Karl Haeusgens Wahl zum Präsident des größten deutschen Branchenverbandes VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.) kommt nicht überraschend. Schon seit 2013 ist er Vizepräsident des Verbandes, von 2008 bis 2014 amtierte er beim VDMA-Landesverband Bayern als Vorstandsvorsitzender. Er kennt das Verbands-Geschäft in all seinen Facetten, weiß, dass seine Funktion eine durchaus politische ist und er als „Aushängeschild“ Deutschlands wichtigster Branche große Verantwortung trägt.
„Die Musik für unsere Branche spielt immer mehr in Brüssel“
Karl Haeusgen, VDMA-Präsident
Erlebt man Karl Haeusgen persönlich, wird schnell klar, dass er die Rolle des Präsidenten nicht nur einfach ausüben, sondern gestalten will. So will er beispielsweise die Europäisierung des VDMA voranbringen. „Die Musik für unsere Branche spielt immer mehr in Brüssel“, erläutert Haeusgen. Hier gelte es den VDMA und damit die Anliegen des Maschinenbaus sichtbar zu positionieren, was keine einfache Aufgabe ist.
Karl Haeusgen ist Enkel von Karl Heilmeier, der 1949 Hawe Hydraulik gemeinsam mit Wilhelm Weinlein gründete. Aus der kleinen Garagenfirma erwuchs ein typischer deutscher Weltmarktführer für Hydraulikaggregate, diverse Pumpen, Ventile, Sensoren, Software, Elektronikkomponenten und diversem Zubehör. Typisch für den Maschinenbau: auch heute ist Hawe ein Familienunternehmen, befindet sich aber mittlerweile zu 100 Prozent im Besitz der Familie Haeusgen. Lag der Exportanteil 1996 noch bei 28 Prozent, so blickt Karl Haeusgen heute auf 70 Prozent an Hawe-Produkten, die hinaus in die Welt gehen. Dabei bricht er eine Lanze für die „soziale Globalisierung“, sieht also nicht ausschließlich das Geschäft im Ausland, sondern tritt für die deutliche Abmilderung von negativen sozialen und ökonomischen Folgen der Globalisierung ein.
Auch zum Thema China positioniert Haeusgen sich: Er vertraut auf die Politik und setzt auf den „Wandel durch Handel“. „Schauen Sie sich doch die Entwicklung Chinas seit Deng Xiaoping an. Wer hätte vorher gedacht, dass sich das Land in der Form öffnet.“ Zwar lege Xi Jinping hierbei offensichtlich eine Pause ein, aber prinzipiell gehe er davon aus, dass China sich auch in Zukunft weiteröffnet. Im Übrigen findet Haeusgen nichts Verwerfliches an chinesischen Beteiligungen an deutschen Unternehmen. „Es gibt genügend Unternehmen wie beispielsweise Putzmeister, denen die Übernahme durch chinesische Unternehmen das Überleben sicherte. Zumeist wurde sogar an den deutschen Standorten massiv investiert!“ Hawe selbst sei 2015 mit der chinesischen Jiangsu Hengli High Pressure Oil Cylinder eine globale Kooperation für Entwicklung und Vertrieb von Axialkolbenpumpen eingegangen.
Um den deutschen Maschinenbau sorgt sich Karl Haeusgen nicht. „Wir haben in Deutschland die exklusive Situation einer außerordentlichen Technologie-Vielfalt, Anbieter und Anwender zugleich in einem Wirtschaftsraum.“ Für ihn also kein Wunder, dass seine Branche oft als Exportweltmeister punktete.
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