Georg Winkes,
Georg Winkes von W.E.St. Elektronik. (Bild: fluid)

Und wie sieht es im Wettstreit zwischen Hydraulik und elektromechanischer Antriebstechnik aus?

Die elektromechanischen Antriebe haben ihre Grenzen, insbesondere wenn es um lineare Bewegungen geht, hohe Kräfte und Dynamik gefordert sind. Hier ist die Hydraulik klar im Vorteil. Eine Schwäche der Hydraulik kann der Wirkungsgrad sein, insbesondere bei ungünstig gestalteten oder schlecht dimensionierten Systemen.

Anstatt hier im konkreten Anwendungsfall einen kompletten Systemwechsel zu vollziehen, rate ich dazu, zunächst ein optimiertes Hydrauliksystem zu betrachten und die damit erzielbaren Verbesserungen.

Generell kann man sagen, dass es bereits in den letzten Jahrzehnten einen relativ starken Wettstreit der Technologien gab. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo sich langsam herauskristallisiert hat, für welche Anwendungen welche Technik die Beste ist.

Können Sie hier einige Beispiele für Felder nennen, in denen die Elektrohydraulik eingesetzt wird?

Ein Beispiel wäre eine Presse für Materialumformung. Ein weiterer Bereich ist die Betätigung von Ventilen im industriellen Sektor, beispielsweise Prozessventile an Turbinen. Ein anderer Sektor sind Handhabungsgeräte, die Produkte von A nach B transportieren. Elektrohydraulik kommt überall da vor, wo Bewegungen gebraucht werden.

Mit welchen Problemen kommen Ihre Kunden zu Ihnen?

Wenn die Kunden mit Fragen zu uns kommen, dann kann das zwei verschiedene Gründe haben. Ein Grund kann sein, dass der Kunde wissen möchte, wie er seine Anwendung am besten regelt. Das heißt, dass er sich in der Konstruktionsphase von uns beraten lässt, welches Produkt für die Regelung in seiner Anwendung sinnvoll wäre. Welches Konzept ist zu empfehlen, und welche Regler sollten miteinander kombiniert werden. Ein anderer Grund kann sein, dass der Kunde Support bei Problemen an der fertigen Maschine braucht. Dass man sozusagen beim Trouble-Shooting und bei der Inbetriebnahme hilft.

Sie haben eine aktuelle Designstudie zur IO-Link-Schnittstelle in Steckerverstärkern. Können Sie hier etwas zum aktuellen Stand sagen?

Wir werden das Thema in Kürze angehen. Bis Mitte nächsten Jahres werden wir eine Lösung vorstellen können. Bei Designstudien ist es so, dass wir erst nach positiver Rückmeldung aus dem Markt mit dem Projekt beginnen.

Wie ist die Rückmeldung aus dem Markt?

Die Rückmeldung war sehr positiv. Man sieht, dass der IO-Link einer der Verknüpfungsarten ist, die am schnellsten wächst. Noch sind die Stückzahlen relativ überschaubar, wodurch ein großes Wachstum einfach zu realisieren ist; aber es sieht so aus, als ob dieser Standard allgemein akzeptiert wird. Der IO-Link ist eine gute Möglichkeit, unsere Leistungsverstärker an eine SPS anzuschließen.

Viele sehen den IO-Link als den Standard der kommenden Jahre. Glauben Sie auch, dass er sich durchsetzen wird?

Der IO-Link ist kein Feldbus, sondern eine Punkt-zu-Punkt-Anbindung. Er steht also nicht in Konkurrenz zu Feldbussystemen, sondern er spielt in einer anderen Liga. Hier ging es zunächst nur um die Anknüpfung einzelner Sensoren an die Eingabeebene des Steuerungssystems.

Eine kürzlich erschienene Spezifikation hat das Ganze schließlich erweitert. Man kann über diese Verbindung nun eine gewisse Leistung übertragen, sodass man damit nicht nur Sensoren, sondern auch Aktoren sinnvoll ansteuern kann. Das wird wahrscheinlich dazu führen, dass auch in diesem Bereich mehr IO-Link-Geräte eingesetzt werden.

Im Vergleich zu einer Ansteuerung über die analoge Schnittstelle bietet der IO – Link eine Sollwertübertragung ohne Begrenzung der Auflösung. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, Diagnoseinformationen in die andere Richtung zu übertragen oder über diese Schnittstelle zu parametrieren. Zum Beispiel können Sie dann das Gerät einfach austauschen, ohne es separat auf Ihre Anwendung einzurichten. Der Master konfiguriert das Gerät entsprechend. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn gerade kein Experte vor Ort ist, der das Gerät einstellen kann.

Was bei der Inbetriebnahme noch helfen kann, sind Assistenzsysteme. Wir arbeiten gerade an Produkten, die mit einem Inbetriebnahme-Assistenzsystem ausgestattet sind.

Das heißt, Sie bekommen das Produkt und kriegen den Assistenten dazu, um das richtig einzustellen?

Das Assistenzsystem ist ein Bestandteil des Produktes. Wenn sie das Gerät anschalten und zum Beispiel eine Achse in Betrieb nehmen, dann müssen Sie als Anwender nur noch wenige Knöpfe drücken. Ein automatisches Programm ermittelt die Eigenschaften der Anwendung und stellt das Gerät selbstständig ein.

Man sollte bedenken, dass der Anwender nicht jeden Tag ein neues Gerät einbaut. Wenn er beispielsweise ein Mal im Monat so eine Achse in Betrieb nimmt, dann muss er jedes Mal wieder überlegen, welche Schritte er in welcher Reihenfolge durchführen sollte. Da ist es natürlich enorm hilfreich, wenn das System eine sinnvolle Grundeinstellung vorschlägt und man nachher nur noch kontrollieren muss, ob das Verhalten des Antriebs den Erwartungen entspricht.

Vor allem aufgrund des Fachkräftemangels sind solche Systeme sehr sinnvoll.

Das auch. Aber selbst für jemanden, der gewissermaßen ein Experte mit viel Erfahrung ist, kann das immer noch sehr hilfreich sein.

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