Thomas Ottawa

Thomas Ottawa, Parker Prädifa, will durch eine mehrdimensionale Stärkung der Teams und die Weiterentwicklung der fünf europäischen Standorte in Deutschland, Belgien, Dänemark, Großbritannien und Tschechien die Wachstumsziele des Packings-Bereichs erreichen. (Bild: Parker Prädifa)

Im Gespräch mit fluid resümiert er sein erstes Halbjahr und spricht über die Trends in der Dichtungstechnik und seine Strategie für Wachstum und Innovation.

fluid: Was sind aus Ihrer Sicht die aktuellen Herausforderungen in der Dichtungstechnik?

Um diese Herausforderungen zu verstehen, muss man zunächst die verschiedenen Märkte im Detail kennen, in Abhängigkeit von der jeweiligen Region, in der man sich befindet. In technischer Hinsicht stehen generell steigende Anforderungen im Vordergrund, zum Beispiel die Beständigkeit gegen immer höhere Drücke und Temperaturen oder aggressive Medien. Auch Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit oder Reinheitsanforderungen, Gewichts- und Platzeinsparung, Präzision, Formstabilität und Langlebigkeit spielen eine zunehmend wichtige Rolle.

Um die Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen gilt es ferner, von der Komponentenebene zunehmend auf die Systemebene zu wechseln. Dieser Herausforderung stellen wir uns durch die Entwicklung immer umfassenderer Systemlösungen bereits seit geraumer Zeit.

fluid: Der Blick richtet sich also mehr auf das Dichtungssystem, nicht mehr so sehr auf die einzelne Komponente?

Natürlich ist die Versorgung unserer Kunden mit Komponenten ein ganz wichtiges Feld und wird es immer bleiben. Aber wenn wir über kontinuierliches Wachstum reden, wenn wir über den Wert für unsere Kunden reden, dann wird die Systemlösung als solche immer stärker in den Vordergrund treten und uns helfen, uns am Markt zu differenzieren.

fluid: Ist das Thema Industrie 4.0 für die Dichtungstechnik überhaupt relevant, und wenn ja, inwiefern?

Es gibt Versuche, die Dichtelemente in Maschinen und Anlagen schon jetzt zu vernetzen. Dabei geht es hauptsächlich um das Thema Condition Monitoring. Allerdings fällt das aufgrund der Produktgröße und des Produktpreises oft schwer. Deswegen bringt man in der Regel in den Anlagen oder Baugruppen, in denen die Dichtungen verbaut werden, Sensorik an, um die Funktion des Dichtelements auf diese Weise zu überwachen.

fluid: Halbzeit 2015, wie entwickelt sich das Jahr sich aus Sicht der Dichtungshersteller?

Grundsätzlich ist der Markt geprägt von Instabilität, das heißt im Moment ändern sich die Vorzeichen von Monat zu Monat. Das bezieht sich auf den Markt im Allgemeinen. Wir haben es geschafft, uns – und das ist das Ziel einer jeden Wachstumsstrategie – von diesem instabilen Markttrend abzusetzen, sodass wir bis dato ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen können, wie auch schon in den letzten Jahren.

fluid: Apropos: In welchen Märkten sehen Sie für sich aktuell Wachstumschancen?

Ein wichtiger Markt ist für uns nach wie vor die Fluidtechnik. Hier sehen wir immer wieder neue Potenziale und profitieren von unseren langjährigen, intensiven Kundenbeziehungen und natürlich von der Internationalität des Parker-Konzerns. Dazu gehören Fertigungsstandorte auf allen Kontinenten und eine weltweite Vertriebsorganisation.

Unsere Kunden profitieren von unserer strategischen Ausrichtung in vielen Märkten, die auch für sie wichtig sind, beispielsweise die Luft- und Raumfahrt, die Öl- und Gasgewinnung, die Automobil- und die Prozessindustrie und viele andere.

fluid: Welche Länder sind für Sie besonders interessant?

Mein Zuständigkeitsbereich, die Packing Division Europa, deckt in erster Linie das so genannte EMEA-Gebiet ab, das heißt Europa, den nahen Osten und Afrika. Insbesondere Deutschland ist für uns ein ganz wichtiger Markt, das versteht sich von selbst. Parker ist aber als Global Player weltweit mit Fertigunsstätten und Vertriebsniederlassungen stark vertreten

fluid: Sie haben die Stelle mit dem Ziel angetreten, die Effizienz zu verbessern. Was genau haben Sie sich vorgenommen und wie weit sind Sie jetzt, nach einem guten halben Jahr damit?

Wir haben angefangen, in zahlreichen Workshops und in einer Regelkommunikation einen intensiven Austausch in Gang zu setzen. Damit ist erst einmal die Basis definiert, um strategische Themen zu erarbeiten. Wenn man darüber spricht, ein Unternehmen weiterzuentwickeln, gibt es zwei große Bereiche: Der eine ist die Nutzung der Kompetenzen unserer Mitarbeiter und der andere ist Wachstum auf Basis der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit unseren Kunden.

Investitionen alleine reichen schon lange nicht mehr, denn das kann heute fast jeder. Aber die Kunst, immer wieder neue Potenziale in den Mitarbeitern zu wecken, beherrschen nur sehr wenige. Daher liegt für uns das Geheimnis einer kontinuierlichen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in der gemeinsamen Arbeit mit unseren Teams.

Wichtig sind dabei die Bereiche Arbeitssicherheit, Information und Qualifikation. Sie sind Voraussetzung für die Beteiligung unserer Mitarbeiter an der Gestaltung unserer Prozesse. Das ist es, was man unter „Empowerment“ versteht. Empowerment zu implementieren ist der wichtigste Schritt, insbesondere dann, wenn man über Innovation spricht.

fluid: Und der Bereich Wachstum?

Wachstum entsteht in einem schrittweisen Prozess. Zunächst geht es darum, dass man die richtigen Zielmärkte definiert und die Bedürfnisse der Kunden immer wieder neu entdeckt. Daraus ergibt sich die Entwicklung des passenden Produktportfolios, die Bereitstellung der innerbetrieblichen Ressourcen und zum Schluss das geeignete Projektmanagement.

Mit diesen beiden Punkten, dem Fokus auf die Mitarbeiter und auf gesundes, organisches Wachstum, verbunden mit Parkers fortwährender Bereitschaft, das Produktportfolio durch passende Akquisitionen zu ergänzen, erreichen wir eine kontinuierliche Verbesserung.

Das Interview führte Dagmar Oberndorfer, Redaktion

Stationen im Unternehmen

Vom Trainee zum General Manager

Thomas Ottawa hat Maschinenbau an der Ruhr-Universität Bochum studiert und startete zunächst als Management-Trainee bei der Parker Fluid Connectors Group. Anschließend war er an verschiedenen Standorten tätig, unter anderem als Projektingenieur, Qualitätsmanager und Leiter des Geschäftsbereichs Edelstahl. 2008 wurde er General Manager der Quick Coupling Division in Eberdingen-Nussdorf (bei Stuttgart), wo er bis Ende 2014 tätig war. Zu seinen Aufgaben gehörte zum Beispiel die Integration der akquirierten Firmen Rectus Tema und Snaptite. Seit Anfang 2015 ist er General Manager des Unternehmensbereichs Packings der Parker Engineered Materials Group Europa, in dem unter anderem dynamische Dichtungen und Formteile für unterschiedliche Industriebranchen gefertigt werden. Ottawa ist für die Entwicklung neuer Produkte, Technologien und Märkte verantwortlich, sowie für profitables Wachstum.

 

 

 

Sie möchten gerne weiterlesen?