Ruppel Team

Anfangs hatte Gerrit Ruppel nicht vor in das Familienunternehmen einzusteigen. Erst nach einigen Jahren an der Berufsfachschule für EDV und einer Ausbildung zum Technischen Zeicher fand er den Weg ins Unternehmen. Heute teilt er sich mit seinem Vater und Firmengründer Gerhard Ruppelt die Geschäftsleitung. Während Gerhard Ruppelt für die Technik verantwortlich ist, hat Sohn Gerrit die kaufmännische Leitung inne. (Bild: Ruppel Hydraulik)

Herr Ruppel, Sie haben vor 25 Jahren Ihr eigenes Unternehmen gegründet und können insgesamt auf 51 Jahre Erfahrung in der Hydraulik-Branche zurückblicken. Denken Sie manchmal „Alles schon mal dagewesen“ und sehnen sich nach einem Leben ohne berufliche Zwänge?

Gerhard Ruppel: Nein. Mir macht die tägliche Arbeit nach wie vor sehr große Freude. Wir – und das gilt für alle Mitarbeiter – entwickeln spannende Projekte und lernen immer wieder dazu. Außerdem ist das Einsatzgebiet der Hydraulik sehr vielfältig. Wir arbeiten zum Beispiel aktuell unter anderem an Projekten für die Stahlindustrie, für den chinesischen Bergbau, für die Reifenproduktion und die Prüfstandstechnik.

Das ist extrem spannend und es entspricht meinem Naturell, mich in die jeweilige Anwendung hineinzudenken und Lösungen zu entwickeln. Ein beschauliches Leben im Hobby- oder Ruhestands-Modus würde mich nicht ausfüllen.

Ihr Sohn arbeitet seit knapp zehn Jahren im Unternehmen mit. War das von Anfang an geplant?

Gerrit Ruppel: Im Gegenteil. Ich hatte das erklärte Ziel, nicht ins väterliche Unternehmen einzusteigen und habe ab 1999 zunächst eine Berufsfachschule für EDV besucht, weil ich mich bis heute sehr für IT interessiere. Die Lehrinhalte dort waren mir jedoch zu breit und oberflächlich, deshalb habe ich eine Ausbildung zum Technischen Zeichner angeschlossen. Genau in dieser Zeit verließ der langjährige kaufmännische Leiter das Unternehmen meines Vaters. So stellte sich die Frage, ob ich diese Aufgabe übernehme.

Haben Sie sich die Antwort leicht gemacht?

Gerrit Ruppel: Nein. Ich habe schon intensiv überlegt, ob das der richtige Weg ist, und mich erst nach reiflichem Überlegen dazu entschlossen. Im ersten Schritt habe ich den Einkauf übernommen, im zweiten dann die kaufmännische Leitung.

Parallel zur neuen Position mussten Sie sich dann sicherlich weiterbilden, vor allem in kaufmännische Fragestellungen und Management-Themen.

Gerrit Ruppel: Ich habe in den ersten Jahren mehr als siebzig Seminare in den Bereichen Management, Führung, Einkauf, Verkauf, Psychologie, Personal und Qualitätsmanagement besucht. Das kam schon einem „Crash-Kurs“ in Unternehmensführung gleich.

Wie arbeiten Sie zusammen in der Unternehmensleitung?

Gerhard Ruppel

Wir haben eine klare Aufgabenteilung, die sich in der Praxis bestens bewährt.
Gerhard Ruppel, Ruppel Hydraulik. Bild: Ruppel Hydraulik

Gerhard Ruppel: Wir haben eine klare Aufgabenteilung, die sich in der Praxis bestens bewährt. Mein Sohn ist für die kaufmännischen Aufgaben verantwortlich und ich für die Technik.

Mit einer neuen Generation hält meistens auch ein anderer Führungsstil und eine andere Kultur Einzug ins Unternehmen. War das bei Ihnen auch so?

Gerrit Ruppel: Definitiv. Der Führungsstil war früher deutlich hierarchischer. Mein Vorgänger tat sich schwerer damit, vor allem wichtige Aufgaben zu delegieren. Mein Ziel ist es, die Mitarbeiter einzubinden – nach dem Motto: Was ich kann, kannst du auch.

Und jeder ist lernfähig. Wir pflegen jetzt eine Kultur der Wertschätzung, und unser Ziel ist es, dass jeder Mitarbeiter in seinem Verantwortungsbereich ein echter Experte ist. Das macht die Arbeit vielseitig und interessant.

Wie wichtig ist es, dass Sie letztlich doch Techniker sind, auch wenn Sie heute die kaufmännische Leitung innehaben?

Gerrit Ruppel: Das ist ganz entscheidend. Wir sind ein technikgetriebenes Unternehmen, und als Kaufmann muss ich die Technik verstehen, die wir verkaufen. Und die IT-Kompetenz hilft mir in hohem Maße bei der Unternehmensführung: Man lernt, in Systemen zu denken. Und sowohl Hydraulikanlagen als auch Unternehmen sind letztlich Systeme. Das gilt auch für die oft sehr großen Projekte, an denen wir arbeiten.

Außerdem setzen wir natürlich zahlreiche IT-Systeme für Konstruktion oder ERP ein, und ich bin durch meine Ausbildung und Neigung daran interessiert, dass wir die vollen Funktionen dieser Systeme nutzen. Das bringt das Unternehmen voran.

Der technische Kopf des Unternehmens ist aber immer noch der Senior. Bereiten Sie hier einen Übergang auf andere Personen oder Strukturen vor?

Gerhard Ruppel: Wir haben, wie gesagt, keinen Zeitdruck. Aber wir arbeiten schon daran, das enorme Wissen, das wir in Jahrzehnten erworben haben und das unsere wichtigste Ressource ist, von den einzelnen Köpfen in das Unternehmen, in Datenträger und Managementsysteme, zu verlagern.

Hintergrundinformation

Ruppel Hydraulik

Ruppel Hydraulik – das sind mehr als 45 Jahre Erfahrung und Kompetenz im Hydraulikbereich. Das Unternehmen wurde 1990 von Gerhard Ruppel gegründet und fertigte von Beginn an Steuerblöcke und hydraulische Steuerungen. In den kommenden Jahren erweiterte der Hdraulikspezialist sein Portfolio und vertreibt heute hochwertige Industriekomponenten wie hydraulische Steuerblöcke, Hydraulikaggregate, Ventile und Hydraulikzylinder. Das Unternehmen, geleitet von Gerhard W. Ruppel und Sohn Gerrit Ruppel, beschäftigt am Sitz in Bad Münder gut ausgebildete Ingenieure, Spezialisten und Fachkräfte. Neben der Produktion hochwertiger Industriekomponenten bietet Ruppel Hydraulik Montagen, Schulungen, Vor-Ort-Service und Reparaturen an.

Wie hat man sich das konkret vorzustellen?

Gerrit Ruppel: Hier schlagen wir wieder die Brücke zur IT-Kompetenz. Wir dokumentieren unsere Projekte strukturiert in einem IT-System, das intelligent verschlagwortet ist und die Suche nach einzelnen Themen und Kompetenzen wie zum Beispiel Tieftemperaturhydraulik, Explosionsschutz oder Schiffsruderanlagen erlaubt. So kann man das Wissen aus den Projekten der Vergangenheit abrufen und nutzen. Parallel dazu gestalten wir auch den Generationswechsel in der zweiten Führungsebene. Das Wissensmanagementsystem erleichtert den neuen Kollegen die Arbeit

Sie sprechen von neuen Kollegen. Wie schwer ist es für Sie, Mitarbeiter zu gewinnen?

Gerhard Ruppel: Wir sind da ganz zuversichtlich und erfolgreich, gehen aber auch unkonventionelle Wege. Unsere Haltung ist: Wenn der Mitarbeiter Interesse an der Technik hat und die Bereitschaft, sich immer wieder in neue Themen einzuarbeiten, dann ergibt sich der Rest von selbst – und wir bieten vielseitige, abwechslungsreiche Aufgaben.

Firma Ruppel Hydraulik

Heute ist es für die Firma Ruppel Hydraulik wichtig, nicht streng in hierarchischen Strukturen zu arbeiten. So versucht Gerrit Ruppel seine Mitarbeiter in Prozesse miteinzubinden. Ganz nach dem Motto: Was ich kann, kannst du auch. Jeder Mitarbeiter soll wertgeschätzt werden und ein Experte auf seinem Gebiet sein. Neue Mitarbeiter werden vom Unternehmen gerne gefördert und aufgebaut. Das bringt laut Geschäftsführer Gerhard Ruppelt „frischen Geist ins Unternehmen“. Bild: Ruppel Hydraulik

Was meinen Sie mit unkonventionellen Wegen?

Gerhard Ruppel: Wir erwarten nicht, dass neue Mitarbeiter schon alle Fähigkeiten mitbringen, die sie benötigen. Wir bauen unser Personal gern auf. Das kostet vielleicht Zeit und damit auch Geld, aber es bringt frischen Geist ins Unternehmen. Das ist gerade jetzt, in einer Phase des personellen Übergangs, sehr wichtig.

Können Sie hierzu ein Beispiel geben?

Gerhard Ruppel: Wir haben uns bei der deutschen Botschaft im Iran für die Ausreise einer Studentin eingesetzt, die ihr Studium nun abgeschlossen hat und bei uns im Unternehmen arbeitet – und zur damaligen Zeit noch kein Deutsch sprach. Ihr Bruder hatte ein Vertriebsbüro für Maschinen und Anlagen im Iran. Wir haben erst mit ihm zusammengearbeitet, inzwischen ist er übergesiedelt und als Technischer Leiter des Betriebs bei uns tätig.

Auch auf der technischen Seite gibt es neue Themen wie Industrie 4.0 und in einigen Bereichen werden hydraulische durch elektrische Antriebe substituiert. Bleibt Ruppel Hydraulik der Hydraulik treu?

Gerhard Ruppel: Auf jeden Fall. Die Hydraulik – einschließlich der Elektronik für die Steuerung der Hydraulikfunktionen – ist und bleibt unsere Kernkompetenz. Hier wird es auch künftig spannende Aufgaben geben. Industrie 4.0 ist ein großer Themenbereich, ebenso die Energieeinsparung und der Retrofit vorhandener Anlagen. Und in den Bereichen, in denen wir tätig sind, gibt es bislang keine ernsthaften Alternativen zur Hydraulik mit ihrer guten Regelbarkeit, hohen Flexibilität und hervorragenden Leistungsdichte.

Die Regelung der Unternehmensnachfolge ist ein Thema, das zurzeit viele mittelständische Hydraulik-Spezialisten beschäftigt. Bei Ihnen scheint der Einstieg der nächsten Generation gelungen. Gibt es aus Ihrer Sicht ein Erfolgsrezept?

Gerrit Ruppel

Der Einstieg der Unternehmensnachfolge sollte mit neuen Methoden, neuem Führungsstil und einem eigenen Aufgabengebiet einhergehen.
Gerrit Ruppel, Ruppel Hydraulik

Gerrit Ruppel: Ein solcher Einstieg sollte, so meine ich, mit neuen Methoden, neuem Führungsstil und einem eigenen Aufgabengebiet für die Folgegeneration einhergehen.

Das hat sich bei uns, schon wegen meiner Affinität zur IT, zwar teilweise eher zufällig ergeben, war aber letztlich wohl der beste Weg.

Es ist sicherlich keine gute Idee, wenn die zweite Generation nur versucht, die erste zu kopieren. Das führt nur zu interner Konkurrenz und entwickelt das Unternehmen nicht weiter.

Das Interview führte Gina Wilbertz, Amedes

 

 

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