Nichts ist beständiger als der Wandel – auch der Großanlagenbau kämpft mit den Folgen der globalen Corona-Pandemie und adaptiert sein Geschäftsgebaren an die aktuelle Weltwirtschaftslage. Das hat Jürgen Nowicki, Sprecher der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau auf der Jahrespressekonferenz am 25. März erklärt.
Nowicki ist aber auch Manager in einem Maschinenbauunternehmen und kann daher aus den eigenen Reihen berichten. Als Senior Vice President und CFO von Linde Engineering muss er konstatieren, dass die Corona-Krise 1.800 von 2.000 Mitarbeiter des Unternehmens ins Homeoffice gezwungen hat. „Teilweise mussten dabei kreative Lösungen gefunden werden“, so Nowicki. Designer bei Linde arbeiten in der Regel mit speziellen, großen Bildschirmen. Damit die Kreativabteilung nicht ins Boreout fällt, habe das Unternehmen schnurstracks die riesen Flatscreens ins Homeoffice der Linde-Designer geliefert. Ein Novum, denn die Abteilung sitzt und steht in ihren Meetings im Normalbetrieb eng nebeneinander.
Projekte im Großanlagenbau während der Corona-Krise
Der VDMA-Sprecher zeigt sich aber dennoch positiv, denn die neuen Arbeitsabläufe würden „überraschend gut“ funktionieren. Die hausinterne Kommunikation funktioniere derzeit vor allem über Videokonferenzen. Überall zeige sich eine starke Disziplin und Konzentration, so dass die Projekte weiter nach Plan liefen, so Nowicki.
Homeoffice ist bei Maschinen- und Anlagenbauern jedoch nicht in allen Bereichen das Mittel der Wahl. Bei Funktionsprüfungen müssen die Mitarbeiter eigentlich an die jeweiligen internationalen Standorte reisen. Das ist im Peak der Corona-Pandemie natürlich unmöglich. So verbinden sich die Experten vor Ort mit den Linde-Mitarbeitern, so dass ein digitaler Support von Deutschland aus gewährleistet wird.
Prognose für 2020 wegen Corona sehr schwierig
Auch für Nowicki sei die aktuelle Krise eine „sehr ungewöhnliche Zeit“. Für den Anlagenbau jedoch keine völlig neue Situation, denn die Branche habe auch in der Finanzkrise 2008 und zur Zeit des Ölpreisschocks vor sechs Jahren die Flinte nicht ins Korn geworfen. Nun stünde man mit der Corona-Krise vor einer weiteren, belastenden Herausforderung. „Ich bin mir aber sicher, dass die Branche agil genug ist, um die aktuelle Situation durchzustehen“, sagte Nowicki. Von den positiven Signalen im Januar 2020 sehe man aber nun beim VDMA ab. Eine kurzfristige sowie mittelfristige Prognose sei angesichts der dynamischen Pandemie-Entwicklung sei aufgrund der vielen Unwägbarkeiten momentan nicht möglich, erklärte Nowicki.
Perspektivisch verschwinden die dunklen Wolken am Branchenhimmel. Hier ist der VDMA zuversichtlich, denn das Bevölkerungswachstum sowie der wachsende Bedarf an sauberer Energie bieten den Anlagenbauern genügend Auftragspotenzial, wie Nowicki in der Jahrespressekonferenz betonte.
Langfristig sei man im VDMA-Großanlagenbau jedoch zuversichtlich: Megatrends wie das globale Bevölkerungswachstum, der steigende Bedarf an sauberer Energie und die Urbanisierung bleiben laut Verband weiter aktuell und erforderten innovative Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und Produktivität. All das könne der Großanlagenbau bereitstellen, so Nowicki.
Wie verlief das Jahr 2019 für den Großanlagenbau?
Bei allen Fragen nach der Geschäftsentwicklung für 2020, berichtete der VDMA natürlich auch zu den Umsatzzahlen im vergangene Jahr 2019. Der Auftragszahlen im Großanlagenbau lag demnach mit 18 Milliarden Euro stabil auf Vorjahresniveau. Im Inland stieg das Auftragsvolumen um zwei Prozent, auf 3,6 Milliarden Euro. Trotz des leichten Aufschwungs, weist die Statistik im Vergleich zur letzten Dekade hierbei einen durchschnittlichen Rückgang von zwölf Prozent aus.
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