Zwar lässt sich in zunehmendem Maße erkennen, dass pneumatische oder hydraulische Antriebe durch elektrische Antriebe ersetzt werden. Das liegt zum einen daran, dass die Elektronik elektrische Antriebe leichter steuern kann als fluidtechnische Antriebe und zum anderen daran, dass vor allem bei stationär eingesetzten Maschinen ein festes und praktisch unbegrenzt vorhandenes Stromnetz als Leistungslieferant zur Verfügung steht. Im mobilen Bereich ist das schon eher problematisch, wird aber – weil es politisch so gewollt ist – vermutlich auch noch weiter zunehmen, vor allem, wenn die Energiespeicherungstechnik der Batterien deutlich verbessert wird.

Dennoch wird die Fluidtechnik auch in den nächsten Jahren noch eine sehr große Bedeutung behalten. Während die rotatorischen Antriebe eine wesentlich größere Konkurrenz durch die Elektromotoren haben, dürften die translatorischen Antriebe vor allem bei größeren Kräften nicht so schnell abgelöst werden. Für die Leistungsversorgung der Zylinder sind aber auch zukünftig dann noch Pumpen und Stellventile nötig, die dann mit intelligenter Steuerung versehen sind. In Forschungsarbeiten am Braunschweiger Institut werden aktuell die Grenzen und Möglichkeiten von elektrischen Linearaktoren untersucht.

Für die Hauptarbeit und den Fahrantrieb mobiler Maschinen rechne ich nicht so schnell mit der Ablösung der hydraulischen durch elektrische Antriebe.

Prof. Hans-Heinrich Harms, TU Braunschweig

Mitte der 1970er-Jahre wurde in Amerika ein Hydrauliksystem, genannt Load-Sensing, vorgestellt, das besonders für mobil eingesetzte Maschinen Vorteile bietet. Auf dem Aachener Fluidtechnischen Kolloquium 1980 wurde es erstmals in Europa vorgestellt. Bei dem in der Mobilhydraulik eingesetzten System liefert die Verstellpumpe durch einen Differenzdruckausgleich innerhalb des Steuerventils exakt die vorgesehene Menge an Öl und damit die vom Betreiber gewünschte Geschwindigkeit des Verbrauchers. Mit dem zunehmenden Einsatz von Verstellpumpen in Traktoren und Baumaschinen wurden diese Systeme immer häufiger verwendet und gehören seit vielen Jahren in verschiedenen Varianten zum Standard.

Bei praktisch allen selbstfahrenden Erntemaschinen wie Mähdreschern, Rübenrodern oder Feldhäckslern gehören hydrostatische Fahrantriebe seit vielen Jahren zum Standard, weil hier eine bestmöglich auf den jeweiligen Zustand angepasste Arbeitsgeschwindigkeit ein optimales Gesamtergebnis stark beeinflusst. Hier wird auch seit einigen Jahren über elektrische Antriebe diskutiert. Für einige Stellaufgaben wird das sicher auch realisierbar sein, für die Hauptarbeit und den Fahrantrieb rechne ich aber nicht so schnell mit der Ablösung der hydraulischen Antriebe.

Das Institut für Landmaschinen und Fluidtechnik der TU Braunschweig wurde 2012 umbenannt in Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge (IMN) und wird nun von Prof. Ludger Frerichs geleitet. Die ölhydrostatischen Antriebe spielen am IMN weiterhin eine große Rolle. Sie haben sicher in vielen Bereichen eine ausgeprägte Konkurrenz durch die Elektrik. Wir müssen diese objektiv erkennen und die Vorteile jeweils nutzen. fluid hat auch diese Entwicklungen intensiv begleitet und über den verstärkten Einsatz der Ölhydraulik berichtet. Die permanente Information in den Fachzeitschriften hat diese Entwicklung positiv beeinflusst.

Der Zeitschrift fluid sei auf diesem Wege aus Braunschweig herzlichst zum 50-jährigen Jubiläum gratuliert, verbunden mit der Hoffnung, dass diese interessante und aktuelle Information auch zukünftig erfolgreich weitergeführt werden möge.

 

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