Geöffnete Säche mit eschredderten Plastikteilen, Becher mit Kunststoffgranulat und ein Reagenzglas,

Geschredderte Plastikteile, (Bild: digitalstock - adobe-stock.com)

Wenn Sie diesen Text lesen können, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie in Deutschland, Schweiz oder Österreich leben. Daraus folgt, dass Sie mit dem Prinzip der Mülltrennung bestens vertraut sind. Vermutlich haben Sie auch schon davon gehört, dass es ein Problem mit den riesigen Bergen aus Verpackungsmüll gibt, die Unternehmen und Privathaushalte unentwegt produzieren. Die Kunststoffindustrie reagiert nervös auf die politischen Diskussionen zu diesem Themenkomplex. Warum weiß keiner, denn die Folgen sind bislang eher harmlos: Beispielsweise dürfen Supermärkte in Deutschland an der Kasse ab dem Jahr 2022 keine Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 µm mehr ausgeben. Gibt Schlimmeres.

Außerdem hat die Kunststoffindustrie ja schon eine Lösung gefunden: die Kreislaufwirtschaft. Ohne dieses Thema kommt heute kaum ein Branchentreffen aus. Auch die nächste Fakuma im Oktober 2021 setzt darauf einen ihrer Schwerpunkte. Und wie weit sind wir mit dem Kreislauf inzwischen? Hier werden zwei Richtungen unterschieden: Für Anfänger gibt es das Post-Industrial-Rezyklat. Das sind Kunststoff-Abfälle aus der Produktion, Angüsse beispielsweise.

Die Recyclingprofis unter den Firmen rümpfen darüber aber nur die Nase. Denn der ‚echte‘ Stoff ist das Post-Consumer- Rezyklat. Das sind tatsächlich benutzte, verkaufte, wiedereingesammelte, sortierte und weiterverarbeitete Materialien. Das Problem ist: Dieses Wiedereinsammeln, Sortieren und Weiterverarbeiten kostet Geld und deshalb hat der ‚echte‘ Stoff auch einen echten Preis, der auf Höhe des Neupreises liegt oder manchmal sogar darüber. Selbst wenn Entsorgungskosten wegfallen, rechnet sich das finanziell nicht immer.

Will man aber weiter fleißig Kunststoff einsetzen, gibt es davon abgesehen nur zwei andere Möglichkeiten: Verbrennen oder chemisch recyceln. Die letzte Methode haben Audi und das KIT jetzt in einem gut sechsmonatigen Projekt für gemischte Kunststoffabfälle aus dem Automobilbau erprobt. Beim chemischen Recycling wird aus dem Kunststoff Pyrolyseöl hergestellt, aus dem dann wieder Kunststoff gemacht wird. Das Verfahren hat einige Kritiker, unter anderem wegen des hohen Energiebedarfs. Aber die Projektpartner ziehen ein positives Fazit: Es sei technisch machbar sowie ökologisch und finanziell vielversprechend. Qualitätseinbußen gibt es durch die Aufbereitung keine.

Und die Fluidtechnik? Für die Hydraulik mit ihren Brachialkräften spielt Kunststoff nur in bestimmten Fällen eine Rolle. Interessanter wird es schon bei der Pneumatik. Hier ließe sich sicher so mancher Anwendungsfall finden. Das Interesse für Umwelt und Klima scheint da zu sein, auch in der Industrie: Viele Unternehmen stecken einiges an Zeit und Geld in die Verbesserung ihres Kohlendioxid-Ausstoßes, Life-Cycle-Analysen von Produkten, insektenfreundliche Grundstückgestaltung und andere Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und Klima. Recycling ist nur ein weiterer Baustein.

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