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Das Unternehmen Hydrotechnik entwickelt, produziert und vertreibt industrielle Messtechnik für die Diagnose und Zustandsüberwachung von Maschinen und Anlagen der Hydraulik. Die mechanischen und elektronischen Sensoren und Messinstrumente unterstützen beispielsweise bei Baumaschinenherstellern Messingenieure und Wartungstechniker. Zu den Produkten der Limburger gehören Schraub- und Steckkupplungen der Minimess-Familie. Damit lassen sich Druck, Temperatur und Durchfluss von Hydraulikkreisläufen, beispielsweise mobilhydraulischer Maschinen der Agrar- und Baumaschinentechnik, messen, während diese in Betrieb sind.

Das Unternehmen stellt jährlich bis zu mehreren Millionen Kupplungen und elektronische Sensoren her, teilweise als Kleinserien in Handmontage, was darüber hinausgeht bis auf wenige Ausnahmen in halb- und vollautomatisierten Fertigungsabläufen. Insbesondere bei der Kleinserienfertigung der elektronischen Teile ist es für das Unternehmen wichtig, den Materialfluss durchgängig im Blick zu haben. Seit 2005 arbeitet es dazu mit dem ERP-System Proalpha. Seit 2013 setzt es auf eine besondere Verbindung zwischen der Maschinenebene und der ERP-Lösung.

Automatischer Abgleich sorgt für Bestände

Leiterplatten, Hydrotechnik
Proalpha registriert auch Ausschuss bei elektronischen Bauteilen, die auf Leiterplatten montiert werden. (Bild: Hydrotechnik)

„Seit unser Bestückungsautomat in der Elektronikfertigung mit Proalpha kommuniziert, haben wir keine Fehlbestände und folglich keine darauf zurückzuführenden Produktionsverzögerungen mehr“, sagt Christoph Bendel, Leiter Produktmanagement & Dienstleistungen bei Hydrotechnik. Der Bestückungsautomat ist mit einer Software namens Emis (elektronisches Materialinformationssystem) ausgestattet, die über eine Schnittstelle an Proalpha angebunden ist. Dadurch kann das ERP-System Maschinendaten abrufen.

Durch einen automatischen und in der Regel einmal täglich durchgeführten Bestandsabgleich wissen die Disponenten beim Hersteller genau, wie viele Teile der Bestückungsautomat verbaut hat, ob und wie viel Ausschuss entstand und wie hoch folglich die Bestände der einzelnen Bauteile sind.

Auf diese Weise kann das Unternehmen Teile frühzeitig nachbestellen und die Fertigung planmäßig verlaufen. Als der automatische Bestandsabgleich noch nicht möglich war, mussten Mitarbeiter die Ausschussteile zählen oder schätzen und den Bestand im ERP manuell korrigieren. Das geschah, weil das System die in der Stückliste eines Produktionsauftrags ausgewiesene Anzahl an Bauteilen als erfolgreich verbaut veranschlagte.

Waren in der Stückliste 1000 elektronische Bauteile aufgeführt, die auf Leiterplatten zu montieren waren, reduzierte das ERP-System nach dem Fertigungsvorgang den Bestand um genau diese 1000 Stück. „Wenn der Bestückungsautomat allerdings Ausschuss produzierte, war dieser nicht in Proalpha hinterlegt. Wie auch? Es bestand ja keine Verbindung zwischen Maschine und ERP-System“, sagt Bendel. Die in Proalpha abgebildeten Bestände stimmten erst nach der manuellen Korrektur mit den tatsächlichen Beständen im Lager überein. Das kostete jedoch Zeit.

Liefertermintreue auf über 95 Prozent erhöht

Christoph Bendel,
"Seit unser Bestückungsautomat mit Proalpha kommuniziert, haben wir keine Fehlbestände mehr", sagt Christoph Bendel, Hydrotechnik (Bild: Hydrotechnik)

Der automatische Bestandsabgleich verhindert nicht nur Fehlbestände, er steigerte gleichzeitig die Liefertermintreue auf mehr als 95 Prozent. Denn wegen der durchgängigen Abbildung ist immer genug Material vorhanden. Verzögerungen oder gar Produktionstopps sind sehr selten geworden. „Es müssen schon außergewöhnliche Umstände auftreten, etwa Lieferschwierigkeiten eines Lieferanten, damit es dazu kommt“, erläutert Bendel.

Früher wurden bisweilen Fertigungsaufträge gestartet, obwohl im Lager die Materialien oder Bauteile fehlten. Was folgte, waren ungeplante Abrüstungen von Maschinen, eilige Nachbestellungen und Lieferverzug. Durch den automatischen Abgleich zwischen dem ERP-System und dem Bestückungsautomaten kommt dies nicht mehr vor. Dabei steht dem Fertigungsleiter frei, ob er nach jedem Produktionsauftrag abgleicht oder einmal täglich. Das hängt davon ab, ob der Hersteller gemeinsam gerüstete Produkte mit hohem Anteil an Gleichteilen oder unterschiedliche Produkte fertigt.

Kleiner Ansatz – große Wirkung

Durch den automatischen Bestandsabgleich hat Hydrotechnik einen vertikalen Informationsfluss zwischen ERP und Maschinenebene etabliert. „Die Anbindung unseres Bestückungsautomaten an Proalpha ist ein Stück gelebte Industrie 4.0, die so sicherlich noch nicht allzu oft im Mittelstand vorkommt. Vielleicht ist es ein kleiner Ansatz, aber für uns hat dieser eine große Wirkung“, resümiert Bendel. Deshalb plant das Unternehmen bereits, weitere Bereiche wie etwa die mechanische Fertigung stärker mit dem ERP zu verbinden.

Aus den eigenen Erfahrungen will der Hersteller den Industrie-4.0-Gedanken weiter entwickeln und zusätzliche Produkte und Serviceleistungen anbieten. So sollen künftig die Sensoren und Systeme des Messtechnikunternehmens Zustandsdaten wie Temperaturen, Drücke oder Drehzahlen messen und weiter übermitteln. do/eh

 

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