Der Eiffelturm steht äußerlich scheinbar unverändert seit mehr als 125 Jahren als Wahrzeichen für Paris. Aber unter der stählernen Gitterkonstruktion bringt die Betreibergesellschaft Sete die Technik auf den neuesten Stand, um den Wartungsaufwand zu verringern, die Verfügbarkeit zu erhöhen und die Energieeffizienz zu steigern. Gleichzeitig soll jede Maßnahme die Originaltechnik so getreu wie möglich aufnehmen. Bosch Rexroth, erfahrener Systempartner für die Modernisierung von Antriebs- und Steuerungstechnik in historischen Einrichtungen, erneuerte die Hydraulik des Aufzugs im Westpfeiler. Dabei hat das Unternehmen die ursprüngliche Konstruktionsidee eines indirekten hydraulischen Antriebs beibehalten und sie mit aktueller Technik umgesetzt. Dadurch sinkt der Energieverbrauch um rund 25 Prozent.
Vierzig Jahre lang war der 1889 erbaute Eiffelturm mit zunächst 312 Metern das höchste Bauwerk der Welt. Schon sehr früh setzte der Erbauer und Betreiber Gustave Eiffel auf verschiedene Aufzugsvarianten, um möglichst vielen Besuchern die Aussicht vom Eiffelturm zu ermöglichen. Zehn Jahre nach der Eröffnung schrieb er neue, hydraulisch betätigte Aufzüge für den Ost- und Westpfeiler aus, da die ursprünglichen Lösungen nicht zur Zufriedenheit funktionierten.
Die Aufzüge fahren nicht senkrecht zur zweiten Plattform auf rund 115 Meter Höhe, sondern folgen der Schräge der Pfeiler. Damit kam nur ein indirekter hydraulischer Antrieb in Frage. Die damaligen Ingenieure entwickelten eine einzigartige Mischung aus hydraulischem Antrieb, Druckspeicherzylinder, Mechanik und Kabelzügen. 1986 wurde der Aufzug umgebaut und die Originalkonstruktion teilweise ersetzt.
Bei der Ausschreibung des Modernisierungsprojekts 2008 suchte die Betreibergesellschaft Société d'Exploitation de la Tour Eiffel, Sete, eine Lösung, die möglichst eng der Konstruktion von 1899 folgt, auf der anderen Seite aber aktuelle Sicherheitsnormen erfüllt, wartungsarm ist und energieeffizienter arbeitet. Bosch Rexroth übernahm die Modernisierung der Hydraulik.
Dabei mussten die Ingenieure mit Hilfe nur teilweise vorhandener Konstruktionsunterlagen die Originallösung erst rekonstruieren. Anders als vor mehr als einhundert Jahren konnten sie dabei auf das von Rexroth entwickelte Simulationsprogramm Simster zugreifen. Damit überprüften sie rechnerisch das statische und dynamische Verhalten des Gesamtsystems aus Hydraulik, Mechanik und Elektronik. So sicherten sie die Dimensionierung und die Funktion aller hydraulischen Komponenten sowie des Gesamtsystems schon vor der Fertigung ab.
Das modernisierte System nutzt wieder die Originalkonfiguration mit zwei Liftzylindern und drei Druckspeicherzylindern, die beim Herunterfahren der Kabinen Energie speichern, und diese bei Aufwärtsfahrten wieder zur Verfügung stellen. Einzige größere Änderung ist - aus Energieeffizienzgründen - der Ersatz der Ventile für die Steuerung der Auf- und Abwärtsfahrt durch Verstellpumpen, die damals noch nicht zur Verfügung standen. Unter dem Strich senkt Rexroth durch die Modernisierung den Energiebedarf des Aufzugs um rund 25 Prozent im Vergleich zur historischen Lösung.
Rein äußerlich ist von der modernen Technik nichts zu sehen. Die Kabinen des Westaufzugs sind unverändert. Die gesamte Hydraulik ist im unterirdischen Maschinenraum untergebracht. Zusätzlich zu den aktiven neuen Bauteilen, blieben einige Originalkomponenten - wenn auch ohne Funktion - erhalten. Damit vermittelt der Pumpenraum einen realistischen Eindruck der Technik des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Die 2014 abgeschlossene Modernisierung fügt sich in eine Vielzahl von Großprojekten, die Bosch Rexroth weltweit als Systempartner oder Generalunternehmer realisiert hat. So hat das Unternehmen zum Beispiel die Hydraulikausrüstung der Tower Bridge in London auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Bei der Komplettsanierung des Bolschoi-Theaters in Moskau hat Bosch Rexroth eine der weltweit modernsten und komplexesten bühnentechnischen Ausrüstungen installiert.
Mehr Informationen unter www.boschrexroth.com