Gerhard-Benjamin Decius -

Gerhard-Benjamin Decius trat 2007 nach seinem Studium der technischen Betriebswirtschaft in das von seinem Großvater gegründete Unternehmen ein. (Bild: fluid / wk)

Erzählen Sie uns bitte etwas zu sich und Ihrem Unternehmen.
A+R Armaturen wurde 1969 von meinem Großvater gegründet. Wir sind ein familiengeführtes, mittelständisches Unternehmen. Angefangen haben wir unter anderem mit Durchgangsmagnetventilen und Kugelhähnen, teils gehandelt, teils selbst hergestellt. Als mein Großvater leider relativ früh gestorben ist, hat mein Vater das Unternehmen übernommen. 1989 hat er entschieden, die Sparte der Durchgangsmagnetventile einzustellen und sich darauf konzentriert, ausschließlich Kugelhähne in weichdichtender und metallisch dichtender Bauform zu produzieren. Mittlerweile muss man sagen, dass er alles richtig gemacht hat, denn die Durchgangsmagnetventile sind vom Markt so gut wie verschwunden.

Wie ging es dann weiter?
Vor der Jahrtausendwende hatte A+R Armaturen seine Geschäfte zum größten Teil in Deutschland und in europäischen Anrainerstaaten gemacht, wir waren ausschließlich auf den DIN-Bereich spezialisiert. Aber ab etwa dem Jahr 2000 wurde in Deutschland und im engeren Europa nicht mehr investiert. Es gibt Investitionen im Ausland, Fernost, aber die Werke hier werden nur noch instandgehalten. Vereinigte Arabische Emirate, Saudi Arabien, Russland, China, aber auch Südostasien, Thailand, Singapur, Malaysia, Philippinen, Laos, Kambodscha, dort wird investiert. Insofern mussten wir unser Produktportfolio um eine ANSI-Baureihe erweitern, zunächst ANSI 150, ANSI 300, dann später noch ergänzt um ANSI 600, ANSI 900, also die Hochdruckbereiche. Und bis heute ausschließlich Kugelhähne.

Warum ist der Kugelhahn so erfolgreich?
Das hat einen technischen Hintergrund: Der Kugelhahn bietet einen freien Durchgang. Wenn man das Gerät aufschaltet, hat man eine Rohrleitung. Es gibt keine Umlenkung des Volumenstroms, es gibt keine Klappenscheibe, die in der Mitte steht und größere Pumpen erfordert, sondern es ist einfach ein Stück Rohrleitung. Wenn man es zuschaltet, ist der Volumenstrom zuverlässig abgesperrt.

Was ist Ihr heutiges Produktportfolio?
Unsere Range geht, um es im DIN-Bereich zu nennen, von DN 15 bis DN 350, im ANSI-Bereich dann natürlich das Äquivalent von Halbzoll bis 14 Zoll. Das ist im Endeffekt auch das Maximum, was man in unseren Zielmärkten, im Prozessbereich von Chemie und Raffinerie, herstellen muss. Viel größer sind in den Prozessanlagen die Rohrleitungen einfach nicht. Natürlich gibt es die Kugelhähne handbetrieben und mit Stellantrieb.

Gerhard-Benjamin Decius, A+R Armaturen –
Was uns von anderen unterscheidet, ist definitiv eine schnelle und zuverlässige Bearbeitung von der Anfrage bis zum Auftrag. Gerhard-Benjamin Decius, A+R Armaturen – (Bild: fluid / wk)

Haben sich die Anforderungen Ihrer Kunden in den vergangenen Jahren verändert?
Zum Teil. Die Anforderungen an Temperatur und Drücke haben sich erhöht. Das Brot-und-Butter-Geschäft ist immer noch der weichdichtende Kugelhahn mit PTFE-Dichtungen. Aber da sind die Temperaturen aufgrund des Kunststoffes auf maximal 200 Grad begrenzt. In den letzten 10, 15 Jahren sind die Temperaturen in den Anlagen unserer Kunden zwecks Effizienzsteigerung immer größer geworden. Dafür haben wir ein sehr ausgereiftes Portfolio, was metallisch dichtende Kugelhähne angeht. Inzwischen haben wir unsere Temperaturspezifikation von den Kugelhähnen immer weiter nach oben gesetzt, wir haben schon mal einen Kugelhahn bis 650 Grad gebaut für eine Raffinerie. Da arbeitet man natürlich nicht mehr mit einem schnöden Stahl oder Edelstahl, da müssen dann Hochtemperaturmaterialien verwendet werden. Also die Temperaturen und Drücke unserer Kundenanlagen, die wir bedienen, sind definitiv höher geworden.

Nun ist ein Kugelhahn ein eher simples, standardisiertes Produkt. Wie heben Sie sich da vom Wettbewerb ab?
Ja, es gibt viel Konkurrenz auf dem Markt. Das Stichwort ist Value for Money in gefährlichen Applikationen. Da, wo Sie nur ein bisschen Abwasser oder Stickstoff durch die Rohre leiten, wird der Kunde zwangsläufig irgendwann auf ein billiges, asiatisches Fabrikat umsteigen. Falls die nicht zuverlässig dichten, geht es bei Stickstoff halt in die Luft, wenn ungiftiges Prozesswasser ausläuft, stellt man einen Eimer drunter oder lässt es einfach in den Boden versickern. Das sind Applikationen, die im Endeffekt weder für Umwelt noch für Menschenleben gefährlich sind. Wenn Sie aber explosive Gase, hochgiftige Flüssigkeiten oder brennbare Medien durch die Rohre leiten, dann vertrauen die Kunden einem asiatischen Produkt nicht mehr wirklich. Dann sind sie bereit, zwischen zehn und 30 Prozent mehr für ein vertrauenswürdiges Produkt auszugeben, was dann nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus EU-Staaten oder den USA kommen kann.

Und wie zeichnen Sie sich gegenüber anderen Europäern oder Amerikanern aus?
Was uns von anderen unterscheidet, ist definitiv eine schnelle und zuverlässige Bearbeitung von der Anfrage bis zum Auftrag. Wo andere mehrere Wochen benötigen, weil das erstmal in die richtige Abteilung im Konzern weitergeleitet werden muss, benötigen wir einen Tag, und der Kunde hat sofort ein Angebot. Wir sind, was unsere Zuverlässigkeit und Liefertreue angeht, am Markt bekannt, denn bei uns ist der Wille zur Pünktlichkeit sehr entscheidend. Zudem erlauben wir uns als privatwirtschaftliches Unternehmen, ein Lager haben zu dürfen. Das ist dreistufig: Rohmaterialien, Halbzeuge und in gängigen Ausführungen auch fertige Kugelhähne. Andere arbeiten nur nach Auftrag, da kann es bis zur Lieferung schon mal 26 Wochen dauern. Selbst wenn wir einen Kugelhahn nicht am Lager haben, könnten wir innerhalb von einer Woche zehn metallisch dichtende produzieren. Das kann die Konkurrenz nicht.

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