Die Carnival Jubilee, der jüngste Neubau der Meyer Werft, hat Platz für 5.374 Passagiere.

Die Carnival Jubilee, der jüngste Neubau der Meyer Werft, hat Platz für 5.374 Passagiere. (Bild: Meyer Werft)

Die Zulieferer erwarten auch weiter gute Geschäftsentwicklungen im laufenden Jahr. „Die deutlich gestiegenen Auftragseingänge des vergangenen Jahres haben nun auch zu einer positiven Umsatzentwicklung geführt. Die Reeder investieren wieder deutlich mehr und damit entwickelten sich die nationalen und internationalen Märkte sehr positiv. Den Engpass bilden jetzt tatsächlich die fehlenden Fachkräfte, um die Aufträge zu erfüllen und fristgerecht an die Kunden ausliefern zu können. Deshalb sind wir ständig auf der Suche nach Talenten und stellen deutlich mehr in unseren Unternehmen ein“, sagt Martin Johannsmann, Vorstandsvorsitzender der VDMA „Marine Equipment and Systems“ und Geschäftsführer der SKF Marine GmbH auf dem Jahrespressegespräch der VDMA-Arbeitsgemeinschaft „Marine Equipment and Systems“. „Zwar spüren auch wir die bremsenden Faktoren wie die anhaltende Inflation, die Lieferkettenprobleme für bestimmte elektronische Produkte und die geopolitischen Krisen. Aber die Lage hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert“, ergänzt er.

Martin Johannsmann: „Wir glauben, dass jetzt eine ­längere Phase mit guter Auslastung kommt.“
Martin Johannsmann: „Wir glauben, dass jetzt eine ­längere Phase mit guter Auslastung kommt.“ (Bild: Sonderleittner)

Nachhaltigkeit als Innovationstreiber

„Die Investitionen der Reeder haben sehr stark zum Ziel, die klimaneutrale Schifffahrt in die Tat umzusetzen. Im Neubau, aber gerade auch bei der Modernisierung und Nachrüstung der fahrenden Flotte, wird an herausfordernden Projekten in der deutschen maritimen Zulieferindustrie gearbeitet“, sagt Johannsmann.

Kennzahlen zur Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie in Deutschland

  • Beschäftigte: 64.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  • Umsatz 2022: 10,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 10,3 Milliarden Euro
  • Exportquote: 80 Prozent
  • Auftragseingänge: plus 7,8 Prozent in 2022 zum Vorjahr
  • Märkte: Der deutsche Schiffbau-und Offshoremarkt nimmt rund 20 Prozent der Produkte direkt ab. Das europäische Ausland wird mit 35 Prozent der ­Exporte beliefert. Insgesamt beliefert die Branche mit knapp der Hälfte ihrer Erzeugnisse Deutschland und Europa. Nordamerika hat als Markt deutlich zugenommen. China und Korea haben dagegen verhaltener bestellt.

Gerade hier zeige sich die Stärke der Branche, die aus großen und kleinen maritimen Maschinen- und Anlagenbauern besteht und oft gemeinsam in Kooperation mit Forschungseinrichtungen innovative Komponenten und Systeme für die internationalen Auftraggeber entwickle, realisiere und über die gesamte Lebensdauer betreue. Alle Unternehmen in der Branche hätten das Thema Nachhaltigkeit bei der Entwicklung ihrer Produkte als absolut notwendigen Schritt in eine umweltgerechte Zukunft erkannt und setzten dies um.

Nachhaltigkeit durch internationale Regeln

Die Seeschifffahrt ist bereits jetzt der umweltfreundlichste Transportweg: Aufgrund der großen Transportmengen emittiert sie dabei 2 bis 3 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. Hier besteht ein großer Hebel für die gesamte Schifffahrt, welcher über internationale Regularien möglichst schnell weltweit umgesetzt werden soll. „Dies bringt uns als vorausschauende Branche einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil, da wir die Anforderungen der internationalen Regularien frühzeitig in intelligente Lösungen umsetzen und an den Markt bringen. Als Beispiel stehen hier die Verbesserungsmaßnahmen, um dem Energy-Efficiency-Existing-Ship-Index (EEXI) zu entsprechen,“ erläutert Dr. Lars Greitsch, Vorstandsmitglied der VDMA "Marine Equipment and Systems" und Geschäftsführer der Mecklenburger Metallguss GmbH. „Für die Außendarstellung und die Motivation der Mitarbeitenden im eigenen Unternehmen ist es sehr wichtig, dabei die erzielten Erfolge festzuhalten und zu bewerten. Im maritimen industriellen Umfeld sind enorme CO2-Einsparungen durch Innovationen für die Schifffahrt möglich und auch nachweisbar. Alle Unternehmen der Branche können hier aktuelle Beispiele benennen“, ergänzt Greitsch.

Lars Greitsch: „Der Schiffbau ist Trendsetter in Sachen CO2-Einsparung. Die Branche braucht als Imagebooster nur Fakten.“
Lars Greitsch: „Der Schiffbau ist Trendsetter in Sachen CO2-Einsparung. Die Branche braucht als Imagebooster nur Fakten.“ (Bild: Sonderleittner)

Kontinuierlicher Innovationsfortschritt

„Effizienz und Umweltschutz im maritimen Umfeld erzielt die Branche in vielen Bereichen, zum Beispiel bei der Vermeidung der Meeresverschmutzung durch neuartige Dichtelemente oder bei der Ausnutzung der Rekonditionierung von Schmierstoffen“, sagt Johannsmann. „Gleichzeitig nutzen wir die schnell wachsenden Möglichkeiten der Digitalisierung. Insgesamt sehen wir für die nächsten fünf bis zehn Jahre einen kontinuierlichen Innovationsfortschritt gerade durch die internationalen Regularien zur maritimen Nachhaltigkeit.“

Vor diesem Hintergrund sind auch die Anstrengungen des VDMA bei der Standardisierung der Schnittstellen zwischen den Produkten verschiedener Hersteller auf den Schiffen zu sehen. Das VDMA-Einheitsblatt zu MTP (Module Type Package), welches inzwischen eine immer größere Verbreitung findet, unterstützt die Optimierung des Schiffbaus und des Fahrbetriebs.

Herausforderung ‚Nachwuchsgewinnung‘

Die Beschäftigung in der Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie ist im letzten Jahr um gut 1,6 Prozent auf insgesamt 64.000 hochqualifizierte Mitarbeitende gestiegen. Der Bedarf in den Unternehmen ist aber gerade durch die gute Auftragslage und die notwendigen Entwicklungen weiterhin hoch. Die Nachwuchsgewinnung wird als das Zukunftsthema der Branche angesehen. Es gilt, neue Wege bei der Rekrutierung der geeigneten Mitarbeitenden zu gehen. Dabei geht es gerade auch um das Image der Branche.

„Unser geplantes Wachstum erreichen wir nur, wenn wir das Know-how im Betrieb halten und ausbauen können. Wir erreichen die jungen Menschen, wenn wir ihnen die sinnstiftende Wertschöpfung ihrer Tätigkeit bei uns nahebringen können,“ sagt Greitsch, „damit sind mittelständische maritime Industriebetriebe mit klar formulierten und gelebten Nachhaltigkeitszielen bevorzugte Arbeitgeber für Nachwuchskräfte.“

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