Als Weltmarktführer von LKW-Kranen und Hebesystemen hat es für die Firma Palfinger hohe Priorität, die weltweit eingesetzten Produkte vor Auslieferung einer Qualitätskontrolle zu unterziehen. Das Stammprodukt der Firma, der hydraulische Knickarmkran, wird dabei nach dem Zusammenbau in sämtlichen Betriebszuständen getestet. Dies soll vorzeitige Ausfälle und eine damit einhergehende Unzufriedenheit der Betreiber ausschließen.

Um an allen Standorten der Firma die Qualität zu gewährleisten, setzt das Unternehmen automatisierte Kranprüfanlagen ein, welche die Reproduzierbarkeit und Archivierung der Testabläufe ermöglichen. Für die Errichtung einer dieser automatisierten Kranprüfanlagen für den Standort Ischimbai in Russland beauftragte der Kranhersteller das Unternehmen Hainzl Industriesysteme, aufgrund der Erfahrung des Hydraulikanbieters in der Entwicklung, Konstruktion und Produktion von Prüfständen.

Das Herz und Hirn der Anlage bildet die Versorgungseinheit mit Hydraulikaggregat und Steuerung. Diese musste zum Schutz des Personals besonders schallverringernd ausgeführt werden, da es im Werk der Firma keine Möglichkeit zur räumlichen Trennung von Versorgungseinheit und Arbeits- sowie Prüfplätzen gibt. Hainzl entschied sich daher für einen Container, welcher besonders isoliert wurde, um die niedrigen Grenzwerte zu erfüllen. Zusätzlich zur hydraulischen Versorgungseinheit wurden im Container sämtliche Komponenten integriert, welche zur Ölaufbereitung sowie zur Bereitstellung der erforderlichen Prüfparameter wie Druck, Volumenstrom und Temperatur notwendig sind.

Hoher Druck und niedrige Ölviskosität

mobile Hydraulikanlage,
Eine russische Richtlinie gibt vor, dass bei mobilen Hydraulikanlagen ein außergewöhnlich niederviskoses Öl verwendet werden muss. Dazu kam, dass für diese spezielle Prüfanlage hoher Druck benötigt wird. (Bild: Hainzl)

Insbesondere die Ölaufbereitung war bei der Kranprüfanlage ein wichtiger Punkt. Aufgrund der besonderen klimatischen Bedingungen spezifiziert der russische Gesetzgeber, dass sämtliche Mobilhydraulikanlagen mit niederviskosem Öl betrieben werden. Diese Vorgabe betrifft die Kranprüfanlage direkt, da die Kräne nach der abschließenden Überprüfung das Werk befüllt verlassen und somit auch für die Kranprüfung das niederviskose Öl verwendet werden muss.

Durch die Kombination aus hohem Prüfdruck und niederviskosen Öl war die Wahl der Komponenten drastisch eingeschränkt. Die Ingenieure lösten das Problem mittels exakt auf die Anforderungen ausgelegtem Kühlkreislauf sowie ständiger Überwachung der Betriebsparameter. Sämtliche Komponenten werden dadurch ständig nahe den Betriebsgrenzen betrieben.

Zur ausreichenden Reinigung des im Prüflauf rückgeförderten Öles, welches der Primärverschmutzung ausgesetzt ist, verwendet das Unternehmen einen speziell angefertigten Doppelkammertank mit getrennter Schmutz- und Reinseite. Somit werden die ebenfalls im Container befindlichen Hochdruck-Regelpumpen der Prüfplätze und damit die Prüflinge (Kräne) mit sauberem Öl versorgt.

Mobile Versorgungseinheit

Der komplette Schaltschrank samt Steuerung und Touchdisplay ist ebenfalls in den Container integriert. Dadurch ist die Versorgungseinheit leicht transportierbar und mobil, sodass sie rasch an anderen Aufstellungsorten eingesetzt werden kann. Die wenigen verbleibenden Schnittstellen nach außen sind in diesem Fall die Versorgungsleitungen von Strom und Kühlwasser sowie die einzelnen Hydraulikleitungen.

Das Projekt Kranprüfanlage umfasste jedoch nicht nur den schallgedämmten Versorgungscontainer, sondern die komplette, schlüsselfertige Kranprüfanlage für das Werk in Ischimbai.

Dabei war im Lieferumfang enthalten:

  • die gesamte Anlage, von der Ölnachfüllung bis hin zu den einzelnen Bedienpaneelen an den sechs verschiedenen Prüfplätzen, inklusive Zwischenverrohrung
  • Software-Inbetriebnahme
  • Schulung

Für die automatische Ölnachfüllung der Anlage stattete das Unternehmen den bereits bauseitig integrierten 9000-Liter-Tank mit Sensorik und Filtrierung aus. Bei Unterschreitung eines voreingestellten Levels im Doppelkammertank im Container wird automatisch neues und filtriertes Öl nachgefüllt. Im Falle einer Leckage im verschlossenen Container wird nicht das gesamte Vorratstank-Füllvolumen nachgefördert: Mehrere Abfragen beziehungsweise softwareseitige Absicherungen sind implementiert. Die sechs Bedienpaneele, welche die eigentliche Schnittstelle zum Palfinger Montagepersonal sind, sind auf die Montagelinie angepasst.

Bedienung der Anlage

Für die Montageplätze dienen Fernbedienungen mit Basisfunktionen. Für die Prüfplätze gibt es drei automatisierte Paneele mit Touchscreen inklusive Messtechnik. Die Fernbedienungen für die Montageplätze befinden sich beim Zusammenbau des Knickarmkranes jederzeit in der Nähe des Monteurs oder der Monteurin, um bei eventuellen Leckagen sofort die Montagelinie drucklos zu schalten. Bei den Montageplätzen werden Vorabprüfungen einzelner Komponenten durchgeführt. Im Gegensatz dazu wird bei den drei Prüfplätzen die eigentliche abschließende Qualitätskontrolle realisiert. Aus diesem Grund ist das Prüfpaneel mit erheblich mehr Funktionalität und ortsfest ausgeführt.

Der Prüfer kann sich an seinem Bedienpult die Werte für Druck und Volumenstrom über das Touchdisplay anzeigen lassen beziehungsweise die gewünschten Parameter einstellen. Die Bedienoberfläche ist soweit optimiert, dass nur der zu prüfende Krantyp vorzugeben ist. Sämtliche Parameter werden automatisch aus der Datenbank abgerufen. Zur langfristigen Archivierung der einzelnen Kranprüfungen werden die Daten gesichert und gespeichert.

Letztlich übergab Hainzl eine schlüsselfertige Anlage in Russland. Die Monteure waren dabei für die komplette Aufstellung am Bestimmungsort sowie für die gesamte Medienverrohrung verantwortlich.

Eine unbedingte Voraussetzung für eine hohe Verfügbarkeit des Prüfstandes ist die ausreichende und professionelle Schulung des Bedienpersonals. Alle Funktionalitäten, Fehlersuche und Behebung, Wartungstätigkeiten, Kalibrierung und Sicherheitsaspekte waren Inhalt der Schulung. Durch den bei der Schulung noch anwesenden Software-Techniker konnte der Hersteller resultierende Änderungswünsche schnell umsetzen. do

 

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