaben seine Stärke darin, die auf die Bedürfnisse der Endkunden maßgeschneiderten Schlauchleitungen möglichst schnell, oft schon am Folgetag, auszuliefern. Das betrifft sowohl den Austausch defekter Schlauchleitungen als auch Neukonstruktionen und Erstausrüstungen. Das Unternehmen aus Helmstedt betreut Kunden aus vielen Einsatzbereichen der Hydraulik und stellt branchenübergreifend fest, dass der kompakte, flexible 2SC-Schlauchtyp die Version 2SN abgelöst hat, der jahrzehntelang als unangefochtener Bestseller galt.
Die 2SC-Version habe einen deutlich geringeren Biegeradius, einen kleineren Aussendurchmesser und ein geringeres Gewicht als die 2SN-Version. Auch sei die Nachfrage nach dem Schlauchtyp 1 SN kaum noch vorhanden. An dessen Stelle sei häufig der 2SC-Typ getreten, sagt Geschäftsführer Michael Georgi. Zudem werde bei den Bestellungen eine deutlich höhere Nachfrage nach Edelstahlarmaturen aus dem Offshore-Bereich beobachtet. Ebenfalls stark angestiegen sei der Absatz von Schlauchleitungen mit Berstschutz gemäß DGUV 113-020.
ISO-Norm stellt höhere Anforderungen an Schlauchhersteller
Schlauchleitungshersteller behalten die isobarische Auslegung nach ISO 18752 im Auge. Diese Norm hat sich zu einem Standard für Hydraulikschläuche entwickelt und bildet die Konstruktionspraxis von Anwendern ab, die ihre Anlagen nach Leistung konzipieren wollen. Und so orientieren sich die meisten Hersteller in der Produktentwicklung auf den kritischen Bereich des Betriebsdrucks, der Lebensdauer und der Temperatur. Die Norm erleichtert den Endanwendern die Auswahl des für ihre Bedarfe korrekten Schlauchmaterials. Gleichzeitig werden in der ISO 18752 im Vergleich zu DIN höhere Qualitätsanforderungen, zum Beispiel bei Impulsprüfungen, gefordert. Damit fallen Billighersteller aus dem Raster, die nicht mehr als die DIN-Anforderungen erfüllen könnten, sagt Andreas Laubsch. Kunden von Rauh-Hydraulik würden intensiv beraten, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die genannte Norm zu erfüllen.
Hansa-Flex beobachtet am Markt den Trend zu kompakten, hochflexiblen Schläuchen. Der Bremer Systemanbieter hat sein Portfolio jetzt um zwei neue Kompaktschläuche mit ölbeständiger Auskleidung ergänzt, die genau der ISO 18752-CCT entsprechen. Die Einlage des KP600-Schlauches besteht aus vier Stahldrahtspirallagen, die höchste Festigkeit ermöglichen. Der enge Biegeradius reicht je nach Schlauchtyp von 65 bis 280 mm. Laut Hersteller überzeuge der mit bis zu einer Million Impulsen nach ISO 6803 getestete Kompaktschlauch mit seiner flammhemmenden Außenhaut gemäß MSHA-Standard besonders durch seine Abrieb-, Ozon- und Witterungsbeständigkeit. Der Schlauchtyp HD 700 LL übertrifft die Anforderungen der Norm SAE 100 R15 und verfügt über eine Einlage aus sechs Stahldrahtspiralen aus höchstzugfestem Stahldraht. Dieses innere ‚Gerippe‘ ist auch notwendig, da dieser Schlauch für Hochdruckkreisläufe mit hoher Last, etwa bei hydrostatischen Getrieben oder Bergbaumaschinen, konzipiert wurde.
Nachhaltigkeit als starkes Verkaufsargument
Danfoss, das 2021 das Hydraulikgeschäft von Eaton übernahm, sieht laut Salih Karayagiz, Global Product Manager Rubber Hydraulic Hose and Fittings, die Nachhaltigkeit als bedeutenden Trend. Die dänischen Schlauchentwickler konzentrieren sich daher darauf, Produkte mit einer längeren Lebensdauer zu entwickeln, um dadurch die Austauschintervalle für Schläuche zu reduzieren.
Als Beispiel wird der Schlauchtyp ‚EC881‘ Dynamax angeführt, der laut Hersteller bei Arbeitsdruck, Flexibilität und Lebensdauer herausragende Leistung biete. Der Arbeitsdruck des Schlauchs sei laut Danfoss um bis zu 35 Prozent höher als bei vergleichbaren Zweidraht-Geflechtschläuchen. So könne der ‚EC881‘ von der Mobilhydraulik und Landtechnik bis hin zu Spritzgussanlagen und Pressen bei einigen Anwendungen eingesetzt werden, die eigentlich vierlagige und damit schwerere, weniger flexible Spiralschläuche erfordern würden. Laut Danfoss seien geflochtene Schläuche wie der ‚EC881‘ flexibler als Spiralschläuche. So könnten Erstausrüster dadurch die Länge der Schlauchbaugruppen ihrer Aggregate reduzieren und umleiten, was schließlich zu Kosteneinsparungen führe.
Elektrifizierung auf dem Vormarsch
Mit zunehmender Elektrifizierung von Baumaschinen werden Schlauchhersteller auch um eine Antwort zum Thema ‚Akkukühlung‘ gebeten. Für die Kühlflüssigkeit – in der Regel eine Wasser-Glykol-Mischung müsse, so Andreas Laubsch, ein besonderes Schlauchmaterial verwendet werden, das diesem Medium in Verbindung mit den hohen Temperaturen auch standhält. Je nach Anwendungsfall können dies unterschiedliche Produkte sein.
In einem Fall kam bei Rauh-Hydraulik ein sogenannter OLN-Schlauch zum Einsatz, bei dem im Vorfeld die korrekte Einbindung im Prüfstand getestet werden musste. Nach erfolgreicher Ermittlung der Pressparameter konnten diese Schlauchleitungen dann in Serie gehen. Daher berät Rauh-Hydraulik Baumaschinenhersteller und Fahrzeugbauer bei der Schlauchkonfiguration von der Produktauswahl über Druckprüfungen zum Festlegen von Pressparameter bis hin zum Ermitteln des Serienbedarfes und der logistischen Abwicklung.
Korrosionsbeständigkeit und Biegeradius
Gerade bei Anwendungen der Mobilhydraulik, insbesondere bei Straßenfahrzeugen, wird seitens der Erstausrüster verstärkt der Einsatz von Zink-Nickel beschichteten Schlaucharmaturen gefordert. Da Fahrzeuge immer kompakter gebaut werden, gewinnt darüber hinaus der Biegeradius eines Schlauches eine kaufentscheidende Bedeutung. Genau wie die Medienverträglichkeit, denn im Mobilbereich werden oft umweltschonende und bei stationären Anwendungen schwer entflammbare Fluide eingesetzt.
Parker Hannifin empfiehlt für alle mobilen und industriellen Mitteldruckanwendungen die Compact Schlauchreihe 462. Die verbesserte EVO-Version (Evolution) übertrifft laut Parker die EN 857-2SC sowie die ISO 1 1237-Typ 2SC. Diese Produktreihe bietet vor allem einen engeren Biegeradius bei Drücken bis 6.126 Newton pro Quadratmeter und weist in der ‚Super-Tough-Cover‘-Ausführung eine 450mal höhere Abriebfestigkeit im Vergleich zu einer Standardgummidecke auf. Für diese Mitteldruck-Schlauchreihe hält Parker eine große Auswahl an ‚No-Skive‘-Armaturen mit unterschiedlichen Anschlussformen sowohl in Stahl als auch in Edelstahl zum Konfektionieren von Schlauchleitungen bereit.
Hybridschläuche sind im Kommen
Das US-Unternehmen versucht, steigenden Arbeitstemperaturen, der Verlängerung und Vorhersage der Lebenszeit eines Schlauches und immer kleiner werdenden Einbauverhältnisse zu entsprechen und bietet neben klassischen Hydraulikschläuchen aus Gummi auch Schläuche aus Thermoplastik an. Darüber hinaus würden vor allem auch Hybridschläuche immer interessanter, die die Vorteile beider Welten vereinen, sagt Alexander Hertje, Market Development Manager bei Parker. Solche Hybridschläuche sind oft die perfekte Wahl für die immer wichtiger werdenden Kühlapplikationen, bei denen Wasser mit Additiven zum Einsatz kommt.
Überdies könnten Hybridschläuche durch eine intelligente und kosteneffiziente Materialauslegung sowie Materialkombination sogar teure, teils schlecht verfügbare High-Performance-Schläuche ersetzen, meint der Schlauchexperte. Das Unternehmen designe seine eigenen Gummimischungen und könne mit neuen Materialmischungen den wachsenden Forderungen nach höheren Temperaturen, besserer chemischer Beständigkeit und höheren mechanischen Belastungen genügen.
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Vorausschauende Instandhaltung hat digitale Komponente
Im mobilen Bereich müssen die Leitungen neben Druck und Medienbeständigkeit auch mechanischen Belastungen wie Steinschlag, Reibung oder Vibration und dem harten Einsatz in oft rauen Umgebungen standhalten. Die Beständigkeit gegen UV-Strahlen und Ozon sei eine weitere, wichtige Voraussetzung für eine lange Lebensdauer des Schlauches, sagt Alexander Hertje. Er ergänzt, dass im stationären Bereich die äußeren Faktoren ebenfalls rau sein können. Diese seien aber oft weniger wechselhaft und könnten in der Regel besser vorhergesagt werden.
Fast alle Schlauchhersteller warten mit digitalen Serviceleistungen auf. So werden bei Rauh-Hydraulik die Aufträge über EDI erfasst. Mittels einer App können Schlauchleitungen geprüft und nachbestellt werden. Darüber hinaus sind auf den Schlauchleitungen über RSID (Rauh-Schlauch-Ident) aufgebrachte QR-Codes wichtige Daten zu Herstell- und Einbauort oder After Sales ablesbar. Letzteres sei ein wichtiges Thema bei OEM-Audits, sagt Andreas Laubsch.
Gemeinsam mit den Kunden würden alle nötigen Daten für ein durchgängiges Schlauchmanagement im Vorfeld digitalisiert. So könne der DGUV-Richtlinie 113-020 entsprochen werden, die Regeln für den richtigen Einsatz von Hydraulikschläuchen und -flüssigkeiten enthält. QR-Codes auf Ladungsträger und Schlauchleitungen zeigen, über welche Öl-, Umwelt- und Chemikalienbeständigkeit der Schlauch verfügt. Über im System hinterlegte ‚Reminder‘ würde sich die Schlauchleitung ‚melden‘, sobald eine Wartung oder Ersatz ansteht, heißt es von Rauh-Hydraulik.
Mit Schlauchkonfigurator in Sekundenschnelle zur passenden Schlauchleitung
Vergleichbares bieten Parker mit seinem ‚Parker-Tracking-System‘ (PTS) und Hansa-Flex mit seinem ‚X-Code‘-Kodierungs- und Kennzeichnungssystem. Jede Schlauchleitung wird gut sichtbar und dauerhaft mit diesem Code versehen, der als digitaler Steckbrief alle relevanten Informationen zum Bauteil enthält. Diese Daten werden in einer individuellen X-Code-Datenbank gespeichert und den Kunden kostenlos über das Portal ‚My.Hansa-Flex‘ kostenlos zur Verfügung gestellt. Diese Daten lassen sich kundenseitig ergänzen und für die vorbeugende Instandhaltung nutzen.
Das ‚UniqID-Asset-Tracker‘-System von Danfoss ermöglicht die proaktive Nachverfolgung von Schlauchleitungen. Anwender können über dieses Tool den richtigen Zeitpunkt für Inspektion, Wartung und Instandhaltung festlegen. Hytec-Hydraulik hat einen Schlauchkonfigurator entwickelt, der den Kunden über die wichtigsten technischen Parameter wie gewünschte Armaturen oder Verdrehwinkel in Sekundenschnelle die passende Schlauchleitung nebst Preisen und Bestellnummer ‚ausspuckt‘.
Faktor 'Mensch‘ nach wie vor unersetzbar
Auf dem Markt gibt es eine Reihe von Sensorsystemen, etwa zum Messen von Druck oder Durchfluss in einem hydraulischen System, die den Anwender rechtzeitig über drohende Schlauchausfälle informieren können. In Bezug auf Schlauch macht es jedoch Sinn, das Thema ‚Sensorik‘ differenzierter zu sehen. Alexander Hertje (Parker): „Die Ausfallursachen sind so vielfältig, dass man nur schwer alle Eventualitäten durch Sensoren abdecken kann. Außerdem habe die Sensorik ihren Sinn verfehlt, wenn die Überwachungstechnik die Kosten einer präventiven Instandhaltung der Schlauchleitung übersteigt.“
Vorausschauende Instandhaltung zahlt sich aus
Andreas Laubsch (Rauh-Hydraulik) begrüßt grundsätzlich hilfreiche, digitale Werkzeuge. Gleichzeitig bricht er eine Lanze für die Beratungsleistung durch Experten der Schlauchleitungshersteller. Diese unterstützen ihre Kunden unter anderem beim Erstellen von Gefährdungsbeurteilungen oder nehmen vor Ort Schlauchprüfungen vor. Der ‚Faktor Mensch‘ sei auch im Schlauchgeschäft nach wie vor unersetzbar.
Bearbeitet von Tino Böhler
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