Harald Schaeff

Das Potenzial der Hydraulik ist größer als viele Anwender denken, ist Schaeff überzeugt. (Bild: fluid/do)

Im Gespräch mit fluid zieht Geschäftsführer Harald Schaeff Bilanz und erklärt seine Strategie für die kommenden Jahre.

fluid: Bei der Feier des 50-jährigen Firmenjubiläums am 19. September 2014 haben Sie in Ihrer Rede davon gesprochen, mehr Werbung für die Hydraulik machen zu wollen. Können Sie etwas genauer erklären, was Sie damit meinen?

Dabei geht es um zwei Dinge: Einerseits unsere Strategie, „Fit for Future“, andererseits das generelle Imageproblem des hydraulischen Marktes. Nach meinem Dafürhalten ist das Kernproblem, dass die Branche die Attraktivität ihrer technologischen Lösungen nach außen hin nicht genügend darstellt. Meiner Meinung nach wird das Thema in Deutschland auch an zu wenigen Lehrstühlen vermittelt und ist daher bei Jungingenieuren kaum bekannt.

Die Hydraulik gilt auch weiterhin als schmutzig, in manchen Branchen ist sie sogar generell verpönt. In der Pharmazie beispielsweise werden Sie mit hydraulischen Lösungen keine Aufträge bekommen. Da haben die Anwender früher schlechte Erfahrungen gemacht und die Hersteller haben versäumt zu beweisen, dass die Hydraulik auch sauber sein kann. Dabei handelt es sich eigentlich um eine weiterhin sehr attraktive, zeitgemäße und interessante Technologie.

Und wenn jetzt nichts dagegen getan wird, müssen wir uns nicht wundern, wenn sich die Entwicklung fortsetzt und die Hydraulik in ihrer Breite weiter abnimmt. Wir sollten wirklich zusehen, dass wir für unsere Technologie mehr Werbung machen.

fluid: Haben Sie auch schon eine konkrete Idee, wie Sie das angehen wollen?

Harald Schaeff

„Wir sollten wirklich zusehen, dass
wir für unsere Technologie mehr Werbung machen.“
Harald Schaeff, Hydrotechnik

Ich postuliere die Vorteile der Hydraulik bei allen Gelegenheiten, die sich bieten. Die Frage ist: Bin ich als Geschäftsführer der Hydrotechnik das probate Sprachrohr? Das ist eigentlich eine Aufgabe der Verbände, des VDMA und auch der großen Konzerne, hier ein bisschen mehr zu tun.

fluid: Wie lange sind Sie schon Geschäftsführer bei Hydrotechnik?

Seit 2002. Dabei hatte ich das eigentlich gar nicht vorgehabt.

fluid: Wie das?

Ich habe ja zunächst Maschinenbau studiert und dann provinzialrömische Archäologie. Ich musste allerdings feststellen, dass am Ende des Geldes oft noch viel Monat übrig war. Deswegen fing ich an, drei Tage die Woche in Limburg zu arbeiten. Mein Vater hatte den Kontakt hergestellt; er war ja Mitgesellschafter. Dabei erkannte ich, dass Maschinenbau doch auch interessant ist und dass auf dem Gebiet noch einiges zu tun wäre. Dazu kam, dass in der Archäologie zu dieser Zeit feste Stellen rar waren, auch wenn man vermutlich davon schon hätte leben können. Ich orientierte mich um, machte hier meine Dissertation und blieb dann sozusagen in Limburg hängen.

fluid: Auf der Jubiläumsfeier hieß es, Sie würden die große Hauptfertigungshalle 1 umbauen und die Lagerhaltung an einen externen Anbieter abgeben. Kann man also sagen, dass Sie optimistisch in die Zukunft blicken?

Natürlich!

fluid: Welche Entwicklung erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Zu den wichtigsten Aufgaben gehört es für uns, die hausinternen Prozesse zu verbessern und die Kundenorientierung stärker in den Fokus zu rücken. Insofern erwarten wir zunächst einmal eher geringen Zuwachs: Bis 2016 planen wir einen Außenumsatz von 25 Millionen, die Tochterunternehmen inklusive. In 2016 werden wir dann eine neue strategische Planung aufstellen und genauere Zahlen festlegen.

Wir sind momentan auf zwei strategische Geschäftsfelder ausgerichtet, zum einen der Bereich Minimess, der in höherem Maße Fluidverbinder zum Gegenstand hat, zum anderen das Geschäftsfeld Messtechnik. Dieses Profil wollen wir weiter schärfen und ausbauen. Aktuell machen wir etwa 50 Prozent unseres Umsatzes in Deutschland, während die Bundesrepublik im Welthydraulikmarkt etwa zehn Prozent ausmacht.

Das Thema „Going Global“ ist für uns die Fortsetzung dessen, was wir in den letzten Jahren getan haben: 2002 eröffnete unsere erste Tochter in Frankreich, 2005 eine in Italien, 2012 in China und in den USA. Diese Strategie werden wir sicherlich weiterführen.

Das Kardinalproblem bei allen Planungen ist natürlich, zu erkennen, was der Kunde brauchen wird. Das war einer der Gründe, warum wir den Prüfstandsbau 2012 reaktiviert haben: Um wieder näher ans Hydrauliköl zu kommen. Wir wollen aus erster Hand wissen, was die Kunden umtreibt. Umgekehrt ist zu konstatieren, dass der Hydrauliker per se eigentlich recht konservativ ist.

fluid: Woran machen Sie das fest?

Das betrifft zum Beispiel die Messtechnik. Viele Hydrauliker benutzen lieber ein Handmessgerät als einen Laptop oder ein Tablet – zumindest heute noch. Junge Kollegen, die frisch von der Universität kommen, fragen dann oft: „Warum um alles in der Welt baut ihr nicht einfach Messkarten in die Rechner ein?“ Vielleicht ändert sich das mittelfristig auch. In vielen Firmen findet aktuell ein Generationenwechsel statt. Wo die Entwicklung hingehen wird, ist jetzt im Augenblick allerdings schwer zu sagen. Aber dadurch, dass wir relativ schnell und flexibel reagieren können, bin ich eigentlich ziemlich zuversichtlich.

fluid: Seit Sie bei Hydrotechnik sind, gab es da eine besonders schwierige Zeit?

Eine schwierige Zeit war 2005, als wir das ERP-System eingeführt haben. Das hat dazu geführt, dass wir zwei Monate keine Fertigungsaufträge ins System einfügen konnten. Das hat natürlich nicht gerade zu Begeisterungsstürmen bei den Kunden geführt. Und 2003, kurz nachdem ich Geschäftsführer geworden war: Da hatten wir einen größeren Reklamationsfall, was für den Anspruch der Hydrotechnik natürlich völlig undenkbar war. Aber das Positive überstrahlt diese Momente.

fluid: Anders herum gefragt: Welches Projekt oder welche Aufgabe bei Hydrotechnik hat Ihnen besonders gut gefallen?

Es sind viele schöne Sachen dabei gewesen. Zum Beispiel als ich noch Entwicklungsingenieur war: Produkte zu entwickeln, die dann wirklich gebaut wurden, das war eine tolle Sache. Und dann später war es auch der Kontakt zu Kunden, im Zweifelsfall vor Ort zu sein, zu sehen, was der Anwender tatsächlich macht und seinen Bedarf quasi zwischen den Zeilen herauszuhören. Es sind viele einzelne Begebenheiten, die dazu beitragen, dass die Arbeit hier Spaß macht.

Das Interview führte Dagmar Oberndorfer, Redaktion

 

 

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