Rymden Anlauf,

Die Hannover Messe findet dieses Jahr als komplett digitale Veranstaltung statt. (Bild: Rymden- stock.adobe.com)

Aufgrund der Corona-Pandemie findet die Hannover Messe dieses Jahr als Online-Veranstaltung statt. Die digitale Industriemesse besteht aus drei Elementen: dem Ausstellungsbereich (genannt Expo), der Konferenz und den Networking-Werkzeugen. Das virtuelle Konferenzprogramm startet am Montag, 12. April 2021 mit dem Fokus auf wirtschaftspoli­tische Fragestellungen: Welchen Effekt hat Corona auf die Globalisierung? Welche Rolle spielt Europa im Konzert der Weltmächte? Was ändert sich nach der Ära Trump im Hinblick auf die transatlantischen Beziehungen? Bundeskanzlerin Angela Merkel wird die digitale Messe eröffnen.

HMI Logo,
(Bild: Deutsche Messe)

Von Dienstag bis Donnerstag stehen auf der Konferenz technologische Innovationen und Lösungen im Vordergrund: Welche Rolle spielt KI in der Industrie? Wie generiere ich Mehrwert aus meinen Daten? Welches Potenzial bietet Wasserstoff für die Industrie? Zu den Vortragenden zählen unter anderem KI-Experte Toby Walsh, Eugene Kaspersky (Gründer des IT-Sicherheitsunternehmen Kaspersky Lab) und Claudia Kempfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

Der Karrierekongress Womanpower findet unter dem Motto „Reset.Rethink.Restart.“ am Freitag, 16. April 2021 statt. Geplant sind Workshops, Podiumsdiskussionen und neue Networking-Lösungen.

Alle Besucher können direkt mit Ausstellern, Sprechern und anderen Messe-Besuchern in Kontakt treten. Dabei unterstützt sie die personalisierte Einstiegsseite mit entsprechendem Dashboard. Dort werden die für den jeweiligen Besucher relevanten Unternehmen, Top-Speaker und Teilnehmer angezeigt. Per Klick kann eine direkte Kontaktanfrage gestartet werden, um sich dann per Chat oder Video-Call auszutauschen.

Neue und spezielle Lösungen entdecken

Im Bereich Expo gestalten die Aussteller Produktübersichten mit Best-Case-Anwendungen, Video-Tutorials, Live-Streamings und Video-Chats. Besucher können sich hier informieren und auch direkt mit den ausstellenden Unternehmen austauschen.

Wer das weitläufige Gelände in Hannover von früheren Ausgaben der Messe kennt, wird die Expo als vergleichsweise klein empfinden. Denn für die digitale Veranstaltung dieses Jahr rechnet das Messeunternehmen mit etwa 1.000 „Ständen“. Vor der Pandemie stellten bei der Industriemesse rund 6000 Unternehmen aus. Wer spezielle Lösungen sucht, ist vermutlich dennoch gut beraten, für diesen Teil der Veranstaltung etwas Zeit zu reservieren. Auch interessante Neu- und Weiterentwicklungen gibt es zu entdecken, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.

Künftige Messen in Hannover mit 5G-Netz

Noch im Jahr 2021 wird das Messegelände der Deutschen Messe in Hannover teilweise 5G-­ready. Dafür hat der Veranstalter eine Frequenzzuteilung im Bereich 3,7 bis 3,8 Gigahertz der Bundesnetzagentur erhalten. 30 Hallen und Gebäude sowie das gesamte Freigelände baut das Unternehmen zu einem der größten 5G-Areale Europas aus. Eine besondere Rolle kommt hierbei der Firma Siemens zu: Das Industrieunternehmen baut in einer der Messehallen eine private Netzwerk-Technik für ein 5G-Campusnetz mit Fokus auf Einsatz in der Industrie auf. Das Netz kann während laufender Messen von Ausstellern sowie außerhalb der Messezeiten von Unternehmen für Tests und Feldversuche genutzt werden. Ziel ist, die Vorteile dieser Technologie für Industrieanwender nutzbar und anschaulich zu machen.

Durchgängige Vernetzung demonstriert

Als traditionell großer Aussteller in Hannover zeigt Festo auf der diesjährigen Veranstaltung, wohin sich die Automatisierungstechnik entwickeln wird. Dazu hat das Unternehmen eine modulare Demonstrationsanlage aufgebaut, genannt Productivity Master. Sie stellt individualisierte USB-Sticks her. Auf Basis der Automatisierungsplattform des Anbieters sind alle Engineering-Tools, Komponenten und Lösungen in Hardware und Software verbunden.

Die Anlage demonstriert den automatisierungstechnischen Spagat zwischen Massenfertigung und Individualisierung eines Fertigprodukts. Die elektrischen Produkte, die Achsmechaniken, die Elektrik und die Software sind mit durchgängiger Connectivity geplant. Diese Durchgängigkeit soll Anwendern in ihren Maschinen und Anlagen Zeit sparen – von der Planung bis zur Inbetriebnahme.

Durchflusssensoren,
Diese Durchflusssensoren überwachen den Druckluftverbrauch. Sie lassen sich nutzen, um Leckagen festzustellen. - (Bild: Emerson)

Die Anlage nutzt ein cloudbasiertes Konzept zur Registrierung und Speicherung datenschutzkonformer Kundendaten. Damit lassen sich USB-Sticks mit personalisiertem Design sowie personalisierten Dateninhalten herstellen. Dies erledigen Kunden von zu Hause aus über das Internet, ohne dass auf Anbieterseite weitere Daten eingegeben werden.

Das IoT-Gateway verbindet die Maschine sicher mit der Cloud, sodass das Bedienpersonal nicht nur die Produktionsdaten aus der Cloud abrufen kann, sondern auch die Diagnosedaten der Maschine zugänglich sind, selbst wenn die Angestellten hunderte von Kilometern entfernt im Homeoffice sitzen.

Edge Devices und Datenanalyse

Demonstrationsanlage,
Das Besondere an dieser Demonstrationsanlage ist die durchgängige ­Konnektivität. - (Bild: Festo)

Emerson legte im Rahmen einer Vorpressekonferenz zur Messe den Fokus auf Edge Devices und Analyse-Software. Dazu gehören zum Beispiel die AF2-Durchflusssensoren. Sie überwachen den Verbrauch pneumatischer Systeme. Die gesammelten Daten lassen sich dazu nutzen, Leckagen festzustellen und den Energieverbrauch zu verbessern. Eine weitere Lösung, die im Rahmen der Veranstaltung präsentiert wurde, ist der SPA (Smart Pneumatics Analyzer) zur Überwachung und Visualisierung pneumatischer Systeme. Er verwendet mathematische Algorithmen, um Sensordaten zu digitalisieren und in Informationen zu übersetzen, welche zur Optimierung der Anlage verwendet werden können.

Biologisch abbaubare Werkstoffe

Steckverschraubungen,
Die neuen Steckverschraubungen von Camozzi sind teilweise aus PA11 gefertigt, einem Werkstoff, der aus Rizinusöl hergestellt wird. - (Bild: Camozzi)

Camozzi Automation bietet mit dem neuen Sortiment an Steckverschraubungen Serie 7000 Fluidics eine Verbinderlösung für die Wasserkühlung an. In Bezug auf Effizienz und Effektivität sind Flüssigkühlsysteme einer Luftkühlung überlegen. In Industriezweigen wie Schweißen oder Kunststoffspritzen ist dieses Kühlverfahren bereits etabliert, in den Branchen Energiemanagement, Elektronik und Lasersysteme wird es zunehmend standardisiert.

Der Hersteller verwendet bei den Verschraubungen speziell entwickelte Materialien mit großer Widerstandsfähigkeit gegen Wasserabsorption, Chemikalien und hohe Temperaturen. Dadurch tragen die Komponenten zur Effizienz von Kühlnetzwerken bei und ermöglichen gleichzeitig einen hohen Durchfluss. Laut Anbieter zeichnen sie sich auch durch einfache Montage und Demontage aus. Bei den Verschraubungen wird auch der aus Rizinusöl hergestellte, biologisch abbaubare Werkstoff PA11 eingesetzt. Dieses Hochleistungspolymer, das im Vergleich zu anderen Polymeren einen geringen Kohlenstoff-Anteil aufweist, wird seit mehr als 70 Jahren für anspruchsvolle Anwendungen eingesetzt.

Die Verschraubungsserie ist mit Durchmessern von sechs bis 16 Millimeter, einem maximalen Temperaturbereich bis 100 Grad Celsius und verschiedenen Konfigurationsmöglichkeiten verfügbar.

Druckschalter ohne Schnickschnack

Kant Druckschalter zeigt auf der Messe den neuen mechanischen Druckschalter 903. Bei der Entwicklung legte der Hersteller besonderes Augenmerk auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Druckschalter bietet laut Anbieter alle notwendigen Funktionen, verzichtet aber auf „Nice to have features“. Es gibt ihn mit Einschraubgewinde oder Flanschanschluss. Er deckt den Druckbereich ein bis zehn Bar im Pneumatiksektor ab. Der Schaltpunkt kann vor Ort nachjustiert werden. Um ein Verstellen des Schaltdruckes bei Vibrationen zu vermeiden, lässt sich die Druckeinstellschraube fixieren. Weitere Varianten, auch für den Hydrauliksektor, sind geplant.

Mini-Aggregat mit Akkuschrauber-Antrieb

Hydraulikaggregat,
Ein kabelloses, tragbares Hydraulikaggregat, das mit einem handelsüblichen Akkuschrauber betrieben wird, stellt Hydropa auf der Messe vor. - (Bild: Hydropa)

Hydropa hat ein handliches Kompakt-Produkt für unterwegs entwickelt: ein hydraulisches Mini-Aggregat, das mit einem handelsüblichen 18-Volt-Akkuschrauber angetrieben wird. Es eignet sich insbesondere für Anwendungen ohne direkte Stromversorgung, wie Bodentore, Schachtabdeckungen oder Stauklappen. Das Aggregat ist tragbar und wiegt maximal zehn Kilogramm. Es liefert bis zu 15 Liter pro Minute und maximal 250 bar. Das Tankvolumen beträgt sechs Liter. Auch individuelle Varianten sind möglich.

Das Unternehmen stellt auf der Messe außerdem ein neu entwickeltes All-in-One-Hydrauliksystem für die Pharma-, Kosmetik- und Chemiebranche vor: Der Hydro-Lifter bewegt Hebebühnen und Arbeitsplattformen für Personen oder Lasten sowie Hubwagen. Die pedalbetriebene Fußpumpe bildet mit einem Hydraulikzylinder eine kompakte Einheit und bewegt das Fünffache der Betätigungskraft.

Plug-and-Produce bei Linearantrieben

Bosch Rexroth präsentiert an Neuheiten auf der Messe die Cytroforce-Linearantriebe. Das erste Modell der Baureihe (Cytroforce-M) kam Ende des Jahres 2020 auf den Markt. Dabei handelt es sich um eine intelligente Kompaktachse für Kraft-, Bewegungs- und Positionieraufgaben. Die Achsen werden im Werk vorkonfiguriert und müssen – nach erfolgtem mechanischem Einbau – nur noch elektrisch angeschlossen werden. Die M-Variante hat eine Schutzklasse von IP65 und deckt je nach Konfiguration Kräfte von bis zu 1.200 Kilonewton ab. Interessant ist auch das Wartungskonzept: Mithilfe eines Service-Kits können sogar fachfremde Servicekräfte Fluidproben zur Laboranalyse entnehmen. Auch das bedarfsweise Nachfüllen erfordert keine spezifischen Kenntnisse. 

 

Auf einen Blick

Die Hannover Messe Digital Edition ist eine Wissens- und Networking-Plattform für Industrie, Energie und Logistik. Sie basiert auf den drei Säulen Expo, Conference und Networking. Unter dem Leitthema „Industrial Transformation“ präsentieren Industrie und Forschung ihre Technologien und Ideen für die Fabriken, Energiesysteme und Lieferketten der Zukunft. Zu den Top-Themen zählen digitale Plattformen, Industrie 4.0, IT-Sicherheit, CO2-neutrale Produktion, KI, Leichtbau sowie Logistik 4.0. Konferenzen und Foren ergänzen das Programm. Die Messe wird vom 12. bis zum 16. April 2021 ausgerichtet. Das Partnerland 2021 ist Indonesien.

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