Mine work

(Bild: Luca Flor – Fotolia)

fluid war bei Hawe in München vor Ort, um sich die Familienzuwächse V80M-200 und V40M-028 genauer anzuschauen.

V40M-028

Neu im Portfolio von Hawe und ab 2015 am Markt: Die V40M-028 für den Mitteldruckbereich. Bild: Hawe Hydraulik

Axialkolbenpumpe V80M-200

Neu im Portfolio von Hawe und ab 2015 am Markt: die Axialkolbenpumpe V80M-200 für den Hochdruckbereich in Heavy-Duty-Anwendungen. Bild: Hawe Hydraulik

Pumpen von Hawe Hydraulik finden ihren Einsatz in vielen Anwendungen. Den größten Anteil mit 70 Prozent machen hier die Mobilanwendungen aus, unterteilt in die Bereiche Lkw- und Heavy-Duty-Anwendungen. 2012 und 2013 lag der Fokus des Unternehmens auf den Lastkraftwagen.

Nach Angaben von Andreas Gonschior, Geschäftsführer der Hawe Inline Hydraulik, kann Hawe hier das breiteste Programm auf dem Markt vorweisen: „Wir können tatsächlich jede einzelne hydraulische Funktion an den Lkw bringen“, erklärt er.

Aktuell steht auf der Agenda des Hydraulikers die Vervollständigung des Heavy-Duty-Programms und das bedeutet keinesfalls, dass die Produkte einfach immer größer dimensioniert werden. Auch Lücken im Portfolio gilt es zu stopfen. Ein Beispiel hierfür ist das neueste Baby des Unternehmens: die Axialkolbenpumpe V80M-200.

Familienbande

Ihr Name ist ein wenig irreführend: die V80M-200 gehört in die V30E-Familie der mobilen Heavy-Duty-Pumpen. Zwischen ihren Geschwistern, der V30E-160 und der V30E-270 ist sie trotz ihrer andersartigen Benamung kein Kuckuckskind, sondern schließt als 200-Kubik-Pumpe viel mehr eine Lücke zwischen 160 und 270 Kubikzentimetern Fördervolumen pro Umdrehung, die die V30E-160 und V30E-270 bieten können. Warum also die andere Benamung?

Andreas Gonschior

„Die V80M-200 kommt mit einem kleineren Bauraum aus als jede andere 200-Kubik-Pumpe, die Sie auf der Welt finden können.“
Andreas Gonschior, Geschäftsführer Hawe Inline Hydraulik. Bild: fluid/jl

Mit manchen Eigenschaften überragt die neue Pumpe eben doch ihre beiden Pendants. Zum einen ist es der Druck. Konnten Pumpen der V30E-Serie bisher mit einem maximalen Betriebsdruck von 420 bar arbeiten, sind nun Drücke bis 450 bar möglich. Eine Leistung, die noch nicht jeder auf dem Markt bieten kann – für Hawe im Bereich der Hochdruckpumpen aber mittlerweile zum Standard geworden ist: „Alle unsere neuen Pumpen, die wir jetzt in den Markt bringen – und das war bereits vor zwei Jahren so, als es mit den LKW-Pumpen losging – haben 450 bar“, so Andreas Gonschior und ergänzt stolz: „Das ist für uns ganz normal, aber erwähnen sollte man es trotzdem, denn die meisten Wettbewerber sind noch nicht so weit.“

Sind bei Hawe schon mehr als 450 bar im Gespräch? „Ich würde nicht noch weiter denken“, schätzt Gonschior die Lage in Bezug auf die Drücke ein. „Ich denke, jetzt wird es erst einmal einige Jahre brauchen, bis die ganzen Verschraubungen, Verschlauchungen und die Zylinder auf dieses Niveau gebracht sind. Inwieweit wir dann höher gehen, kann ich momentan nicht beantworten. Und wir haben auch erst einmal unsere gesamte existierende Palette auf das Niveau zu bringen.“

Ansehen kann man der V80M-200 ihr hohes Leistungsvolumen jedoch nicht. Für eine 200-Kubik-Pumpe ist sie sehr kompakt. „Wir haben es geschafft, den Regler so klein und kompakt zu bauen – es ist eben ein Hawe-Ventil –, dass er in die Kontur der Pumpe hinein passt“, erklärt Andreas Gonschior den Clou der neuen Axialkolbenpumpe und ergänzt: „Das ist das, was diese Pumpe auszeichnet.“

Und tatsächlich, auf den ersten Blick wirkt die Pumpe, als hätte sie keinen Regler, dieser verschwindet vollkommen in der Außenkontur des Pumpengehäuses, anstatt oben auf der Pumpe zu thronen, wie es bei Vorgänger- und Wettbewerbsmodellen der Fall ist. Durch diese neuartige Konstruktion treten keine Störkanten am Chassis auf, die ansonsten mit Schläuchen oder anderen Einbauten kollidieren könnten.

Dem Grundsatz, Baureihen zu vervollständigen, folgt der Hydrauliker mit dem ebenfalls neuen Produkt, der V40M-028. Sie wird mit 28 Kubik der kleine Bruder der 45-Kubik-Pumpe V40M-045. War bei Hawe-Pumpen bisher Schluss bei besagten 45 Kubikzentimetern Fördervolumen pro Umdrehung, können für kleinere Anwendungen, wie etwa Teleskoparbeitsbühnen, nun auch 28-Kubik-Pumpen eingesetzt werden. „Jetzt sind wir auch mit 28 Kubik dabei und konnten unser Programm auch nach unten hin komplettieren – passend zu den Ventilen, die wir ja in der Größe schon tausendfach im Einsatz haben“, erklärt Andreas Gonschior die Strategie.

Tobias Kohler

„Über die Verbindung von Hydraulik und Elektronik kann man viele Schwächen ausgleichen, die die Hydraulik vor 20, 30 Jahren noch hatte.“ Tobias Kohler, Key Market Land- und Forsttechnik bei Hawe Hydraulik. Bild: fluid/jl

Sowohl die V80M-200 als auch die V40M-028 sind brandneue Produkte im Portfolio von Hawe Hydraulik. Wo sie ihre Vorteile ausspielen können, weiß man bei dem Hydrauliker aber schon ganz genau. Die kleinere trumpft mit ihrem hohen Anteil von Bauteilen aus Stahl, der es ermöglicht, dass sie trotz ihrer kleinen Dimensionierung Drücken bis 380 bar standhalten kann.

So können Lüfterantriebe, die in Zukunft immer mehr elektrohydraulisch und weniger mechanisch angetrieben werden, trotz gleichbleibendem Bauraum mehr Kühlleistung erbringen. Stahl ist und bleibt Werkstoff Nummer 1 für druckbelastete Komponenten von Hawe, ein Werkstoff, der höhere Drücke leicht verwirklichen lässt.

Und wo kann die V80M-200 ihre Vorteile ausspielen? Als Beispiel nennt Andreas Gonschior Mining-Maschinen: „An dem Dieselmotor einer Mining-Maschine, die in den Tagebau hinunter fährt, hängt unsere Pumpe. Denn was passiert, wenn so ein Fahrzeug den Berg hinunter fährt? Die Motorbremse springt an. Die Fahrzeuge sind durchaus schon mal über anderthalb Stunden nur bergab unterwegs, bis sie am Grund des Tagebaus ankommen.

Eindeutige Vorgabe: das müssen unsere Pumpen mitmachen. Und das schafft die V80M200.“ Schaffen kann sie das durch ihre Konstruktion, die mit entsprechend hohen Drehzahlen fertig wird. Die reichen bis 2150 Umdrehungen und auch die 2200 sind schon im Gespräch. „Bei 2200 sind die Techniker noch nicht ganz zufrieden“, so Gonschior. Aber den Wettbewerb überragt Hawe auch mit 2150 Umdrehungen schon.

Autorin: Julia Lansen, Redaktion

Pumpen: Muskeln und Intelligenz

Tobias Kohler (links) und Andreas Gonschior

Wie zwei stolze Väter: Tobias Kohler (links) und Andreas Gonschior (rechts) waren beide an der Entwicklung der beiden Axialkolbenpumpen V40M-028 (links) und V80M-200 (rechts) beteiligt. Bild: fluid/jl

INTERVIEW: Andreas Gonschior, Hawe Inline Hydraulik und Tobias Kohler, Hawe Hydraulik

fluid: Alles soll intelligenter werden. Wie sieht das in der Hydraulik aus? Wie intelligent wird sie einmal werden oder ist sie es schon?

Gonschior: Das bezieht sich hauptsächlich auf die Regler. Wir unterscheiden zwischen der Grundpumpe, das sind die Muskeln der ganzen Angelegenheit und den Reglern, die ist die Intelligenz. Und bei den Reglern, da sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Wir haben zum einen die direkten Regler, die so operieren, wie wir das von der Hydraulik von früher her kennen. Dann können wir die Regler fernsteuern, von außen mit Hydraulikdruck oder mit Magnetkraft, also elektrisch.

Wir können diese Fernsteuerung für Mengenregler, für Druckregler und für Leistungsregler anbieten. Und wenn wir das alles mit elektronischen Einstellungen kombinieren, dann sind wir dabei, dass wir wirklich von Intelligenz sprechen können, denn dann können wir eine Steuerung dahinter setzen, die der Pumpe ganz exakt sagt, was zu tun ist.

fluid: Ist das alles Know-how, das Sie hier im Hause haben? Oder arbeiten Sie dabei mit Partnern zusammen?

Gonschior: Das Gute ist, dass das alles für Hawe kein Neuland ist. Und die Pumpe ist kein einzelnes Produkt, das wir isoliert in den Markt stellen, sondern sie ist ein Teil des gesamten Hawe-Baukastens.

Wenn also unser Kunde eine Betonpumpe ausrüstet, dann gehören dazu die Pumpen – die ich jetzt einmal an erster Stelle nennen darf – dann gehören dazu die Ventile und die Elektronik. Alles das wird bei Hawe entwickelt und aufeinander abgestimmt.

Kohler: Wir haben in der Entwicklung auch eine eigene Abteilung für Elektronik. Wir haben ein Tochterwerk am Bodensee, das Magneten herstellt, und die werden eben auch für die elektrischen Pumpenregler verwendet. Und wenn es um komplexe Steuerungen oder Regelungen geht, dann wird auf das Know-how unserer Elektronikentwicklung zurückgegriffen.

fluid: Immer mehr wird elektrifiziert. Sind Sie der Meinung, dies sei eine Gefahr für die Hydraulik? Oder denken Sie, dass weiter alles hydraulisch bleibt, was jetzt hydraulisch ist?

Gonschior: Also, es gibt mit Sicherheit Anwendungen, für die es wenig Kräfte braucht. Die werden elektrisch gehandhabt. An die Hydraulik hinsichtlich der Leistungsdichte und -stärke wird so schnell kein Anbieter elektrischer Lösungen herankommen. Im Gegenteil: durch die Intelligenz, die in die Systeme integriert werden kann, glaube ich, dass wir in der Hydraulik eher Vorteile aus der Elektrifizierung ziehen können.

Genauso die ganzen Bussysteme im Fahrzeug: wir können diese eher nutzen um noch mehr aus der Hydraulik heraus zu holen. Denn die Hydraulik selbst hat eine Leistungsdichte, die ist allen anderen Systemen überlegen.

Kohler: Elektrik hat zum Teil Vorteile bei rotatorischen Antrieben oder kleineren Stellfunktionen – da ist sie schon sehr genau und präzise handlebar. Aber translatorische Bewegungen, zum Beispiel von einem Marine- oder Ladekran oder von einem Bagger, das sind klassische Zylinderbewegungen, die sehr viel Kraft und Dynamik brauchen, und da ist die Elektrik auf absehbare Zeit nicht konkurrenzfähig gegenüber der Hydraulik. Gerade über die Verbindung von Hydraulik und Elektronik kann man viele Schwächen, die die Hydraulik vielleicht vor 20, 30 Jahren noch hatte, ausgleichen und damit immer mehr Intelligenz und damit Benefit für die Anwendungen generieren.

fluid: Was sind die spannendsten Projekte, die an ein Unternehmen wie das Ihre herangetragen werden?

Gonschior: Wir haben Pumpen mit beidseitigen Drehrichtungen. Normalerweise dreht eine Pumpe ja entweder rechts oder links. Es ist sehr selten, dass eine Pumpe für den offenen Kreis in beide Richtungen dreht – aber auch das haben wir, zum Beispiel für große Greifer, die Schiffe entleeren. Die brauchen hydraulische Kraft, um die Schaufeln zuzumachen, und sie sind so schwer, dass sie ebenfalls hydraulische Kraft brauchen, um geöffnet zu werden. Dann kann man einmal rechts herum und einmal links herum drehen. Das können unsere Pumpen.

Kohler: Das heißt, wir gehen direkt mit der Pumpe auf den Verbraucher und haben kein Ventil dazwischen geschaltet.

Gonschior: Genau, das macht Spaß. Und einen Schiffsdiesel betreiben wir auch, was spannend ist. Es gibt Nockenwellensteuerungen für Schiffsdieselmotoren, also für hausgroße Dieselmotoren. An denen hängen zwei unserer Pumpen dran – ebenfalls beidseitig drehend – die die Common-Rail-Steuerung der Schiffsdiesel übernehmen. Jl

Das Unternehmen

Hawe Hydraulik

Do 7/106c  vom 26.06.06Hawe Hydraulik ist ein Familienunternehmen mit über 60 Jahren Tradition am Standort Deutschland. Das Unternehmen bietet Hydrauliklösungen für Kunden aus mehr als 70 Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus. Das Produktprogramm umfasst die Produktbereiche Konstant- und Verstellpumpen, Hydraulikaggregate, Ventile, Sensoren und Zubehör.

Auf die Hydraulikkomponenten abgestimmte Elektronikkomponenten ergänzen den Mechanik-Baukasten und erleichtern die Ansteuerung, Signalauswertung und Fehlererkennung. Durch die Fertigung aller druckbelasteten Teile aus Stahl sind hohe Drücke bis 700 bar möglich.

Hawe Inline Hydraulik

Bevor das Unternehmen Inline Hydraulik aus Berlin zum Jahreswechsel 1998/1999 in den Hawe-Konzern eingegliedert worden ist, gehörte es zur Hydrauliksparte von Volvo. Axialkolbenpumpen hat das Werk in Berlin bereits seit den 70er-Jahren im Programm. Seither wurden die Pumpen weiterentwickelt, jedoch wird bei Hawe Inline Hydraulik viel Wert auf Verlässlichkeit und Kontinuität gelegt: Auch heute kann man noch eine Austauschpumpe für eine Volvo-Axialkolbenpumpe bekommen.

 

 

Sie möchten gerne weiterlesen?