Michael Esser, Parker Hannifin
Das Thema Industrie 4.0 hat mit Sicherheit das Potenzial, ein Megatrend zu sein.“
Michael Esser, Parker Hannifin (Bild: Parker Hannifin)

„Der Freiheitsgrad bei den Anschlussgeometrien ist beschränkt, allein schon aus dem Normanspruch heraus. Die Hydraulikbranche hat vor einiger Zeit stark das Thema Digitalhydraulik diskutiert. Dort war und ist der Ansatz, mit Ein- oder Mehr-Bit-Strategien Volumenströme stufig oder getaktet zu dosieren. Für bestimmte Anwendungen kann dies ein Vorteil gegenüber der stetig verstellbaren Technik sein“, meint Dr. Haack von Bosch Rexroth.

Differenzialzylinder mit einem Kolben zu fahren, der alle vier Steuerkanten fest miteinander koppelt, sei eine bemerkenswert einfache Lösung, die aber auch im gleichen Maße einschränke. „Hier treibt Parker die Möglichkeiten voran, maßgeschneiderte Kolben kundenspezifisch anzubieten oder die mechanische Kopplung aufzulösen und mit unabhängigen Kolben zu arbeiten“, so Marketing Manager Esser von Parker. Bei Cartridge-Ventilen böte die Entwicklung hin zu aktiven Elementen, die unabhängig von den Druckverhältnissen im System arbeiten können, noch viele Möglichkeiten, die Parker aktuell umsetzt beziehungsweise in Zukunft umsetzen wird.

Und weitere Innovationen in der Ventiltechnik?

Jean-Pierre Sevrain, Hoerbiger
Der Bedarf an Ventiltechnik wir fortbestehen, denn viele Funktionen sind nicht anders machbar.“
Jean-Pierre Sevrain, Hoerbiger (Bild: Hoerbiger)

„Es ist keine Frage mehr, ob die hydraulische Ventiltechnik von Vernetzbarkeit profitieren wird oder nicht. Es geht nur noch um das wann“, ist sich Dr. Haack sicher. Die aktuellen Diskussionen um Industrie 4.0 zeigten eindeutig, wie wichtig es ist, dass alle notwendigen Funktionen und Funktionalitäten definiert werden. Nur wenn die Mechanik und die Sensorik herstellerübergreifend beschrieben sind, ist eine aktive Vernetzung und Kommunikation möglich. Dabei werde auch in Zukunft nicht jedes hydraulisch-mechanische Druckventil eine Digitalelektronik an Board haben und sich mit einer Steuerung oder anderen Ventilen verbinden. Schon ein aufgedruckter QR-Code mit Informationen zu Einstelldaten des Herstellers, Funktionsbeschreibungen oder Informationen zu Ersatzdichtung bedeuteten den ersten Schritt der Vernetzbarkeit.

Hier biete Bosch Rexroth mit dem IAC-R Ventil eine schaltschranklose Motion Control, die vollständig in die Ventilelektronik integriert sei. Sie ist über offene Schnittstellen voll vernetzbar, ebenso wie Servohydraulische Achsen mit einem eigenen dezentralen Fluidkreislauf. In diesen einbaufertigen Achsen bilden Pumpe, Ventile und Zylinder eine Baugruppe, bei der der Maschinenhersteller nur noch Stromversorgung und Führungskommunikation anschließt. Dabei nutzen sie die gleichen Inbetriebnahmetools und Bedienoberflächen und erzeugen damit das gleiche look-and-feel über die Antriebstechnologien. Aber auch bei den klassischen Servoventilen seien noch Verbesserungen möglich. Neue Steckerverstärker mit Pulsweitenmodulation für Schaltventile von Rexroth reduzierten die Oberflächentemperatur der Stecker um mehr als 80 Grad auf gerade einmal 50 Grad. Das sei besonders für Sägelinien interessant, bei denen durch leicht entzündliches Sägemehl Explosionsgefahr besteht.

Im Bereich neuer Materialien und Fertigungstechnologien habe Rexroth die Innovationspipeline gut gefüllt. „Gerade der 3D-Druck von Kernen für gegossene Gehäuse oder der Direktdruck senken den Energieaufwand beim Betrieb von Ventilen enorm“, so Dr. Haack. Musste man bisher im Design des Kerns die Teilbarkeit des Kernwerkszugs berücksichtigen, so sei dies beim Kerndruck heute nicht mehr notwendig. „Wir erzielen dadurch andere Kanalgestaltungen, die wiederum geringere Druckverluste ermöglichen und die Energiebilanz verbessern“, unterstreicht der Rexroth-Vorstand die Möglichkeiten. Bei einem Ventil mit einem Durchfluss 10.000 l/min leiste die Reduzierung des Strömungswiderstandes um zehn bis 20 Prozent einen enormen Beitrag, die Betriebskosten zu reduzieren.

„Das Thema Industrie 4.0 hat mit Sicherheit das Potenzial, ein Megatrend zu sein“, meint auch Michael Esser. Hier böte Parker entsprechende Funktionalität bereits in Standardprodukten an – beispielsweise die Anbindung von Ventilen an die Bus-Kommunikation sei eine der technischen Voraussetzungen dafür. Grundsetzlich seien Trends wie multifunktionale Ventile, Modularisierung, neue Werkstoffe, Energieeffizienz, Miniaturisierung sowie digitale Ventile für Parker relevant. Einige der Themen seien aber auch nur für die Mobilhydraulik von Belang, andere würden vermutlich nur ein Nischendasein fristen, so Esser.

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