Die Hersteller in der Fluidtechnik stellen sich darauf ein, auslesbare und ansteuerbare Komponenten zu liefern, wo sie es noch nicht tun. Hydraulik und Elektrik sollen miteinander kommunizieren, um physikalische Parameter zu erfassen und zu regeln. Intelligenz bestimmt Qualität und Wettbewerbsfähigkeit der Produkte und Systeme deutscher Hersteller.
Trotz der starken Stellung der hiesigen Unternehmen sieht Hartmut Rauen, Geschäftsführer der VDMA-Fachverbände Antriebstechnik und Fluidtechnik, die konjunkturelle Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Die beiden Branchen blicken „verhalten optimistisch auf das Jahr 2019 und erwarten beide ein Wachstum von drei Prozent“, erklärte er bei einem Presse-Roundtable am 19. Februar 2019 in Frankfurt. Sowohl der anstehende Brexit als auch internationale Handelskonflikte sorgen für Unwägbarkeiten, welche die Spitzenstellung der beiden Branchen, die 2018 zusammen ein Umsatzvolumen von 26,4 (Vorjahr: 24,7) Milliarden Euro erzielten, im Welthandel gefährden.
„Digitalisierung und Globalisierung gehen nicht wieder weg.“
„Der Weltmarkt präsentiert sich während der Hannover Messe Industrie“, sagte Jochen Köckler. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe erinnerte bei der Veranstaltung daran, dass die Leitmesse Integrated Automation, Motion & Drives (IAMD) die Bereiche Antriebs- und Fluidtechnik mit Robotik-, Sensor-, Elektronik- und IT-Anbietern zusammenführt: „Digitalisierung und Globalisierung gehen nicht wieder weg.“ Das Zusammenwachsen der beiden Fachmessen Motion, Drive & Automation sowie der Industrial Automation sei notwendig, „um die industrielle Intelligenz zeigen zu können“, so Köckler. Auf der IAMD präsentieren sich insgesamt rund 1000 Aussteller.
Aktuell geht es um die Verschmelzung der virtuellen mit der realen Welt. Digitale Zwillinge und intelligente Komponenten treiben die Entwicklung neuer Produkte und Lösungen. Mit der digitalen Dimension verkürzen sich die Innovationszyklen. Folglich wollen sich die deutschen Hersteller unter dem Dach der neuen Leitmesse jährlich mit ihren Produkten präsentieren. „Für unsere Branche sind die digitale Dimension und die damit verbundenen kürzeren Innovationszyklen ein wichtiger Grund für die jährliche Beteiligung an der Hannover Messe“, sagte Christian H. Kienzle, Vorstandsvorsitzender des VDMA Fluidtechnik.
Für smarte und effiziente Produktionsprozesse, vernetzte Services und neue Geschäftsmodelle sind „vernetzbare Komponenten und intelligente Systeme die Voraussetzungen“, betonte Kienzle, der auch CEO bei Argo-Hytos ist. Die Komponenten sollen von sich erzählen, deshalb habe das Unternehmen das System iTell entwickelt: Durch Sensorik im Gehäuse werden Filterzustände ermittelt oder Ersatzteile auf Originalqualität geprüft. Die smarten Filter geben Warnmeldungen und ermöglichen die bedarfsgerechte Wartung sowie die optimierte Verwendung.
„Connected Hydraulics gehört die Zukunft“, prognostizierte Mark Krieg. Die Produktivität ist aus Sicht des Vice President Engineering bei Bosch Rexroth die entscheidende Größe. Hydraulische Komponenten werden durch Verbindung mit Elektronik zu elektrohydraulischen Lösungen, die das „angestaubte Image der klassischen Hydraulik“, so Krieg, verändern. Leise und leistungsfähig – mit drehzahlvariablem Antrieb, kleinem Bauraum, weniger Geräuschentwicklung und digitalen Services – erhöht sich der Nutzen für den Anwender. Diese Eigenschaften der Hydraulik öffnen den Weg zur vernetzten Produktion.
Mit mehr als 41.000 Mitarbeitern haben die deutschen Hersteller von Fluidtechnik in 2018 einen Umsatz von 8,2 Milliarden Euro und damit ein Plus von sieben Prozent erzielt. Das Wachstum wird sich voraussichtlich in diesem Jahr auf drei Prozent abschwächen, davon werden die Hydraulik drei und die Pneumatik vier Prozent anteilig tragen. Mit 5,4 Milliarden Euro hat die Hydraulik 2018 eine Steigerung um elf Prozent erreicht, während die Pneumatik lediglich um ein Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zulegte. „Am Jahresende gab es einen Einbruch in der Hydraulik, aber wir sehen nach wie vor eine gute Situation“, berichtete Kienzle. Für die Pneumatik konstatierte Ansgar Kriwet, Vorstand Sales bei Festo, eine Beruhigung seit Ende 2018, was er auf den Abbau der Lager zurückführte.
Stark im Export
„Die deutsche Fluidtechnik hat in der Welt eine starke Stellung“, erklärte Kienzle. Der Anteil deutscher Hersteller von Fluidtechnik am Weltmarkt beträgt 24 Prozent. Mit einer Exportquote von 57 Prozent ist Deutschland Exportweltmeister (24 Prozent) und rangiert am Weltmarkt vor den USA (14 Prozent) und Japan (neun Prozent). Elf Prozent der deutschen Exporte gehen in die USA und nach China. Bis November gingen vier Prozent der Ausfuhren 2018 nach Großbritannien. Den anstehenden Brexit kritisierte Christian Kienzle auf der Veranstaltung als „die Potenzierung der Unvernunft“. do
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